Acoustic Energy AE 109
Die Zeiten, in denen Britannien über die Meere herrschte, sind vorbei. Die Regeln des Boxenbaus beherrschen sie noch immer wie aus dem Lehrbuch.
Eine Volksweisheit besagt: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Daran erinnerte uns die AE 109 von Acoustic Energy. Im letzten Jahr betörte uns bereits die kleine Schwester AE 100, die sich der gleichen Treiber bediente.
In der Standsäule kommt der 4- Zoll- Tief-/ Mitteltöner allerdings zweimal vor. So ganz auf das gesteigerte Gehäusevolumen wollten sich die Briten offenbar nicht verlassen, um für mehr als den doppelten Preis ein Plus an Performance zu bieten. Dabei kam schon die nur 27 cm hohe AE 100 erstaunlich tief in den Frequenzkeller. Ihre untere Grenzfrequenz lag bei 55 Hz/- 6 dB. Solche Werte erreichen gewöhnlich nur große Lautsprecher. Allerdings zahlte die AE 100 dafür einen Preis: Sie konnte zwar tief, aber nicht übermäßig laut. Bei 93 dB stieß sie an die Grenzen der Belastbarkeit.
Die 80 cm hohe AE 109 verkraftet dagegen Maximalpegel von 105 dB. Mehr noch: Bei 95 dB tritt überhaupt erst etwas Klirr oberhalb der Messgrenze in Erscheinung. Für optimale Performance vertrauen ihre beiden 10,2- cm- Tieftöner wie bei der AE 100 auf Bassre ex- Unterstützung durch einen schlitzförmigen Port auf der Rückseite: ein Konzept, das Strömungsgeräusche durch großen Querschnitt und die Verbannung von der Schallwand möglichst gering halten soll.
Feine Treiber
Die mit beschichteten Papiermembranen und markanten kegelförmigen Staubschutzkappen ausgestatteten 4- Zöller der AE100- Serie zeichnen sich durch ein verbessertes, sehr starkes Antriebssystem aus. In der AE 109 arbeiten sie nach dem 2,5- Wege- Prinzip; sprich: nur der untere Treiber läuft ohne Begrenzung bis zum - 6- dB- Punkt, der bei bemerkenswerten 41 Hz liegt. Wie in der Serie üblich, sorgen Blenden für einen nahtlosen Übergang zur Schallwand des 1,8 cm starken MDF- Gehäuses. Nicht nur dessen Gestaltung lehnt sich an die Reference- Reihe an, auch der Hochtöner weckt mit seiner Wide Dispersion Technology ( WDT) Erinnerungen an die Elite von Acoustic Energy.
Der Waveguide der AE 109 ist eine Weiterentwicklung der in der ReferenceSerie eingesetzten DXTLinse. Mit ihm wollen die Briten eine bessere akusti-
sche Ankopplung an den Raum und einen gleichmäßigen Übergang zur Tief-/ Mittelton- Sektion erreichen. Darüber hinaus sollen die Maßnahmen für eine stabilere Abbildung mit einer breiterem Hörzone sorgen. Im Bereich der Übergangsfrequenz gibt es beim Abstrahlverhalten in der Waagerechten nichts zu kritisieren, in der Senkrechten lediglich eine minimale Delle außerhalb der Achse. Erst am oberen Ende des Hörbereichs beginnt die 2,8- cm- Seidenkalotte nennenswert zu bündeln.
Doch Acoustic Energy baut bei aller Strahlkraft der nüchternen Zahlen Boxen, die emotional einen starken Eindruck hinterlassen. Das gilt für die AE 109 sogar noch in Verbindung mit einer Extraportion Natürlichkeit. Die proper verarbeitete Standsäule überzeugte auf Anhieb. Der positive Eindruck blieb ohne Abstriche auch nach stundenlangem Hören mit Musik aus den Bereichen Rock, Jazz und Klassik erhalten. Die AE 109 vereint die famose Homogenität und unverfärbte Natürlichkeit der AE 100 mit einem dicken Plus an Pegelreserven und Tiefgang.
Anders als das „ Mauerblümchen“( stereoplay 7/ 17 über die AE 100) braucht die Standbox keine Wand im Rücken, um die unteren Oktaven ähnlich beeindruckend und vollständig auszuloten wie den äußerst farbenprächtigen Mitteltonbereich. Gerade für fragile Stimmen oder Naturinstrumente – von der authentischen akustischen Gitarre bis zum knackig dargebotenen Schlagzeug – ist die AE 109 erste Wahl. Schließlich transportiert sie als Bonus noch akribisch die Atmosphäre des Aufnahmeraums. Die Britin ist jeden Cent wert.