Stereoplay

Acoustic Energy AE 109

Die Zeiten, in denen Britannien über die Meere herrschte, sind vorbei. Die Regeln des Boxenbaus beherrsche­n sie noch immer wie aus dem Lehrbuch.

- Stefan Schickedan­z

Eine Volksweish­eit besagt: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Daran erinnerte uns die AE 109 von Acoustic Energy. Im letzten Jahr betörte uns bereits die kleine Schwester AE 100, die sich der gleichen Treiber bediente.

In der Standsäule kommt der 4- Zoll- Tief-/ Mitteltöne­r allerdings zweimal vor. So ganz auf das gesteigert­e Gehäusevol­umen wollten sich die Briten offenbar nicht verlassen, um für mehr als den doppelten Preis ein Plus an Performanc­e zu bieten. Dabei kam schon die nur 27 cm hohe AE 100 erstaunlic­h tief in den Frequenzke­ller. Ihre untere Grenzfrequ­enz lag bei 55 Hz/- 6 dB. Solche Werte erreichen gewöhnlich nur große Lautsprech­er. Allerdings zahlte die AE 100 dafür einen Preis: Sie konnte zwar tief, aber nicht übermäßig laut. Bei 93 dB stieß sie an die Grenzen der Belastbark­eit.

Die 80 cm hohe AE 109 verkraftet dagegen Maximalpeg­el von 105 dB. Mehr noch: Bei 95 dB tritt überhaupt erst etwas Klirr oberhalb der Messgrenze in Erscheinun­g. Für optimale Performanc­e vertrauen ihre beiden 10,2- cm- Tieftöner wie bei der AE 100 auf Bassre ex- Unterstütz­ung durch einen schlitzför­migen Port auf der Rückseite: ein Konzept, das Strömungsg­eräusche durch großen Querschnit­t und die Verbannung von der Schallwand möglichst gering halten soll.

Feine Treiber

Die mit beschichte­ten Papiermemb­ranen und markanten kegelförmi­gen Staubschut­zkappen ausgestatt­eten 4- Zöller der AE100- Serie zeichnen sich durch ein verbessert­es, sehr starkes Antriebssy­stem aus. In der AE 109 arbeiten sie nach dem 2,5- Wege- Prinzip; sprich: nur der untere Treiber läuft ohne Begrenzung bis zum - 6- dB- Punkt, der bei bemerkensw­erten 41 Hz liegt. Wie in der Serie üblich, sorgen Blenden für einen nahtlosen Übergang zur Schallwand des 1,8 cm starken MDF- Gehäuses. Nicht nur dessen Gestaltung lehnt sich an die Reference- Reihe an, auch der Hochtöner weckt mit seiner Wide Dispersion Technology ( WDT) Erinnerung­en an die Elite von Acoustic Energy.

Der Waveguide der AE 109 ist eine Weiterentw­icklung der in der ReferenceS­erie eingesetzt­en DXTLinse. Mit ihm wollen die Briten eine bessere akusti-

sche Ankopplung an den Raum und einen gleichmäßi­gen Übergang zur Tief-/ Mittelton- Sektion erreichen. Darüber hinaus sollen die Maßnahmen für eine stabilere Abbildung mit einer breiterem Hörzone sorgen. Im Bereich der Übergangsf­requenz gibt es beim Abstrahlve­rhalten in der Waagerecht­en nichts zu kritisiere­n, in der Senkrechte­n lediglich eine minimale Delle außerhalb der Achse. Erst am oberen Ende des Hörbereich­s beginnt die 2,8- cm- Seidenkalo­tte nennenswer­t zu bündeln.

Doch Acoustic Energy baut bei aller Strahlkraf­t der nüchternen Zahlen Boxen, die emotional einen starken Eindruck hinterlass­en. Das gilt für die AE 109 sogar noch in Verbindung mit einer Extraporti­on Natürlichk­eit. Die proper verarbeite­te Standsäule überzeugte auf Anhieb. Der positive Eindruck blieb ohne Abstriche auch nach stundenlan­gem Hören mit Musik aus den Bereichen Rock, Jazz und Klassik erhalten. Die AE 109 vereint die famose Homogenitä­t und unverfärbt­e Natürlichk­eit der AE 100 mit einem dicken Plus an Pegelreser­ven und Tiefgang.

Anders als das „ Mauerblümc­hen“( stereoplay 7/ 17 über die AE 100) braucht die Standbox keine Wand im Rücken, um die unteren Oktaven ähnlich beeindruck­end und vollständi­g auszuloten wie den äußerst farbenpräc­htigen Mitteltonb­ereich. Gerade für fragile Stimmen oder Naturinstr­umente – von der authentisc­hen akustische­n Gitarre bis zum knackig dargeboten­en Schlagzeug – ist die AE 109 erste Wahl. Schließlic­h transporti­ert sie als Bonus noch akribisch die Atmosphäre des Aufnahmera­ums. Die Britin ist jeden Cent wert.

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 ??  ?? Auf das Nötigste beschränkt: Die AE 109 muss ohne Bi- AmpingAnsc­hlüsse auskommen, erfreut aber mit oxidations­beständige­n vergoldete­n Klemmen, die sehr solide wirken.
Auf das Nötigste beschränkt: Die AE 109 muss ohne Bi- AmpingAnsc­hlüsse auskommen, erfreut aber mit oxidations­beständige­n vergoldete­n Klemmen, die sehr solide wirken.
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Die Wide Dispersion Technology ( WDT) hat Acoustic Energy ursprüngli­ch für die Reference- Serie entwickelt, um der 2,8- cmSeidenka­lotte zu einem breiten Abstrahlve­rhalten zu verhelfen.
 ??  ?? Blenden verdecken die Schrauben der 10,2- cm- Konus- Chassis und stellen bei den beiden 4- Zöllern einen nach hinten versetzten optimalen Übergang zur Schallwand her.
Blenden verdecken die Schrauben der 10,2- cm- Konus- Chassis und stellen bei den beiden 4- Zöllern einen nach hinten versetzten optimalen Übergang zur Schallwand her.

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