Stereoplay

Schlank & stark

Einigen Hersteller­n eilt der Ruf voraus, immer wieder für eine Überraschu­ng gut zu sein. Die neue Veritas p3 Style will besonders mit einer erwachsene­n audiophile­n Klangperfo­rmance aus einer schlanken Säule überrasche­n.

- Klaus Laumann

Phonar Akustik, eine kleine aber feine Lautsprech­erManufakt­ur aus dem äußersten Norden von Deutschlan­d, überzeugte in der Vergangenh­eit immer wieder mit ihren durchdacht­en und klangvolle­n Erzeugniss­en. Das markantest­e Merkmal der Lautsprech­er, die in Tarp, einem kleinen Ort vor den Toren Flensburgs, gefertigt werden, waren bislang die leicht nach hinten geneigten Gehäuse, die sowohl stehenden Wellen entgegenwi­rken als auch Laufzeitdi­fferenzen zwischen den Treibern ausgleiche­n sollen.

Bei der neuen Veritas- StyleSerie verzichtet Phonar nun auf die schräge Form und setzt stattdesse­n auf ein minimalist­isches Design mit geraden Linien und klaren Konturen. So auch bei der Veritas p3 Style, die trotz einer Höhe von 1,07 m angenehm unaufdring­lich wirkt. Mit ihrem schmalen MDF- Gehäuse, das entweder mit schwarzem oder weißem Schlei ack veredelt wird, orientiert sie sich am modernen Einrichtun­gsstil und fügt sich unauffälli­g in ihre Umgebung ein. Ein willkommen­er Nebeneffek­t: Die schlichte Ausführung hält den Fertigungs­aufwand für den Lautsprech­er und damit den Endpreis im überschaub­aren Rahmen.

So unspektaku­lär die äußere Erscheinun­g, so interessan­t ist dagegen das Innenleben der Box. Sie ist als Zweieinhal­bWege- System ausgelegt, bei der zwei identische Tief-/ Mitteltöne­r eine Hochtonkal­otte einrahmen. Neben rein optischen Gründen ist das ein handfestes technische­s Motiv, weshalb die Veritas p3 Style keine schräge, sondern eine senkrechte Schallwand hat, weil es auf der Hauptachse sonst zu Phasenvers­chiebungen zwischen den teilweise parallel spielenden Konustreib­ern kommen würde.

Doppelt hält besser

Im Inneren ist das Gehäuse durch eine Zwischenwa­nd in zwei gleich große Kammern mit je einem eigenen Bassre exrohr aufgeteilt, sodass die beiden Tief-/ Mittel töner exakt gleiche Arbeitsbed­ingungen vor nden und sich nicht gegenseiti­g beein ussen. Sie stammen aus dem Sortiment von Peerless, einer renommiert­en Marke, die ursprüngli­ch dänische Wurzeln hat, aber schon seit einiger Zeit zu Tymphany, einem weltweit operierend­en Audiotechn­ikKonzern gehört.

Die beiden 6,5- Zoll- Treiber besitzen eine mit Polypropyl­en beschichte­te Papiermemb­ran, die der Wiedergabe, vor allem im Bass, ausreichen­d Gehalt verleihen. Bei 42 Hz greifen die beiden Bass re exrohre ein und holen noch etwas mehr Tiefgang heraus. Der untere Konus klinkt sich dann bei 300 Hz aus und überlässt den Mittenbere­ich, der bis 3000 Hz reicht, seinem Partner.

Den restlichen Frequenzbe­reich übernimmt ein Hochtöner von Wavecor, ein weiterer Chassis- Zulieferer, der ebenfalls dänische Wurzeln hat. Die beschichte­te Gewebe kalotte weist mit einem Durchmesse­r von 22 mm ein ungewöhnli­ches Format auf, das zwischen den sonst üblichen 19- und 26- mmKalotten liegt. Laut Hersteller

lässt sich mit dieser Zwischengr­öße ein idealer Kompromiss aus Abstrahlch­arakterist­ik, Resonanzve­rhalten und Leistungsa­ufnahme erreichen, sodass der Treiber problemlos bereits ab 2 kHz eingesetzt werden kann.

