Omega 8 XRS
Die Konstruktion eines Lautsprechers ist grundsätzlich ein kompliziertes Unterfangen mit vielen Kompromissen. Soll jedoch ein Chassis alle hörbaren Frequenzen wiedergeben, gleicht die Aufgabe des Entwicklers der Quadratur des Kreises. Etwa die Chassis- Größe: für den Tiefbass möglichst groß, für den Hochton möglichst klein. Louis Chochos aus den USA forschte schon sehr lange, und folgerichtig nannte er seine Firma Omega Audio, ein Symbol für das erreichte Ende, als ihm der erste Treiber gelang, der seinen Vorstellungen entsprach. Doch zu Ende war es damit nicht, das Feintuning der Treiber geht weiter.
Bei 8 Zoll Durchmesser fand er den besten Kompromiss für ein Spitzenmodell Super 8 XRS, das einen Konus mit gepresster Fasermembran nach hauseigener Rezeptur trägt.
Alles auf einen Punkt
Das bedeutet am anderen Ende des hörbaren Spektrums technische Klimmzüge, denn für Hochton ist ein solcher Konus tendenziell zu schwer und sorgt zudem für ungewollte, starke Bündelungseffekte, die die Leistungsbilanz des Schalls im Raum zu Ungunsten der Höhen kippen lassen. Als probates Mittel dagegen hat sich eine Zusatzmembran erwiesen, oft als Schwirrkonus bezeichnet.
Eine solche verwendet auch Louis Chochos, doch verzichtet er sowohl auf eine Ultraleichtbauweise, die mehr Hochton mit mehr Resonanzen erkauft, als auch auf eine steile Form, die die Gefahr unkontrollierter Interferenzen birgt. Sein Zusatzkonus ist ach, aus verstärktem Papier gefertigt und außen mit einem stabilisierenden Knick versehen, der ein frühes Aufbrechen in Partialschwingungen verhindern soll. Der Gefahr eines frühen Rolloffs und Hochtonmangels begegnet Omega mit einer mittigen Staubschutzkalotte und einem sehr kleinen Schwingspulendurchmesser, sodass zu höheren Frequenzen hin zunehmend nur das Mittelteil reproduziert.
Weichenbauteile oder Filter im Signalweg sind damit komplett obsolet, der Rest der Entwicklung konzentriert sich auf das Gehäuse: Mit drei verschiedenen Gehäusestärken ist es absolut resonanzfest aufgebaut und beinhaltet doch genug Volumen, um dem großen, rückwärtigen Re exrohr zu ausreichender Ankopplung zu verhelfen. Die breite Schallwand sorgt dabei für eine tiefer einsetzende Bündelung und vermeidet eine Mittenlastigkeit, die Breitbändern in schmalen Gehäusen oft nachgesagt wird.
Räumlicher geht‘ s nicht
Wer mit solchen nie so recht warm wurde, weil das Klangbild allzu oft ins Überpräsente und Trötige kippt, wird von der Omega mehr als angenehm überrascht sein. Sie bleibt auf der warm- dezenten Seite und spielt weder Präsenz noch Hochtonbereich in den Vordergrund. Die Bühnenabbildung bei Cesar Francks Messe für drei Stimmen ( Tétu, Aeolus) war von einer kathedralenhaften Weite und eher gedämpften Klangfarbe, Raumgröße und
- atmosphäre waren körperlich spürbar. Die Stimmen standen wunderbar eingebunden, traumhaft sicher, strahlten in den oberen Lagen allerdings auch weniger als gewohnt und zeigten einen leichten An ug von Indisponiertheit.
Eric Claptons „ Unplugged“versetzte die Hörer in einen kleinen Club bei Kerzenschein, Sitzplatz im hinteren Drittel, und die Omega präsentierte besonders die unteren Lagen mit Fundament und Lässigkeit, wenn sie etwas Unterstützung von der rückwärtigen Wand bekam. Ihre Spielfreude und die herausragende Homogenität zeigten sich aber erst, wenn man sich ein wenig eingehört hatte, denn anders als typische Breitbänder springt sie dem Hörer nicht ins Gesicht. Robert Andorf vom deutschen Vertrieb bewies die Wirkungsgradqualitäten mit seinen Anticable- Solidcores und einer Audion- Stirling- Triode, die noch nicht einmal ein Watt mobilisieren musste und Stimmen noch einen entscheidenden Tick mehr Schmelz verlieh. So bleibt die Omega den Testern nicht nur als eine der am einfachsten zu treibenden Boxen in Erinnerung, sondern mit ihrer dezenten Art und dem ultrahologra schen Raum auch als untypischer und typischer Breitbänder zugleich. Ein Kenner-, kein Massenprodukt.