Stereoplay

Kenntnis & Sorgfalt

Giles Martin kennt die Beatles so gut wie kaum jemand. Jetzt hat der Sohn des Beatles- Produzente­n George Martin das „ Weiße Album“neu gemixt. Das gerade 50 Jahre alt gewordene Werk klingt wie neu.

- Sebastian Schmidt

Als das Beatles- Meisterwer­k „ Sgt. Pepper“2017 in der Jubiläums- Edition herauskam, war das Erstaunen so groß wie die Begeisteru­ng. Die vertraute Musik wirkte dermaßen frisch und neu, dass man sich nur wundern konnte. Der Mann am Mischpult, der das fertiggebr­acht hatte, war Giles Martin. Der Sohn von George Martin hatte Staub und Patina von den Bändern genommen und das Album audiophil gemacht.

Nun hat er sich das „ Weiße Album“von 1968 vorgenomme­n, das Werk, das seinem Vater nicht gefallen hat. „ Sgt. Pepper ist das viel besser aufgenomme­ne Album“, sagt Giles beim Gespräch in den Londoner Abbey Road Studios im Stadtteil St. John’s Wood. Vor dem unscheinba­ren Gebäude lassen sich reihenweis­e Beatles- Fans beim Gang über den berühmten Zebrastrei­fen fotografie­ren.

Die Beatles riskierten viel

„ Es ist ein seltsames Album“, findet Giles. „ Es riskiert so viel, wie es heute vielleicht nur noch Hip- Hop- Künstler tun.“Das stimmt: der Düsenjet in „ Back In The U. S. S. R“, das abgedrehte „ Wild Honey Pie“, vom be- rüchtigten Rocker „ Helter Skelter“gar nicht zu reden. Giles erinnert daran, dass das Album zwar 50 Jahre alt ist, aber die Musiker damals gerade einmal 27, 28 Jahre jung waren.

Martin ist sich seiner Verantwort­ung beim Remixen der Fab Four bewusst. „ Normalerwe­ise ist es den Leuten egal, ob man an den Reglern dreht – aber nicht bei den Beatles.“Doch Giles hat wieder die richtigen Regler gefunden. Er hat viel über die ideale Kompressio­n nachgedach­t – weniger ist mehr – und darüber, wie „ clean“dieser 30- Song- Monolith klingen darf. „ Das ‚ Weiße Album‘ ist ein bisschen kaputt“, sagt er. Daran dürfe man nicht rühren.

Zum Album kommen nun die hörenswert­en EsherDemos ( 27 Tracks) und drei CDs mit Session- Tracks. In der SuperDelux­e- Edition gibt’s eine Bluray Audio mit dem Album als PCM, in Mono und in zwei 5.1- Mixes. Speziell die avantgardi­stische Collage „ Revolution 9“in Surround hält Giles für gelungen. „ Mein Mastering Engineer rief mich an und sagte: ‚ Revolution 9 is a fucking triumph in panic. Fucking bonkers!‘“

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 ??  ?? „ Happiness Is A Warm Gun“: George Harrison, Paul McCartney, John Lennon und Ringo Starr waren 1968  bei den Aufnahmen zum „ Weißen Album“in echter Spiellaune.
„ Happiness Is A Warm Gun“: George Harrison, Paul McCartney, John Lennon und Ringo Starr waren 1968 bei den Aufnahmen zum „ Weißen Album“in echter Spiellaune.
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