Inklang Advanced Line 13.3
Inklang setzt auf Einzelstücke: Alle Lautsprecher werden ausschließlich auf Bestellung gefertigt und auf Wunsch kann man die Montage sogar selbst übernehmen. Ein Konzept, das nicht alltäglich ist.
HiFi von der Stange ist nicht jedermanns Sache – und genau da setzt das Geschäftsmodell von Inklang an. Statt massenproduzierter Einheitsware bietet die noch junge Hamburger Lautsprecher- Manufaktur lieber kundenindividuelle Einzelstücke an. Built- to- order, zu Deutsch „ Auftragsfertigung“, heißt das Prinzip im Fachjargon, das im HiFi- Bereich bislang eher selten anzutreffen ist. Zwar gibt es den einen oder anderen Lautsprecherhersteller wie zum Beispiel Gauder Akustik aus Deutschland oder Audiovector aus Dänemark, der dem Käufer ebenfalls freie Wahl bei der Gehäusefarbe lässt und verschiedene Upgrade- Möglichkeiten anbietet.
So konsequent wie Inklang zieht das Konzept der Auftragsfertigung aber kein anderer Hersteller durch. Jeder Lautsprecher wird erst auf Bestellung produziert und gegen einen Aufpreis kann man dabei sogar selbst Hand anlegen. Wer die Option „ private Manufaktur- Montage“wählt, darf in der Hamburger Werkstatt unter fachkundiger Anleitung an der Montage seiner eigenen Boxen mitwirken. Die Fertigstellung wird am Schluss noch gebührend mit Champagner gefeiert. Da werden Erinnerungen an vergangene HiFi- Zeiten wach, als viele Hersteller noch Bausätze im Angebot hatten und eine allgemeine Faszination für das Thema Lautsprecherbau herrschte.
Dreizehn und drei
Über die exakte Auslegung des Lautsprechers braucht man sich natürlich keine Gedanken mehr zu machen. Das Portfolio von Inklang umfasst eine Reihe vorkonfigurierter Modelle, deren Nomenklatur auf die Größe und Anzahl der Treiberbestückung hindeutet. Die Advanced Line 13.3 ist folglich mit insgesamt drei Wandlern ausgestattet: zwei identischen Konussen mit einem effektiven Membrandurchmesser von 13 cm plus einer 29- mm- Kalotte für den Hochton.
Inklang verfolgt mit der Box ein echtes D’Appolito- Konzept, bei dem der Hochtöner symmetrisch zwischen zwei parallel agierenden Mitteltönern angeordnet wird. Aufgrund der Laufzeitunterschiede zwischen den beiden Mitteltönern entstehen
Interferenzen, die zu einer merklichen Bündelung in der Vertikalen führen. Dadurch werden irritierende Boden- und Deckenreflexionen verringert, was vor allem der räumlichen Abbildung zugutekommt.
Die Standbox arbeitet deshalb als Zwei- Wege- BassreflexSystem mit einer Trennfrequenz von 2700 Hz. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Frequenzweiche, die in einer separaten luftdichten Kammer im Fuß des Gehäuses untergebracht ist, um eine Beeinflussung der Schaltung durch Schalleinwirkung zu verhindern. Die Weiche ist sowohl in der normalen Serienversion als auch in einer hochwertiger bestückten Referenz- Ausführung erhältlich, wobei die Einzelkomponenten in beiden Fällen von der Firma Mundorf stammen, die zu den renommiertesten Zulieferern von elektronischen Bauteilen für audiophile Ansprüche zählt.
Die Referenzweiche punktet laut Hersteller mit mehr Detailreichtum und wird deshalb vor allem für Kombinationen mit hochklassiger Elektronik und hochaufgelöstem Quellmaterial empfohlen. Vergoldete Bi- Amping- Anschlüsse mit aufwendiger Brücke unterstreichen die hohen Ansprüche an die Schaltungsqualität auch nach außen, das Upgrade auf die Referenzweiche ist an einem kleinen Etikett aus Stoff erkennbar, das unterhalb des Terminals auf der Rückseite hervorragt.
