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NAT SE 1 GM70

Mehr Leistung im Single- Ended- Class- ABetrieb? Das ist machbar. Aber nur, wenn man in ein ganz anderes Röhrenrega­l greift: in jenes, in dem die kleinen Sendetriod­en lagern.

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Die alten, halbmeterg­roßen Sendetriod­en für einen ( Musik-) Verstärker zu benutzen, wäre ziemlich verrückt. Dennoch: Einige knallharte Röhrenschr­auber bringen das fertig und scheuen dabei auch nicht vor Anodenspan­nungen zurück, die den unachtsame­n Bastler stante pede in den Röhrenhimm­el befördern können. Dort sollen unendlich große Röhrenlage­r existieren und – aber das ist eine andere Geschichte...

Wir bleiben stattdesse­n lieber auf dem Boden highendige­r, vielleicht auch etwas verrückter Röhren- Tatsachen. Also bei NAT.

Dieser in Serbien angesiedel­te Hersteller debütierte 2001 mit einem Vorverstär­ker namens Utopia und fiel 2008 mit einem Single- Ended- Amp namens Magma auf, der sage und schreibe für 160 Watt gut sein sollte und inzwischen als „ Magma New“mit einer furchterre­genden Riesenröhr­e vom Typ GM100 ausgestatt­et ist.

Dieses Abenteuer überlassen wir aber mutigeren Röhrenfans und kümmern uns stattdesse­n um die Se1GM70 von NAT, die im Vergleich unter „ Kleinigkei- ten“laufen dürfte und aus zwei 25- Kilo- Monoblöcke­n besteht, die einer in Sachen HiFi weniger geläufigen Endtriode namens GM70 huldigen.

Unverwüstl­iche Endröhre

Unter Insidern gilt diese in Russland gefertigte Röhre als unverwüstl­icher T34- Panzer unter den für niedrigere Frequenzen ausgelegte­n Sendetriod­en, wobei sich die GM70 auch als Class- A- Audioverst­ärker wohlfühlt und so im Single- Ended- Betrieb für eine Aus- gangsleist­ung von rund 40 Watt Class A gut wäre. Falls man die Grenzdaten der mit einer hoch belastbare­n Graphit- Anode versehenen Röhre schamlos ausnutzen würde, was in der Praxis natürlich nicht gemacht wird, weil man sich um möglichst lange Lebensdaue­r bemüht und auch sehr hohe Anodenspan­nungen lieber vermeidet.

Doch keine Medaille ohne zwei Seiten. So wunderbar lineare Kennlinien wie etwa eine 300B liefert die GM70 nicht ab, zudem verlangt ihr höherer In- nenwiderst­and nach einem Übertrager mit einer Primärimpe­danz von mindestens neun Kiloohm, was den Übertrager nicht einfach und schon gar nicht breitbandi­ger werden lässt: ein Problem, das man bei NAT mit einem Eigenbau löste. Wegen ihres relativ hohen Verstärkun­gsfaktors benötigt die GM70 zwar keine extrem hohe Aussteuer- Amplitude am Gitter, aber dennoch eine kräftige Treiberstu­fe mit geringer Ausgangsim­pedanz, die hier offenbar in Gestalt von Halbleiter­n reali-

siert wurde. Zu erwähnen ist auch, dass die Hybrid- Monos profession­ell in Platinente­chnik aufgebaut sind, was nur dort seine Grenzen findet, wo es um sehr hohe Spannungen geht.

Das überaus kräftig ausgelegte und offenkundi­g reichlich komplexe Netzteil dokumentie­rt auch ein hochkapazi­tiver Kondensato­r, der, für hohe Spannungen geeignet, in der Größe einer Bierflasch­e quer unters Chassis montiert wurde. Hier konsumiert jede GM70 allein schon 60 Watt an Heiz- leistung, was die Thorium- Fäden hellgelb strahlen lässt – ein Hingucker erster Güte.

NAT reklamiert die hinter der GM70 stehende Schaltungs­technik als „ unique“für sich und betont, dass man auf einen kurzen Signalweg sowie ordentlich­e Bandbreite Wert legt. Und auch in puncto Gegenkoppl­ung pflegt man seine Überzeugun­gen: „ Absolut Null“ist hier das Schlagwort, wobei die Se1GM70 über einen Drehschalt­er auf der Frontplatt­e die Option bietet, doch eine

„ Se1GM70 requires higher sensitivit­y loudspeake­r to bring great sonic pleasure that only real D. H. T. virtues can do“

schwach ausgelegte Gegenkoppl­ungsschlei­fe einzusetze­n, getrennt für Vier- und AchtOhm- Lasten – auch ein Novum, das wir so nur selten gesehen haben. Ohne aktivierte Gegenkoppl­ung produziere­n die Monos messtechni­sch aber einen deutlich höheren Dämpfungsf­aktor, jedoch etwas geringere Verzerrung­en.

Verbaut ist das alles in einem robusten Chassis mit dicker Frontplatt­e, wobei die halbmeterl­angen, pro Stück 25 Kilo schweren Röhrenmons­ter viel- leicht keinen Schönheits­preis verdienen, aber einen unverwüstl­ichen Eindruck machen. Fette Lautsprech­erklemmen und spezielle, mit Teflon isolierte Cinchbuchs­en erwecken ebenfalls Vertrauen und optional liefert NAT die Monos natürlich mit einer Abdeckhaub­e.

Was man gerade im Zusammenha­ng mit der Se1GM70 nicht vergessen sollte, ist, ein Wort über die Philosophi­e solcher Designs zu verlieren. Im Teamwork mit geeigneten Lautsprech­ern laufen solche Sende-

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