Im Portrait: Musical Fidelity
Von einer kleinen Verstärkermanufaktur zu einem High- End- Anbieter
Dass in der Zeit um 1980 eine HiFi- Company als Verstärkerhersteller neu gegründet wurde, weil ein junger, enthusiastischer Entwickler mit den HiFi- Produkten seiner Zeit unzufrieden war, stellt historisch alles andere als eine Besonderheit dar. Dass der junge Musikhörer, Antony Michaelson sein Name, damals aber gerade als Solo- Musiker ( Klarinette) diplomiert hatte, ließ schon eher aufhorchen.
Fast so ungewöhnlich war die Produktphilosophie, die in den kommenden Jahrzehnten den Erfolg von Musical Fidelity bestimmte. Waren es doch ge- rade nicht die größten, teuersten und leistungsstärksten Endstufen, die als Ikonen der Marke weihevoll auf allen Messen bestaunt wurden, sondern eher die kleinen und bezahlbaren Produkte wie der Vollverstärker A1, die den Begriff „ High End“mit Purismus und erreichbarem Klang definierten und die für die urenglische Marke prägend waren.
Dem A1 folgten aber auch größere, stärkere Vollverstärker und Endstufen, die zumeist auch in der unter Puristen geschätzten Betriebsart Class A arbeiteten und bei Ausgangsleistungen bis über 300 Watt Sinus pro Kanal für dementsprechende Gehäusegrößen und Wärmeentwicklungen bekannt waren.
Stetige Weiterentwicklung
Doch die Maximierung eines einmal ersonnenen Prinzips allein war für MuFi noch nie ge- nug. Noch in den 1980ern wurden die Weichen gestellt für eigene D/ A- Wandler und andere Digitalprodukte, wobei hier schon sehr früh Hybridschaltungen mit Röhren als klangfördernd erkannt und entsprechend eingesetzt wurden.
Die Idee, die Klangeigenschaften von Röhren und Transistoren zu vereinen, führte 1997 zur NuVista- Technologie, in der Nuvistoren eingesetzt wurden: kleine, in Metallgehäusen verkapselte Röhren, die äußerst langlebig und als Vorstufen- und Treiberröhren äußerst linear sind. Weitere Innovationen, die die Entwicklung von
Musical Fidelity maßgebend prägten, waren sehr frühe D/ AWandler mit Upsampler, HiResfähige Wandler und ein CDPreceiver, der Vorverstärker, Wandler und Laufwerk in einem Gehäuse vereinte.
Jüngere Trends im HiFi- Bereich nahm Musical Fidelity immer schnell auf, sofern sie sich als langlebig, belastbar und mit der Klangphilosophie vereinbar entpuppten. So zum Beispiel Netzwerkstreamer und Musikserver mit eigener Festplatte oder der zunehmende Trend zu Mini- HiFi- Produkten. Digitale und analoge Komponenten parallel zu entwickeln und anzubieten, war für MuFi schon immer ein Schlüssel zum Erfolg, ebenso wie die Tatsache, dass man nie die Produktsegmente für Einsteiger vergaß und auch im bezahlbaren Segment echte High- End- Elektronik anzubieten hatte.
Übergabe und Zukunft
Auf dem Zenit des Erfolgs ließ Gründer Antony Michaelson auf der diesjährigen HIGH END verkünden, dass er sich aus den Geschäftsanteilen und der Geschäftsführung zurückzieht.
Trotzdem bleibt er Musical Fidelity als Vordenker und Produktberater erhalten, der auch in Zukunft das immer breiter werdende Portfolio des Unternehmens im Griff behalten und optimieren wird.
Große Spannweite
Das ist in der heutigen HighEnd- Welt nicht nur in der Breite seiner Produktkategorien einmalig: Von Vollverstärkern über Vor/ End- Kombis, Wandler, Phono- Verstärker, Kopfhörerverstärker, Streamer und Mu- sikserver, um nur eine Auswahl zu nennen, reicht das Angebot.
Die aktuell noch acht, zukünftig aber neun Serien überspannen dabei auch einen Größen- und Preisbereich, welchen andere Hersteller mit HighEnd- Anspruch meist nach unten komplett links liegen lassen.
So sind die Komponenten der V90 und der LX2- Serie mit 17 Zentimetern Gehäusebreite allesamt im ( teilweise niedri- gen) dreistelligen Preisbereich angesiedelt und richten sich damit auch an komplette HiFiEinsteiger und Wiedereinsteiger mit einem Fokus auf Kopfhörerwiedergabe, Analog und Digital.
Eine Stufe größer, im „ Halbformat“von 21,5 Zentimetern, erfüllt die MX- Serie die gleichen Funktionen, nur eine deutliche Stufe highendiger, wurde hier doch schon auf
symmetrischen Schaltungsaufbau, XLR- Buchsen und andere Merkmale Wert gelegt, die es sonst eher bei deutlich teureren Geräten gibt.
Das Herzstück
Die klassischen High- EndKomponenten im klassischen Format gliedern sich bei Musical Fidelity in zukünftig fünf Serien, die alle einer Designsprache und einer Gehäusebreite zuzuordnen sind: Von der Serie M3 über die M5 und M6 bis zur highendigen M8 nehmen Leistung und Komplexilität des Aufbaus zu, die Philosophie und das Schaltungskonzept bleiben aber jeweils dieselben. Zukünftig wird das klassische High- End- Portfolio noch nach unten ergänzt mit der jüngst angekündigten M2- Serie. Vollverstärker und CD- Player sind in allen Klassen das Pflichtprogramm, zu den höherwertigen gibt es auch optional noch D/ AWandler, Phono- Verstärker und bei der M8 auch verschiedene Vor-/ End- Kombinationen.
High End und Musikserver
Eine Besonderheit stellt die Kategorie Encore dar ( siehe großes Bild Seite 86): Diese Musikser- ver, die es aktuell in der Klasse M6 und der M8 und demnächst auch als M3 gibt, speichern die gesamte Musiksammlung auf einer eingebauten Festplatte, rippen selber CDs und ermöglichen so den Komfort einer Streaming- Anlage ohne die Installation irgendwelcher weiterer Netzwerkkomponenten. Besonders trickreich: Es gibt sie sowohl als All- in- One- Gerät mit eingebautem Verstärkerzweig, als auch als reine Quelle/ Vorverstärkerlösung für diejenigen, die bereits externe Endstufen oder Aktivboxen betreiben. Nach oben öffnet sich dem Musical- Fidelity- Fan die NuVista- Serie, wie eh und je benannt und ausgestattet mit den besonders langlebigen und langzeitstabilen NuVistor- Röhren im Signalweg.
Die aus zwei verschieden stark ausgestatteten Vollverstärkern, Phono- Preamp und CDPlayer bestehende Serie markiert im Reiche MuFi das Maximum an Klang und Aufwand. Und bleibt trotzdem in einem Preisbereich, bei dem andere HighEnd- Hersteller gerade einmal ihre Mittelklasse- Komponenten über den Ladentisch gehen sehen sollen. Vielleicht liegt darin das Geheimnis des Erfolgs, dass man auch dem HiFi- Einsteiger immer etwas zu bieten hatte und dem echten High- Ender reellen Gegenwert und echte Hochtechnologie offerieren konnte. Und so geht es weiter die nächsten 38 Jahre!