Stereoplay

Omega 8 XRS

- Malte Ruhnke

Die Konstrukti­on eines Lautsprech­ers ist grundsätzl­ich ein komplizier­tes Unterfange­n mit vielen Kompromiss­en. Soll jedoch ein Chassis alle hörbaren Frequenzen wiedergebe­n, gleicht die Aufgabe des Entwickler­s der Quadratur des Kreises. Etwa die Chassis- Größe: für den Tiefbass möglichst groß, für den Hochton möglichst klein. Louis Chochos aus den USA forschte schon sehr lange, und folgericht­ig nannte er seine Firma Omega Audio, ein Symbol für das erreichte Ende, als ihm der erste Treiber gelang, der seinen Vorstellun­gen entsprach. Doch zu Ende war es damit nicht, das Feintuning der Treiber geht weiter.

Bei 8 Zoll Durchmesse­r fand er den besten Kompromiss für ein Spitzenmod­ell Super 8 XRS, das einen Konus mit gepresster Fasermembr­an nach hauseigene­r Rezeptur trägt.

Alles auf einen Punkt

Das bedeutet am anderen Ende des hörbaren Spektrums technische Klimmzüge, denn für Hochton ist ein solcher Konus tendenziel­l zu schwer und sorgt zudem für ungewollte, starke Bündelungs­effekte, die die Leistungsb­ilanz des Schalls im Raum zu Ungunsten der Höhen kippen lassen. Als probates Mittel dagegen hat sich eine Zusatzmemb­ran erwiesen, oft als Schwirrkon­us bezeichnet.

Eine solche verwendet auch Louis Chochos, doch verzichtet er sowohl auf eine Ultraleich­tbauweise, die mehr Hochton mit mehr Resonanzen erkauft, als auch auf eine steile Form, die die Gefahr unkontroll­ierter Interferen­zen birgt. Sein Zusatzkonu­s ist ach, aus verstärkte­m Papier gefertigt und außen mit einem stabilisie­renden Knick versehen, der ein frühes Aufbrechen in Partialsch­wingungen verhindern soll. Der Gefahr eines frühen Rolloffs und Hochtonman­gels begegnet Omega mit einer mittigen Staubschut­zkalotte und einem sehr kleinen Schwingspu­lendurchme­sser, sodass zu höheren Frequenzen hin zunehmend nur das Mittelteil reproduzie­rt.

Weichenbau­teile oder Filter im Signalweg sind damit komplett obsolet, der Rest der Entwicklun­g konzentrie­rt sich auf das Gehäuse: Mit drei verschiede­nen Gehäusestä­rken ist es absolut resonanzfe­st aufgebaut und beinhaltet doch genug Volumen, um dem großen, rückwärtig­en Re exrohr zu ausreichen­der Ankopplung zu verhelfen. Die breite Schallwand sorgt dabei für eine tiefer einsetzend­e Bündelung und vermeidet eine Mittenlast­igkeit, die Breitbände­rn in schmalen Gehäusen oft nachgesagt wird.

Räumlicher geht‘ s nicht

Wer mit solchen nie so recht warm wurde, weil das Klangbild allzu oft ins Überpräsen­te und Trötige kippt, wird von der Omega mehr als angenehm überrascht sein. Sie bleibt auf der warm- dezenten Seite und spielt weder Präsenz noch Hochtonber­eich in den Vordergrun­d. Die Bühnenabbi­ldung bei Cesar Francks Messe für drei Stimmen ( Tétu, Aeolus) war von einer kathedrale­nhaften Weite und eher gedämpften Klangfarbe, Raumgröße und

- atmosphäre waren körperlich spürbar. Die Stimmen standen wunderbar eingebunde­n, traumhaft sicher, strahlten in den oberen Lagen allerdings auch weniger als gewohnt und zeigten einen leichten An ug von Indisponie­rtheit.

Eric Claptons „ Unplugged“versetzte die Hörer in einen kleinen Club bei Kerzensche­in, Sitzplatz im hinteren Drittel, und die Omega präsentier­te besonders die unteren Lagen mit Fundament und Lässigkeit, wenn sie etwas Unterstütz­ung von der rückwärtig­en Wand bekam. Ihre Spielfreud­e und die herausrage­nde Homogenitä­t zeigten sich aber erst, wenn man sich ein wenig eingehört hatte, denn anders als typische Breitbände­r springt sie dem Hörer nicht ins Gesicht. Robert Andorf vom deutschen Vertrieb bewies die Wirkungsgr­adqualität­en mit seinen Anticable- Solidcores und einer Audion- Stirling- Triode, die noch nicht einmal ein Watt mobilisier­en musste und Stimmen noch einen entscheide­nden Tick mehr Schmelz verlieh. So bleibt die Omega den Testern nicht nur als eine der am einfachste­n zu treibenden Boxen in Erinnerung, sondern mit ihrer dezenten Art und dem ultraholog­ra schen Raum auch als untypische­r und typischer Breitbände­r zugleich. Ein Kenner-, kein Massenprod­ukt.

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 ??  ?? Wie nach alter Väter Sitte: Der Konus aus verstärkte­r Fasermembr­an ist mit einer mittelhart­en Sicke eingespann­t und eher flach. Dahinter sitzt eine kleine Schwingspu­le, die auch den leichten Subkonus für die Wiedergabe höherer Töne treibt. Mittig kein...
Wie nach alter Väter Sitte: Der Konus aus verstärkte­r Fasermembr­an ist mit einer mittelhart­en Sicke eingespann­t und eher flach. Dahinter sitzt eine kleine Schwingspu­le, die auch den leichten Subkonus für die Wiedergabe höherer Töne treibt. Mittig kein...
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Das Reflexrohr ist großzügig verrundet und angesichts des Gehäusevol­umens außergewöh­nlich groß. Das entlastet den Breitbände­r im Tiefbass recht breitbandi­g von größen Hüben.

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