Soft Machine
Hidden Details
Nostalgie und etwas Psychedelik
In den 1960ern zählte die britische Band Soft Machine zu den avantgardistischen Überschreitern der Grenze zwischen Rock und Jazz. Damals saß mit Robert Wyatt ein Mann am Schlagzeug, dessen Visionen von einer Fusion der Genres seiner Zeit weit voraus waren. Heute interessiert eher Nostalgiker, was die Band bei einem Durchschnittsalter von rund 70 Jahren noch zu bieten hat. Die Antwort ist einfach: eine Reminiszenz an die Sounds der 70er- Jahre, wobei die alten Herren mehr Free- Passagen als die Urbesetzung ins Rockjazz- Geschehen mengen. Im koketten Umgang mit der Geschichte erinnert beispielsweise die Gitarreneinleitung von „ Hidden Details“an den Klang des frühen Mahavishnu Orchestra. Hinzu kommt eine Portion Sounds aus der Psychedelic- Ära. Theo Travis scheint vom rauen Spiel des Colosseum- Saxofonisten Dick HeckstallSmith, vom Rock- Querflötisten Ian Anderson sowie vom New- Age- Flötisten Paul Horn beeinflusst. Wie es in den 1970ern üblich war, verzichtet die Band in allen dreizehn Titeln auf ausgefeilte Arrangements zugunsten des möglichst ungebremsten Flusses der Inspiration. Gitarre, Elektrobass und Schlagzeug bilden das Rückgrat für den Bläser, und sobald dieser zurücktritt, übernimmt meist die verzerrte Gitarre die Führung. Trotz des Bandnamens zählte keiner der heutigen Soft- Maschinisten zur Urbesetzung von 1966. John Marshall ( geboren 1941 / 77 Jahre) löste 1971 Robert Wyatt ab. Der Bassist Roy Babbington ( geboren 1940 / 78 Jahre) wurde 1973 reguläres Mitglied, und 1976 folgte der Gitarrist John Etheridge ( geboren 1948 / 70 Jahre). Jüngster im Bund ist der Saxofonist und Keyboarder Theo Travis ( geboren1964 / 54 Jahre). 50 Jahre nach der Aufzeichnung des Debütalbums von Soft Machine in John Hisemans Studio wurde die Jubiläumsdisc in Hisemans Temple Music Studio eingespielt – nun aber mit detailreicherem und fülligerem Klang, als dies 1968 möglich war. So schließt sich der Kreis mit einer Prise Nostalgie in der Haltung.
Dyad Records / H'Art ( 59: 59)