Rank und schlank
Das Gehäuse erfüllt ebenfalls gehobene Ansprüche an Design und Verarbeitungsqualität. Von einer Gummischicht zusätzlich entkoppelt, ruht der Korpus auf einer schweren Sockelplatte, die einen stabilen Stand garantiert. Die schlanke Silhouette passt perfekt in modern eingerichtete Wohnungen, die oben und unten abgerundete Schallwand und die abgeschrägten Längskanten verleihen der Box dabei ein „ gewisses Etwas“. Im Inneren sorgen massive Versteifungen und spezielle Schwerfolie für maximale Körperschallunterdrückung, gezielt angebrachte Vliese aus Schurwolle wirken stehenden Wellen entgegen. Ganz egal, wo man hinblickt, die gesamte Konstruktion zeugt von kompromissloser Akribie und gibt dem Begriff „ Manufakturqualität“eine ganz neue Definition.
Serienmäßig bietet Inklang sieben Standardfarben und drei Akzentfarben an. Das Konzept der Auftragsfertigung ermöglicht es aber zudem, dass nach Absprache auch individuelle
Farbwünsche erfüllt werden. Eine interessante Option für alle, die das Besondere suchen. So wird der Lautsprecher zum ganz persönlichen Unikat, mit dem sich sogar ein optischer Akzent setzen lässt.
Farbfülle noch und nöcher
Akustische Akzente lieferte die Advanced Line 13.3 aber auch ohne Sonderlackierung. Dafür aber bei „ Ray Sings, Basie Swings“( SACD) eine Klangfarbenvielfalt und Auflösung, die an die beste Zeit des High Ends erinnerte und die Tester förmlich in eine Vorführung dieser Zeit zog: Da blitzte jeder Blechbläsereinsatz, mit unbedingter Sauberkeit und Schnelligkeit vollführte die Rhythmussektion ihre Arbeit, dass es eine wahre Freude war. Die teilweise historischen Gesangsspuren der Aufnahme schälte die 13.3 mit fast monitorhafter Akkuratesse aus dem weit in die Breite gestaffelten Klangbild heraus, was Genusssucher schon einmal als überfordernd empfinden können.
Im Gegensatz zu historischen High- End- Boxen tat die Inklang das aber mit großer Homogenität und zeitlicher Geschlossenheit, sodass sie sich für alle Musikrichtungen empfahl, bei der solche Tugenden erwünscht sind. Bei Therese Juels Hörtest- Klassiker „ Tiden bara går“(„ Glimtar över tiden“, Opus 3) knallten und perlten nur so alle angerissenen Saiten und Percussion- Einsätze und gaben dem oft gehörten Song trotz minimal schlankerem Bassfundament eine beschwingtere und energetischere Gangart als gewohnt.
Auf die Artikulation der Stimme legte die Inklang besonderen Wert, was beim Hörer eine tendenzielle Vorsicht vor suboptimal aufgenommenen Alben hervorrufen könnte. Doch die Sorge erwies sich als unbegründet, auch weniger audiophiles Material wie REMs „ The Sidewinder Sleeps Tonight“klang weder dünn noch aufdringlich. Sicher, volumenstärkere Boxen mögen im Tiefstbass noch mehr zulangen und Impulse stärker ausspielen, doch angesichts der schmalen Statur bot die Advanced Line schon ein erstaunlich erwachsenes Klangbild, was insbesondere bei der Staffelung in die Breite und der Platzierung der einzelnen Instrumente und des Sängers in höheren Wertungsklassen mitspielte.
Erstaunliches tat sich auch bei großorchestralen Besetzungen wie Richard Strauss‘ „ Alpensinfonie“( Janowski, Pentatone): Fein ziseliert gliederte die Inklang sämtliche Instrumente auf der Stereobasis auf und verlieh der zuweilen etwas ruhigeren Aufnahme eine Art Sturm& Drang- Charakter wie zu den besten Zeiten der Schallplattenaufnahmen. Mit der Advanced Line ist Inklang ein beeindruckender Einstand im Segment der schlanken Boxen gelungen.