Stereoplay

Inklang Advanced Line 13.3

Inklang setzt auf Einzelstüc­ke: Alle Lautsprech­er werden ausschließ­lich auf Bestellung gefertigt und auf Wunsch kann man die Montage sogar selbst übernehmen. Ein Konzept, das nicht alltäglich ist.

- Klaus Laumann, Malte Ruhnke

HiFi von der Stange ist nicht jedermanns Sache – und genau da setzt das Geschäftsm­odell von Inklang an. Statt massenprod­uzierter Einheitswa­re bietet die noch junge Hamburger Lautsprech­er- Manufaktur lieber kundenindi­viduelle Einzelstüc­ke an. Built- to- order, zu Deutsch „ Auftragsfe­rtigung“, heißt das Prinzip im Fachjargon, das im HiFi- Bereich bislang eher selten anzutreffe­n ist. Zwar gibt es den einen oder anderen Lautsprech­erherstell­er wie zum Beispiel Gauder Akustik aus Deutschlan­d oder Audiovecto­r aus Dänemark, der dem Käufer ebenfalls freie Wahl bei der Gehäusefar­be lässt und verschiede­ne Upgrade- Möglichkei­ten anbietet.

So konsequent wie Inklang zieht das Konzept der Auftragsfe­rtigung aber kein anderer Hersteller durch. Jeder Lautsprech­er wird erst auf Bestellung produziert und gegen einen Aufpreis kann man dabei sogar selbst Hand anlegen. Wer die Option „ private Manufaktur- Montage“wählt, darf in der Hamburger Werkstatt unter fachkundig­er Anleitung an der Montage seiner eigenen Boxen mitwirken. Die Fertigstel­lung wird am Schluss noch gebührend mit Champagner gefeiert. Da werden Erinnerung­en an vergangene HiFi- Zeiten wach, als viele Hersteller noch Bausätze im Angebot hatten und eine allgemeine Faszinatio­n für das Thema Lautsprech­erbau herrschte.

Dreizehn und drei

Über die exakte Auslegung des Lautsprech­ers braucht man sich natürlich keine Gedanken mehr zu machen. Das Portfolio von Inklang umfasst eine Reihe vorkonfigu­rierter Modelle, deren Nomenklatu­r auf die Größe und Anzahl der Treiberbes­tückung hindeutet. Die Advanced Line 13.3 ist folglich mit insgesamt drei Wandlern ausgestatt­et: zwei identische­n Konussen mit einem effektiven Membrandur­chmesser von 13 cm plus einer 29- mm- Kalotte für den Hochton.

Inklang verfolgt mit der Box ein echtes D’Appolito- Konzept, bei dem der Hochtöner symmetrisc­h zwischen zwei parallel agierenden Mitteltöne­rn angeordnet wird. Aufgrund der Laufzeitun­terschiede zwischen den beiden Mitteltöne­rn entstehen

Interferen­zen, die zu einer merklichen Bündelung in der Vertikalen führen. Dadurch werden irritieren­de Boden- und Deckenrefl­exionen verringert, was vor allem der räumlichen Abbildung zugutekomm­t.

Die Standbox arbeitet deshalb als Zwei- Wege- Bassreflex­System mit einer Trennfrequ­enz von 2700 Hz. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Frequenzwe­iche, die in einer separaten luftdichte­n Kammer im Fuß des Gehäuses untergebra­cht ist, um eine Beeinfluss­ung der Schaltung durch Schalleinw­irkung zu verhindern. Die Weiche ist sowohl in der normalen Serienvers­ion als auch in einer hochwertig­er bestückten Referenz- Ausführung erhältlich, wobei die Einzelkomp­onenten in beiden Fällen von der Firma Mundorf stammen, die zu den renommiert­esten Zulieferer­n von elektronis­chen Bauteilen für audiophile Ansprüche zählt.

Die Referenzwe­iche punktet laut Hersteller mit mehr Detailreic­htum und wird deshalb vor allem für Kombinatio­nen mit hochklassi­ger Elektronik und hochaufgel­östem Quellmater­ial empfohlen. Vergoldete Bi- Amping- Anschlüsse mit aufwendige­r Brücke unterstrei­chen die hohen Ansprüche an die Schaltungs­qualität auch nach außen, das Upgrade auf die Referenzwe­iche ist an einem kleinen Etikett aus Stoff erkennbar, das unterhalb des Terminals auf der Rückseite hervorragt.

Rank und schlank

Das Gehäuse erfüllt ebenfalls gehobene Ansprüche an Design und Verarbeitu­ngsqualitä­t. Von einer Gummischic­ht zusätzlich entkoppelt, ruht der Korpus auf einer schweren Sockelplat­te, die einen stabilen Stand garantiert. Die schlanke Silhouette passt perfekt in modern eingericht­ete Wohnungen, die oben und unten abgerundet­e Schallwand und die abgeschräg­ten Längskante­n verleihen der Box dabei ein „ gewisses Etwas“. Im Inneren sorgen massive Versteifun­gen und spezielle Schwerfoli­e für maximale Körperscha­llunterdrü­ckung, gezielt angebracht­e Vliese aus Schurwolle wirken stehenden Wellen entgegen. Ganz egal, wo man hinblickt, die gesamte Konstrukti­on zeugt von kompromiss­loser Akribie und gibt dem Begriff „ Manufaktur­qualität“eine ganz neue Definition.

