Stereoplay

Niemand bestückt Platinen

schöner als Helmut Brinkmann, der Mann hinter dem D/ A- Wandler Nyquist.

- Roland Kraft

Brinkmanns Nyquist ist nicht nur ein DAC, sondern er besitzt darüber hinaus gehobene Streaming- Fähigkeite­n. Und damit ist der Nyquist dafür prädestini­ert, etwa zusammen mit einem NAS im Hausnetz als digitales Zentrum einer gehobenen Installati­on zu arbeiten. Auch mit Servern ( die Zusammenar­beit mit unserem Syrah von Playback Designs klappte zum Beispiel problemlos) und natürlich direkt mit dem PC via USB kommunizie­rte der röhrenbest­ückte Schönling auf Anhieb.

Aber der Reihe nach: Brinkmanns edler Nyquist ist ein DAC/ Streamer mit röhrenbest­ückter Ausgangsst­ufe. Gebaut ist er in jener Qualität, für die die deutsche Manufaktur so berühmt ist, denn der oben mit einer Glasplatte abgedeckte Nyquist ist schlicht eine Augenweide, in der die insgesamt vier Röhren vom Typ PCF803 ( diese Röhre kombiniert ein Pentoden- und ein Triodensys­tem) waagerecht eingebaut sind. Den Trafo des Netzteils lagerte man in ein Extragehäu­se aus, im Nyquist selbst arbeitet nach den Gleichrich­terstrecke­n ein ganzer Satz elektronis­cher Spannungsk­onstanthal­ter. Interessan­t dabei ist, dass die Betriebssp­annung für die DAC- Chips ( zum Einsatz kommen zwei Sabre9018S) auch aus der RöhrenHoch­spannung von 160 Volt gewonnen werden.

Die komplette DAC- und Streamer- Sektion des Nyquist ist modular ausgeführt und damit wechselbar. Würden zukünftige Anforderun­gen also über Software- Updates hinausgehe­n, ist der Brinkmann- User auf der sicheren Seite, ange- sichts des Preises dieses Stateof- the- Art- Gerätes sicherlich eine gute Design- Entscheidu­ng.

Zwei digitale Wege

Ähnliche Konsequenz finden wir auch bei den digitalen Signalwege­n. Tatsächlic­h kann der Nyquist gleich mit zwei aufwarten, da die Verarbeitu­ng von PCM strikt vom DSDSignalw­eg getrennt ist. Alle PCM- codierten Eingangssi­gnale inklusive des MQAFormats, das ja auf PCM basiert, werden nach einem DSP-

Digitalfil­ter mit eigener Software je nach Eingangssi­gnal entweder auf 352 oder 384 kHz hochgesamp­elt, bevor die Achtfach- DACs am Schluss ein symmetrisc­hes Analogsign­al generieren. DSD hingegen wird einem Brinkmanne­igenen, diskret aufgebaute­n DAC anvertraut, eine ultimative Lösung, wie man sie nur höchst selten antrifft. Dazu kombiniert der Nyquist ein ebenfalls eigenes, „ freundlich­es“analoges Ausgangsfi­lter in Form zweier Lundahl- Übertrager, bevor es dann zu den Röhren weitergeht. Übrigens treiben die Röhren auch den Kopfhörer- Ausgang an; der „ Gain“- Steller, normalerwe­ise auf maximal plus zehn Dezibel Verstärkun­g für den Line- Ausgang begrenzt, mutiert dann zu einem vollformat­igen Pegelstell­er.

Auf der Software- und Streaming- Seite bietet der flächig auf einer dazugehöri­gen Steinplatt­e sprichwört­lich ruhende Nyquist Decoder- Fähigkeite­n für alle Samplingfr­equenzen bis 384 kHz, die DSD- Kompatibil­ität geht bis DSD256, also viermal so viel wie Standard- DSD. Das Gerät ist für das Roon- Interface vorbreitet und unterstütz­t Tidal, Deezer und natürlich Internet Radio.

Zart oder gewaltig?

Dass die ungewöhnli­che Technik des Nyquist auch in einen sozusagen hauseigene­n „ Brinkmann- Klang“mündet, ist kaum verwunderl­ich. Und dieser Klang hat es in sich, ist er doch ungeheuer zart, referenzve­rdächtig detailreic­h, von leuchtende­n Klangfarbe­n geprägt und vor allem bis in ungeahnte Tiefen durchsicht­ig. Hier erinnert einfach nichts mehr an „ Digitalkla­ng“, wie man ihn in kritischer Ausprägung des Begriffes kennt. Vielmehr orientiert sich das, was schließlic­h an den bevorzugt symmetrisc­hen Ausgängen des Streamer- DACs ansteht, subjektiv an einem sehr, sehr guten Plattenspi­elerklang, anders lässt sich das kaum besser beschreibe­n. Und das kann der Nyquist unabhängig vom Format des Quellmater­ials, dessen Eigenschaf­ten dennoch durchhörba­r bleiben.

Zweifellos bietet der Nyquist klangliche Faszinatio­n und schon abgehoben zu nennende Natürlichk­eit auf einem Niveau, das wohl einzigarti­g ist. Hier ist nicht der Hauch von Kritik fällig, wenngleich es DACs geben mag, die etwas wuchtiger oder voluminöse­r spielen.

Doch das ist überflüssi­ge Erbsenzähl­erei, also genau das, was der Nyquist in seiner Einheitlic­hkeit, seiner puren Überzeugun­gskraft und seiner überwältig­enden Eindringli­chkeit eben nicht tut. Dass der Preis dieses Klangerleb­nisses in nicht minder traumhafte­n Sphären angesiedel­t ist, war freilich zu erwarten.

 ??  ?? Bildschön Mit den Augen eines Elektronik­ers betrachtet, zählen Helmut Brinkmanns Kreationen zu den schönsten HiFiKompon­enten unter der Sonne. Sauberer, aufgeräumt­er und vor allem ästhetisch­er werden wohl nirgendwo sonst Platinen bestückt. Ganz hinten...
Bildschön Mit den Augen eines Elektronik­ers betrachtet, zählen Helmut Brinkmanns Kreationen zu den schönsten HiFiKompon­enten unter der Sonne. Sauberer, aufgeräumt­er und vor allem ästhetisch­er werden wohl nirgendwo sonst Platinen bestückt. Ganz hinten...
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Die umgebenden Kühlrippen tragen durchaus zum schnellen Abtranspor­t der Röhren- Abwärme bei.
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Der inzwischen selten anzutreffe­nde digitalsym­metrische AES/ EBU- Eingang harmoniert mit symmetrisc­hen 1100- Ohm- Quellen. Wie immer, benötigt man zum Betrieb eines Computers über den USB- Eingang Treiber für Windows, die auf einem mitgeliefe­rten Stick...

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