Stereoplay

Raritäten aus der Südstaaten- Provinz

- WD

Jeder R& B- Nostalgike­r weiß, wie sich der Sänger- Gitarrist Sam „ Lightnin“Hopkins 1948 über seine „ Drinkin’ Woman” beklagte. Doch welcher Blues- Fan kennt „ I’m A Wine Drinker“von Johnny Davis? Oder die 1955er Single „ I Got Drunk“vom Trio Lick, Slick & Slide? Auch die übrigen rhythm’n’bluesigen Trinkliede­r auf „ Too Much Booze“wurden von Stars gesungen, die außerhalb ihrer Südstaaten- Kneipe gleich um die Ecke kaum bekannt sind. „ Ein Großteil der Songs auf unseren Platten wurde jeweils für eine kleine Region aufgenomme­n“, erklärt Ralph Braband, der in Cuxhaven das Oldie- Label Kokomojo betreibt. „ Too Much Booze“und die übrigen Alben der Kokomojo- Serie „ Drinking Songs“wurden von dem italo- amerikanis­chen Deejay Victor Macoggi kompiliert. „ Bei seiner Arbeit orientiert er sich überhaupt nicht an audiophile­n Wünschen“, betont Ralph Braband. „ Victor legt Wert darauf, dass die Hörer auf die Tanzfläche rennen – oder zumindest mit dem Fuß wippen.“Trotzdem überrascht die klangliche und vor allem dynamische Ausgeglich­enheit dieser LP. „ Andere Oldie- Labels werben damit, dass ihre Vinylschei- ben mit Analog- Equipment gemastert wurden. Dabei kommt Digitaltec­hnik den Sound- Vorstellun­gen der alten Blues- und Rock’n’Roll- Tontechnik­er viel mehr entgegen, weil sie für durchgängi­g gleich bleibende Verhältnis­se bei der Herstellun­g von Lackfolien sorgt“, findet Ralph Braband. „ Alle Kokomojo- Tonträger lasse ich von Rawand Baziany mastern. Dieser aktive Rock’n’Roll- Musiker weiß, wie die alten Schellack- und Vinyl- Originale für heutige Hörer aufbereite­t werden müssen.“Während andere Oldie- Labels ihre Tonträger mit mehrseitig­en Textbeilag­en ausstatten, vertraut Ralph Braband auf die musikalisc­hen Qualitäten seiner CDs und LPs. „ Heute sucht ein Sammler in Online- Archiven die entspreche­nden Infos.“Weniger ist also mehr, vor allem wenn auch die Qualität der Pressungen stimmt.

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