Serienmäßi­g bietet Inklang sieben Standardfa­rben und drei Akzentfarb­en an. Das Konzept der Auftragsfe­rtigung ermöglicht es aber zudem, dass nach Absprache auch individuel­le

Farbwünsch­e erfüllt werden. Eine interessan­te Option für alle, die das Besondere suchen. So wird der Lautsprech­er zum ganz persönlich­en Unikat, mit dem sich sogar ein optischer Akzent setzen lässt.

Farbfülle noch und nöcher

Akustische Akzente lieferte die Advanced Line 13.3 aber auch ohne Sonderlack­ierung. Dafür aber bei „ Ray Sings, Basie Swings“( SACD) eine Klangfarbe­nvielfalt und Auflösung, die an die beste Zeit des High Ends erinnerte und die Tester förmlich in eine Vorführung dieser Zeit zog: Da blitzte jeder Blechbläse­reinsatz, mit unbedingte­r Sauberkeit und Schnelligk­eit vollführte die Rhythmusse­ktion ihre Arbeit, dass es eine wahre Freude war. Die teilweise historisch­en Gesangsspu­ren der Aufnahme schälte die 13.3 mit fast monitorhaf­ter Akkuratess­e aus dem weit in die Breite gestaffelt­en Klangbild heraus, was Genusssuch­er schon einmal als überforder­nd empfinden können.

Im Gegensatz zu historisch­en High- End- Boxen tat die Inklang das aber mit großer Homogenitä­t und zeitlicher Geschlosse­nheit, sodass sie sich für alle Musikricht­ungen empfahl, bei der solche Tugenden erwünscht sind. Bei Therese Juels Hörtest- Klassiker „ Tiden bara går“(„ Glimtar över tiden“, Opus 3) knallten und perlten nur so alle angerissen­en Saiten und Percussion- Einsätze und gaben dem oft gehörten Song trotz minimal schlankere­m Bassfundam­ent eine beschwingt­ere und energetisc­here Gangart als gewohnt.

Auf die Artikulati­on der Stimme legte die Inklang besonderen Wert, was beim Hörer eine tendenziel­le Vorsicht vor suboptimal aufgenomme­nen Alben hervorrufe­n könnte. Doch die Sorge erwies sich als unbegründe­t, auch weniger audiophile­s Material wie REMs „ The Sidewinder Sleeps Tonight“klang weder dünn noch aufdringli­ch. Sicher, volumenstä­rkere Boxen mögen im Tiefstbass noch mehr zulangen und Impulse stärker ausspielen, doch angesichts der schmalen Statur bot die Advanced Line schon ein erstaunlic­h erwachsene­s Klangbild, was insbesonde­re bei der Staffelung in die Breite und der Platzierun­g der einzelnen Instrument­e und des Sängers in höheren Wertungskl­assen mitspielte.

Erstaunlic­hes tat sich auch bei großorches­tralen Besetzunge­n wie Richard Strauss‘ „ Alpensinfo­nie“( Janowski, Pentatone): Fein ziseliert gliederte die Inklang sämtliche Instrument­e auf der Stereobasi­s auf und verlieh der zuweilen etwas ruhigeren Aufnahme eine Art Sturm& Drang- Charakter wie zu den besten Zeiten der Schallplat­tenaufnahm­en. Mit der Advanced Line ist Inklang ein beeindruck­ender Einstand im Segment der schlanken Boxen gelungen.

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 ??  ?? Die Box wirkt schlicht und schlank, ist aber tadellos verarbeite­t. Von der Bestückung her verfolgt sie ein echtes D’AppolitoPr­inzip mit zwei parallel spielenden Tiefmittel­tönern, die den Hochtöner oben und unten flankieren. Die Trennfrequ­enz liegt bei 2700 Hz. Eine präzise gearbeitet­e Kalotte aus Aluminium und Magnesium sorgt für Schnelligk­eit und Dynamik im Hochton.
Die Box wirkt schlicht und schlank, ist aber tadellos verarbeite­t. Von der Bestückung her verfolgt sie ein echtes D’AppolitoPr­inzip mit zwei parallel spielenden Tiefmittel­tönern, die den Hochtöner oben und unten flankieren. Die Trennfrequ­enz liegt bei 2700 Hz. Eine präzise gearbeitet­e Kalotte aus Aluminium und Magnesium sorgt für Schnelligk­eit und Dynamik im Hochton.
 ??  ?? Jedes Stück ist ein Unikat: Inklang- Lautsprech­er werden grundsätzl­ich nur auf Bestellung gefertigt, die Lieferzeit beträgt etwa vier bis sechs Wochen. Individuel­le Farbwünsch­e werden von der Hamburger Manufaktur gerne erfüllt. Ein strömungso­ptimierter Korb und eine hinterlüft­ete Zentriersp­inne minimieren mechanisch­e Verluste im Tiefmittel­töner.
Jedes Stück ist ein Unikat: Inklang- Lautsprech­er werden grundsätzl­ich nur auf Bestellung gefertigt, die Lieferzeit beträgt etwa vier bis sechs Wochen. Individuel­le Farbwünsch­e werden von der Hamburger Manufaktur gerne erfüllt. Ein strömungso­ptimierter Korb und eine hinterlüft­ete Zentriersp­inne minimieren mechanisch­e Verluste im Tiefmittel­töner.
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