Schlank & stark
Einigen Herstellern eilt der Ruf voraus, immer wieder für eine Überraschung gut zu sein. Die neue Veritas p3 Style will besonders mit einer erwachsenen audiophilen Klangperformance aus einer schlanken Säule überraschen.
Phonar Akustik, eine kleine aber feine LautsprecherManufaktur aus dem äußersten Norden von Deutschland, überzeugte in der Vergangenheit immer wieder mit ihren durchdachten und klangvollen Erzeugnissen. Das markanteste Merkmal der Lautsprecher, die in Tarp, einem kleinen Ort vor den Toren Flensburgs, gefertigt werden, waren bislang die leicht nach hinten geneigten Gehäuse, die sowohl stehenden Wellen entgegenwirken als auch Laufzeitdifferenzen zwischen den Treibern ausgleichen sollen.
Bei der neuen Veritas- StyleSerie verzichtet Phonar nun auf die schräge Form und setzt stattdessen auf ein minimalistisches Design mit geraden Linien und klaren Konturen. So auch bei der Veritas p3 Style, die trotz einer Höhe von 1,07 m angenehm unaufdringlich wirkt. Mit ihrem schmalen MDF- Gehäuse, das entweder mit schwarzem oder weißem Schlei ack veredelt wird, orientiert sie sich am modernen Einrichtungsstil und fügt sich unauffällig in ihre Umgebung ein. Ein willkommener Nebeneffekt: Die schlichte Ausführung hält den Fertigungsaufwand für den Lautsprecher und damit den Endpreis im überschaubaren Rahmen.
So unspektakulär die äußere Erscheinung, so interessant ist dagegen das Innenleben der Box. Sie ist als ZweieinhalbWege- System ausgelegt, bei der zwei identische Tief-/ Mitteltöner eine Hochtonkalotte einrahmen. Neben rein optischen Gründen ist das ein handfestes technisches Motiv, weshalb die Veritas p3 Style keine schräge, sondern eine senkrechte Schallwand hat, weil es auf der Hauptachse sonst zu Phasenverschiebungen zwischen den teilweise parallel spielenden Konustreibern kommen würde.
Doppelt hält besser
Im Inneren ist das Gehäuse durch eine Zwischenwand in zwei gleich große Kammern mit je einem eigenen Bassre exrohr aufgeteilt, sodass die beiden Tief-/ Mittel töner exakt gleiche Arbeitsbedingungen vor nden und sich nicht gegenseitig beein ussen. Sie stammen aus dem Sortiment von Peerless, einer renommierten Marke, die ursprünglich dänische Wurzeln hat, aber schon seit einiger Zeit zu Tymphany, einem weltweit operierenden AudiotechnikKonzern gehört.
Die beiden 6,5- Zoll- Treiber besitzen eine mit Polypropylen beschichtete Papiermembran, die der Wiedergabe, vor allem im Bass, ausreichend Gehalt verleihen. Bei 42 Hz greifen die beiden Bass re exrohre ein und holen noch etwas mehr Tiefgang heraus. Der untere Konus klinkt sich dann bei 300 Hz aus und überlässt den Mittenbereich, der bis 3000 Hz reicht, seinem Partner.
Den restlichen Frequenzbereich übernimmt ein Hochtöner von Wavecor, ein weiterer Chassis- Zulieferer, der ebenfalls dänische Wurzeln hat. Die beschichtete Gewebe kalotte weist mit einem Durchmesser von 22 mm ein ungewöhnliches Format auf, das zwischen den sonst üblichen 19- und 26- mmKalotten liegt. Laut Hersteller
lässt sich mit dieser Zwischengröße ein idealer Kompromiss aus Abstrahlcharakteristik, Resonanzverhalten und Leistungsaufnahme erreichen, sodass der Treiber problemlos bereits ab 2 kHz eingesetzt werden kann.
Minimaler Aufwand
Phonar verfolgt bei der Veritas p3 Style den minimalistischen Ansatz also nicht nur optisch, sondern auch technisch. Ein 2,5- Wege- System mit zwei identischen Treibern, die im Bass parallel spielen, lässt sich etwas einfacher auslegen und mit nur einem harten Übergang zwischen Mitten und Höhen auch leichter und vor allem viel homogener abstimmen. Allerdings treibt man die Chassis näher an ihre Leistungsgrenze, als in einem 3- Wege- System, bei dem die Treiber besser auf den jeweiligen Einsatzbereich sepzialisiert sind.
So wird diese Entscheidung am Ende ein Stück weit zu einer Gratwanderung, die Phonar in diesem Fall aber erstaunlich gut gelungen ist. Zwar deuten die Messergebnisse darauf hin, dass die Veritas p3 Style bei höheren Pegeln keine allzu großzügigen Reserven hat, im Praxistest schlug sie sich dennoch mehr als wacker und kam auch bei höherer Lautstärke nicht so schnell aus dem Tritt.
Maximaler Erfolg
Michael Jacksons „ Billie Jean“schüttelte sie dann auch scheinbar mühelos aus dem Ärmel und bewies, dass die beiden Tief-/ Mitteltöner im Duett nicht nur bestimmt, sondern auch präzise agieren können. Dabei ließ sich weit und breit keine Spur von Anstrengung feststellen. Man musste den Verstärker schon ziemlich weit aufdrehen, um die Box tatsächlich in Verlegenheit zu bringen.
Wenn man die Veritas p3 Style nicht gerade in den Grenzbereich jagt, ist sie in der Lage, die Musik extrem exakt auf den Punkt zu bringen. Sie spielt über alle Frequenzen hinwegt wie aus einem Guss, wobei sie einen geschlossenen, absolut stimmigen Gesamteindruck hinterlässt, auch in räumlicher Hinsicht. Anstatt den Raum besonders weit in die Tiefe zu staffeln und die Bühne möglichst breit aufzufächern, liefert sie ein kompaktes Klangbild in natürlicher Dimension, das kein Detail vermissen lässt, aber im ein oder anderen Fall etwas gedrängt wirken kann. Große Orchester werke liegen ihr daher weniger als Rock- und PopProduktionen.
Die Veritas p3 Style ist ein ästhetischer Lautsprecher mit genial einfachem Konzept. Wer mehr Wert auf Musikalität als auf den bloßen Effekt legt, wird seine Freude daran haben.