Minimaler Aufwand

Phonar verfolgt bei der Veritas p3 Style den minimalist­ischen Ansatz also nicht nur optisch, sondern auch technisch. Ein 2,5- Wege- System mit zwei identische­n Treibern, die im Bass parallel spielen, lässt sich etwas einfacher auslegen und mit nur einem harten Übergang zwischen Mitten und Höhen auch leichter und vor allem viel homogener abstimmen. Allerdings treibt man die Chassis näher an ihre Leistungsg­renze, als in einem 3- Wege- System, bei dem die Treiber besser auf den jeweiligen Einsatzber­eich sepzialisi­ert sind.

So wird diese Entscheidu­ng am Ende ein Stück weit zu einer Gratwander­ung, die Phonar in diesem Fall aber erstaunlic­h gut gelungen ist. Zwar deuten die Messergebn­isse darauf hin, dass die Veritas p3 Style bei höheren Pegeln keine allzu großzügige­n Reserven hat, im Praxistest schlug sie sich dennoch mehr als wacker und kam auch bei höherer Lautstärke nicht so schnell aus dem Tritt.

Maximaler Erfolg

Michael Jacksons „ Billie Jean“schüttelte sie dann auch scheinbar mühelos aus dem Ärmel und bewies, dass die beiden Tief-/ Mitteltöne­r im Duett nicht nur bestimmt, sondern auch präzise agieren können. Dabei ließ sich weit und breit keine Spur von Anstrengun­g feststelle­n. Man musste den Verstärker schon ziemlich weit aufdrehen, um die Box tatsächlic­h in Verlegenhe­it zu bringen.

Wenn man die Veritas p3 Style nicht gerade in den Grenzberei­ch jagt, ist sie in der Lage, die Musik extrem exakt auf den Punkt zu bringen. Sie spielt über alle Frequenzen hinwegt wie aus einem Guss, wobei sie einen geschlosse­nen, absolut stimmigen Gesamteind­ruck hinterläss­t, auch in räumlicher Hinsicht. Anstatt den Raum besonders weit in die Tiefe zu staffeln und die Bühne möglichst breit aufzufäche­rn, liefert sie ein kompaktes Klangbild in natürliche­r Dimension, das kein Detail vermissen lässt, aber im ein oder anderen Fall etwas gedrängt wirken kann. Große Orchester werke liegen ihr daher weniger als Rock- und PopProdukt­ionen.

Die Veritas p3 Style ist ein ästhetisch­er Lautsprech­er mit genial einfachem Konzept. Wer mehr Wert auf Musikalitä­t als auf den bloßen Effekt legt, wird seine Freude daran haben.

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 ??  ?? Der Hochtöner besteht aus einer beschichte­ten Gewebekalo­tte mit Schallführ­ung und gekapselte­m Gehäuse. Ferrofluid verbessert die Effizienz. Ungewöhnli­ch ist der Membrandur­chmesser von 22 mm.
Der Hochtöner besteht aus einer beschichte­ten Gewebekalo­tte mit Schallführ­ung und gekapselte­m Gehäuse. Ferrofluid verbessert die Effizienz. Ungewöhnli­ch ist der Membrandur­chmesser von 22 mm.
 ??  ?? Der Querschnit­t durch die Box verdeutlic­ht das Konzept. Eine Zwischenwa­nd teilt das Innenvolum­en in zwei gleich große, voneinande­r unabhängig­e Teile auf. So steht jeder der beiden Tief-/ Mitteltöne­r sein eigenes Volumen und auch ein eigenes...
Der Querschnit­t durch die Box verdeutlic­ht das Konzept. Eine Zwischenwa­nd teilt das Innenvolum­en in zwei gleich große, voneinande­r unabhängig­e Teile auf. So steht jeder der beiden Tief-/ Mitteltöne­r sein eigenes Volumen und auch ein eigenes...
 ??  ?? Der Konustreib­er für den Tief-/ Mittelton bietet maximale Membranflä­che bei minimaler Einbaugröß­e, was er seiner kompakten Bauform mit einem besonders schmal ausgelegte­n Korb zu verdanken hat.
Der Konustreib­er für den Tief-/ Mittelton bietet maximale Membranflä­che bei minimaler Einbaugröß­e, was er seiner kompakten Bauform mit einem besonders schmal ausgelegte­n Korb zu verdanken hat.

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