Stereoplay

CD Reference Recordings

Sie wollen ihre Anlage mal wieder richtig herausford­ern? Mit greifbar präsenten Stimmen, irrwitzige­r Dynamik und Bässen aus dem tiefsten Keller? stereoplay hätte da was: elf Aufnahmen des legendären US- Labels Reference Recordings, die es in sich haben.

- Lothar Brandt

Sie wollen ihre Anlage mal wieder richtig fordern? Mit greifbaren Stimmen, irrer Dynamik und Bässen aus dem tiefsten Keller? stereoplay hat was für Sie: elf Aufnahmen des legendären US- Labels Reference Recordings, die es in sich haben.

Wenn stereoplay feiert, dann fordert das. In dieser Ausgabe zelebriert die Redaktion das 35- jährige Jubiläum der Compact Disc – und Chefredakt­eur Malte Ruhnke fand zudem heraus, dass die Tradition wohlklinge­nder BegleitCDs zum Heft auch schon 20 Jahre währt und dazu jetzt die 50. Scheibe an der Reihe ist. Daran nicht gänzlich unbeteilig­t: der Autor. Der den Dank von Seite 3 gerne zurückgibt.

Das Triple- Jubiläum forderte ihn natürlich heraus. Also ließ er Drähte bis über den großen Teich glühen, um mit Reference Recordings einen Partner zu gewinnen, der gleich mehrere Kriterien für eine würdige Jubiläums- CD erfüllte. Erstens reicht die eigene Historie mit Gründungsj­ahr 1976 noch weiter zurück als die von stereo

play. Zweitens hat Reference Recordings mit seinem charismati­schen Mitgründer und Technische­m Direktor „ Professor“Keith O. Johnson von Anbeginn nach bestmöglic­hem Klang auf Tonträgern gestrebt.

Drittens zählt Reference Recordings zu den Pionieren in Sachen wirklich audiophile­r CDs – nicht umsonst zählten frühe Silbersche­iben der Kalifornie­r von Beginn an zum CDPlayer-Hörtest- Repertoire in

stereoplay. Und viertens ruht man sich in San Francisco nicht auf frühen Lorbeeren aus – und bietet von SACDs über HRx Discs ( 24 Bit / 176,4 kHz auf DVD Audio), HiRes Downloads für PCM und DSD in Stereo und Surround bis hin zu „ Reference Mastercut LPs“alles an, was das audiophile Herz an wohlklinge­ndem Stoff begehrt.

Herz, Kopf und Seele von Reference Recordings ist Keith Osma Johnson. Der zweite Vorname steht für die Wurzeln seiner Familie mütterlich­erseits, die in Burga de Osma in Spa- nien liegen. Womit auch das meist zu ndende „ O.“in seinem Namen und das Kürzel „ KOJ“geklärt wären. Der branchenüb­liche Spitzname „ Professor“rührt dagegen wohl eher von seinem waschechte­n NerdAusseh­en, der obsessiven Tüftelei und dem enormen Wissen, mit dem der Head Recording Engineer seine mittlerwei­le circa 140 Aufnahmen fuhr.

Old School, Own School

Und das macht der Meister, selber ein passabler Tasteninst­rumente-Spieler, nach eigenem Bekunden „ Old School“, besser wohl: „ Own School“. Schon in

frühesten Tagen modi zierte er eine analoge Dreispur- Bandmaschi­ne. Gerne nutzt er noch heute für 40- bis 60-Mannorches­ter den berühmten „ Decca Tree“zur Mikrofonau­srichtung. Klares Credo: „ Ich mache nie Multi- Mikrofonie mit MonoMikrof­onen, ich nehme Mehrkanal, nicht Mehrspur auf“. Und: „ Keine Overdubs“.

Seinen noch heute genutzten AchtkanalM­ixer hat er selbst gebaut, desgleiche­n die Mikrofonvo­rverstärke­r, und an die meisten

Mikrofone hat er selber noch Hand angelegt. Er nimmt heute grundsätzl­ich mit 24 Bit Wortbreite und 176,4 Kilohertz Abtastfreq­uenz auf, wobei er mit High De nition Compatible Digital encodiert. HDCD hat der passionier­te Mittelstre­ckenläufer Johnson 1995 gemeinsam mit Michael „ P ash“P aumer entwickelt und dafür 1996 Paci c Microsonic­s gegründet, um eine höhere, 20- Bit- nahe Au ösung des 16- Bit- Formats Compact Disc zu erreichen. Der entspreche­nde Decoder- Chip ndet sich zwar nur in wenigen aktuellen CD- Playern, aber Microsoft, das Paci c microsonic­s 2000 kaufte, setzt es in seinem Windows Media Player ein. Dank voller Abwärtskom­patibilitä­t laufen HDCD- CDs indes problemlos in jedem CD- Laufwerk.

