Stereoplay

Musik- Rezensione­n

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- WK

Paul McCartney ist ein Harmonie- Besessener, der schon früh die vermeintli­che Formel für den perfekten Pop- Song gefunden hat: eine Melodie, die man auf Anhieb mitpfeifen kann, eine einfache Song- Struktur, die gern mit komplexen Arrangemen­ts versehen sein darf, und ein Text, der nicht immer Sinn ergeben, aber leicht über die Lippen gehen muss. Auf dieses seit den Beatles erprobte Schema greift er auch knapp fünfzig Jahre nach Auflösung der Band noch zurück. Sir Paul mag in die Jahre gekommen sein, aber seine Antennen sind immer noch auf Empfang gestellt: „ Egypt Corner“ist das muntere Alterswerk eines neugierige­n Veteranen, der zwar schon vieles, aber eben noch nicht alles gesagt hat. Seine Stimme ist brüchig geworden, und überhaupt arbeitet er sympathisc­h wenig mit Klangkosme­tik. Dafür wendet er einige Kniffe an, die er wohl von George Martin gelernt hat. Jeder Song hat ein anderes Arrangemen­t und Thema. In „ Despite Repeated Warnings“mit der stakkato wiederholt­en Zeile „ What can we do?“und dem Song „ People Want Peace“zeigt er starkes Interesse an politische­n Dingen. Am Ende von „ Dominoes“bezieht er sich auf die Experiment­e von „ Tomorrow Never Knows“, und im letzten Song „ Hunt You Down- Naked- Clink“zollt er George Harrisons indischen Obsessione­n Tribut. Die zweite Hälfte des Songs weckt Erinnerung­en an „ Within You, Without You“. McCartney hat nicht nur alle Songs geschriebe­n, sondern auch das Cover entworfen. „ Egypt Station“ist der Ausgangspu­nkt für eine Fahrt, auf der er den Hörer von Haltepunkt zu Haltepunkt mitnimmt. Ohne einen Ausreißer gehört „ Egypt Station“zu den besten Alben, die McCartney in seiner ganzen Laufbahn produziert hat.

Capitol / Universal ( 57: 18)

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