ELAC Uni- Fi BS 5
Vor zweieinhalb Jahren schloss sich der Lautsprecher- Entwickler Dr. Andrew Jones der deutschen Boxenmanufaktur ELAC an. Ersterer gilt dank seiner Entwicklungen bei KEF und Pioneer/ TAD als einer der besten Koaxial- Spezialisten überhaupt, und ELAC war gerade ins Koax- Segment eingestiegen. Mit der Uni- FiSerie kam dann die erste Boxenserie mit Punktstrahler aus Jones‘ Entwicklung auf den Markt, und das zu erstaunlich günstigen Preisen. Die BS 5 ( BS steht für Bookshelf) kostet gerade einmal 700 Euro das Paar und bietet doch eine technologisch äußerst aufwendige Lösung und trotz ihrer kompakten Maße Drei- Wege- Technik mit entsprechendem Aufwand und Kosten, was den Endpreis erstaunlich günstig erscheinen lässt.
Das ist indirekt durch den Koax- Treiber bedingt, der in der BS 5 nur den Mittel- und Hochton reproduziert. Sein Konusring, aus Aluminium gefertigt und innen wie außen mit einem stabilisierenden Falz versehen, misst nämlich nur 10 Zentimeter im Durchmesser und bildet mit dem äußeren Ring, der sich leicht aus der Schallwand erhebt, eine Schallführung für den im Zentrum von einer Kalotte produzierten Hochton. Die Sicke ist deshalb extra ach gebaut, und größere Hübe verbieten sich ebenso wie ein größerer Membrandurchmesser, um das Abstrahlverhalten immer stetig zu halten. So erklärt sich auch die hohe Einsatzfrequenz von 270 Hz. Denn der Hochtöner sitzt innerhalb des Schwingspulenträgers der Mittelton- Konstruktion.
Besonderer Aufwand wurde getrieben, um beide voneinander zu isolieren. So sorgt eine Kombination aus Mini- Wave- guide und speziell geformtem Gitter für eine akustische Trennung und ein möglichst stetiges Abstrahlverhalten im Übergangsbereich. Ein innen liegendes gekapseltes Magnetsystem für den Hochton und ein weit nach hinten gezogener elektromagnetischer Antrieb für den Mittelton verhindern wiederum, dass sich beide Wege per magnetischer Induktion gegenseitig behindern. Entsprechend lang fällt der Spulenträger hinter dem Konus aus; die Sicke hält ihn sehr weit vorne und die Zen trierspinne sehr weit hinten, was einer kolbenförmigen,
taumelfreien Bewegung jedoch eher zuträglich ist.
Hoch- und Tiefton
Der Hochton selbst steigt ab 2700 Hz ein und wird von einer Gewebekalotte produziert, deren innen liegendes Magnetsystem dank Neodym so klein ist, dass sie überhaupt ins Zentrum des Konusantriebs passt.
Den unteren Frequenzbereich übernimmt komplett ein Konustöner des 13- cm- Formats, der mit größerer Sicke und stärkerem Antrieb klar als Tieftöner zu erkennen ist, der aber dank leichter Aluminiummembran auch locker in den unteren Grundtonbereich spielen kann. Ihm hilft ein beidseitig verrundetes Re exrohr im Bereich um 50 Hz, das auf der Rückseite der Kompaktbox direkt über dem Terminal sitzt.
Warm und leise
Die ersten Takte von Wagners Lohengrin- Vorspiel ( dirigiert von Janowski) überwältigen die Tester mit einem weit in die Tiefe gespannten, sehr fein in alle Dimensionen nuancierten Raum, der auch im Tiefton förmlich atmete. Tonal erklangen die Berliner Philharmonie und die gefühlt unendliche Stimmenzahl geteilter Violinen allerdings auch deutlich zu dunkel, als würden hier Bratschen spielen. Dieser schon fast an klassische Breitbänder erinnernde Sound, der dabei durch alle Lagen homogen und stimmig erschien, erforderte eine gewisse Gewöhnungszeit und eine Optimierung der Einwinklung. Im optimierten stereo
play- Hörraum hatten die Streicher auf Tieftönerachse mit 10 Grad Einwinklung bei Hörabstand 1,9 m am meisten Glanz.
Wer sich auf diese warme Tonalität ein wenig einhört – oder einen entsprechend hell klingenden, wenig bedämpften Raum beschallt – wird die Qualitäten der ELAC zu schätzen wissen: So stellt sie Stimmen besonders homogen und tief in den eher dunkel gefärbten Raum. Bei Herbert Grönemeyers Stimme auf seinem „ Unplugged“- Album verschwanden plötzlich die Eigenheiten der Mikrofone, und das Album klang noch eine Spur mehr „ Unplugged“als sonst gewöhnt. Dabei zeigte die ELAC im Mittelton eine hervorragende Transparenz und untermalte das Geschehen mit einem nicht allzu kräftigen, aber erstaunlich tiefen und im Timing bestens eingebundenen Bass.
Harry Belafontes „ Sings The Blues“entfaltete über die BS 5 einen besonders historischen Charme, als sei die Aufnahme schon vor 1958 entstanden. Dieser Blues war mit stampfendem Rhythmus in den Tiefen und etwas gezähmten Gitarren weniger schreiend und aufmüp g, als vielmehr eine Spur langsamer, schwermütiger und damit noch etwas einfühlsamer. Richtig laut durfte es aber nicht werden, sonst bremste die Uni- Fi die Impulse und verlor Transparenz und Übersicht.
Zuweilen harsche Aufnahmen, wie etwa Led Zeppelins „ Kashmir“nahm die BS 5 ein wenig die produktionstechnischen Härten. So gelang der Box zwar kein Durchmarsch, wohl aber eine Empfehlung für warmen Wohlfühlklang mit ExtraPanorama.