Und das wird seine helle Freude an den „ References of Reference Recor-

dings“haben. Ob das auch für die angeschlos­senen Verstärker und Lautsprech­er gilt, hängt von deren Nehmer- und GeberQuali­täten ab. stereoplay jedenfalls warnt eindringli­ch vor allzu beherztem Rechts- Drehen am Lautstärke­steller.

High Dynamic, Deep Bass

Johnsons Spezialitä­t sind phonstarke Bläser- Ensembles, Rie- senorchest­er und gewaltige Orgeln. Nur wenige bekommen deren markerschü­tternde Dynamik so hin. Wer leise Stellen aufdreht, kann im Fortissimo leicht mal das Equipment über- fordern. Und richtig tiefe Bässe sind keine Seltenheit. Wir haben es beim Mastern nachgeprüf­t: Vor allem Track 11 dringt tief in die Subkontra- Oktave 16,4 bis 32,8 Hertz.

 ??  ?? „ Professor“Keith Johnson ( links) beim Setup seiner Mikrofone für Doug MacLeods Band. Im Vordergrun­d die röhrenvers­tärkten Neumann- M150- Mikrofone und diverse Sennheiser­s.
„ Professor“Keith Johnson ( links) beim Setup seiner Mikrofone für Doug MacLeods Band. Im Vordergrun­d die röhrenvers­tärkten Neumann- M150- Mikrofone und diverse Sennheiser­s.
 ??  ?? Reinaldo Brahn aus Belo Horizonte versteht sich bestens auf „ Brasiliero Soul“.
Reinaldo Brahn aus Belo Horizonte versteht sich bestens auf „ Brasiliero Soul“.
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 ??  ?? Ob großorches­trale Wucht mit dem San Francisco Ballet Orchestra ( großes Bild oben) oder intime Blues- Präsenz mit Doug MacLeod: Reference Recorder Keith Johnson nimmt alles grandios auf.
Ob großorches­trale Wucht mit dem San Francisco Ballet Orchestra ( großes Bild oben) oder intime Blues- Präsenz mit Doug MacLeod: Reference Recorder Keith Johnson nimmt alles grandios auf.
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 ??  ?? Das stete Streben nach Topklang brachte dem in der gesamten Branche nur „ Professor“genannten Toningenie­ur viele Auszeichnu­ngen. Hier mit „ Grammy“im Jahr 2011.
Das stete Streben nach Topklang brachte dem in der gesamten Branche nur „ Professor“genannten Toningenie­ur viele Auszeichnu­ngen. Hier mit „ Grammy“im Jahr 2011.
 ??  ?? Schon in jungen Jahren baute Keith O. Johnson selber Tonbandger­äte beziehungs­weise deren Elektronik. Hier tüftelt er bei Gauss Electrophy­sics, die er auch gründete.
Schon in jungen Jahren baute Keith O. Johnson selber Tonbandger­äte beziehungs­weise deren Elektronik. Hier tüftelt er bei Gauss Electrophy­sics, die er auch gründete.
 ??  ?? Die Australier­in Fiona Boyes hat den Blues und huldigt schon mit dem Titel der CD „ Professin’ The Blues“ihrem begnadeten Soundingen­ieur Keith Johnson.
Die Australier­in Fiona Boyes hat den Blues und huldigt schon mit dem Titel der CD „ Professin’ The Blues“ihrem begnadeten Soundingen­ieur Keith Johnson.
 ??  ?? Noch heute operiert der „ Professor“gerne am offenen Herzen und kontrollie­rt sein Equipment mit eigenen Händen, Ohren und Augen am Mess - Equipment.
Noch heute operiert der „ Professor“gerne am offenen Herzen und kontrollie­rt sein Equipment mit eigenen Händen, Ohren und Augen am Mess - Equipment.

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