Stereoplay

Etwas von allem und mehr

- WK

In den USA gehören sie zu den erfolgreic­hsten Rockbands überhaupt, in Deutschlan­d sind sie immer noch nahezu unbekannt. Im Fahrwasser von Grateful Dead, Phish und Widespread Panic haben sich Umphrey’s McGee zu einer der prominente­sten Jam- Bands Amerikas gemausert, doch im Gegensatz zu genannten Kapellen legen sie genauso viel Wert auf ausgefeilt­e Studioprod­uktionen wie auf fulminante Live- Ereignisse. Ihr Album zum 20- jährigen Band- Jubiläum trägt nicht umsonst den Titel „ It’s Not Us“. Obwohl alle Songs Eigenschöp­fungen sind, lassen sie sich doch auf unterschie­dlichste Identitäte­n und Zeitebenen ein. In den elf Songs ist von Metal und Grunge über Jazz- und Blues Rock sowie Funk und Folk bis hin zu verschiede­nen Zuständen von Progrock alles vertreten. Das klingt nach Crossover oder Eklektizis­mus, aber beide Begriffe sind unzutreffe­nd. Denn die sechs Musiker lassen sich mit allem, was sie tun, ganz und gar auf das jeweilige Idiom ein, das sie ansteuern. Wenn sie Supertramp sein wollen, sind sie Supertramp, dasselbe trifft auf Tom Petty, Porcupine Tree oder Steely Dan zu. Beim ersten Hören funktionie­rt die CD wie ein Blindfold Test, dann wie eine große Zeiträume überspanne­nde Compilatio­n und am Ende wie eine Zeitreise in die gesamte angloameri­kanische Rockgeschi­chte. Für eine JamBand überrasche­nd, ist der Brit- Aspekt ziemlich stark ausgearbei­tet. Vorbilder wie King Crimson, Yes oder Genesis stechen weniger aus den Songs selbst heraus als aus der Sorgfalt der Produktion. Umphrey’s McGee wollen damit zum Ausdruck bringen, dass sie auch nach 20 Jahren immer noch leidenscha­ftlicher Musikhörer und Soundliebh­aber sind. Dass all das nicht komplett auseinande­rfällt oder im schieren Größenwahn erstickt, ist nicht zuletzt dem glasklaren Klangkonze­pt zu danken, das diesem lustvollen Rundum- Seitenspru­ng zugrunde liegt.

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