Kenntnis & Sorgfalt
Giles Martin kennt die Beatles so gut wie kaum jemand. Jetzt hat der Sohn des Beatles- Produzenten George Martin das „ Weiße Album“neu gemixt. Das gerade 50 Jahre alt gewordene Werk klingt wie neu.
Als das Beatles- Meisterwerk „ Sgt. Pepper“2017 in der Jubiläums- Edition herauskam, war das Erstaunen so groß wie die Begeisterung. Die vertraute Musik wirkte dermaßen frisch und neu, dass man sich nur wundern konnte. Der Mann am Mischpult, der das fertiggebracht hatte, war Giles Martin. Der Sohn von George Martin hatte Staub und Patina von den Bändern genommen und das Album audiophil gemacht.
Nun hat er sich das „ Weiße Album“von 1968 vorgenommen, das Werk, das seinem Vater nicht gefallen hat. „ Sgt. Pepper ist das viel besser aufgenommene Album“, sagt Giles beim Gespräch in den Londoner Abbey Road Studios im Stadtteil St. John’s Wood. Vor dem unscheinbaren Gebäude lassen sich reihenweise Beatles- Fans beim Gang über den berühmten Zebrastreifen fotografieren.
Die Beatles riskierten viel
„ Es ist ein seltsames Album“, findet Giles. „ Es riskiert so viel, wie es heute vielleicht nur noch Hip- Hop- Künstler tun.“Das stimmt: der Düsenjet in „ Back In The U. S. S. R“, das abgedrehte „ Wild Honey Pie“, vom be- rüchtigten Rocker „ Helter Skelter“gar nicht zu reden. Giles erinnert daran, dass das Album zwar 50 Jahre alt ist, aber die Musiker damals gerade einmal 27, 28 Jahre jung waren.
Martin ist sich seiner Verantwortung beim Remixen der Fab Four bewusst. „ Normalerweise ist es den Leuten egal, ob man an den Reglern dreht – aber nicht bei den Beatles.“Doch Giles hat wieder die richtigen Regler gefunden. Er hat viel über die ideale Kompression nachgedacht – weniger ist mehr – und darüber, wie „ clean“dieser 30- Song- Monolith klingen darf. „ Das ‚ Weiße Album‘ ist ein bisschen kaputt“, sagt er. Daran dürfe man nicht rühren.
Zum Album kommen nun die hörenswerten EsherDemos ( 27 Tracks) und drei CDs mit Session- Tracks. In der SuperDeluxe- Edition gibt’s eine Bluray Audio mit dem Album als PCM, in Mono und in zwei 5.1- Mixes. Speziell die avantgardistische Collage „ Revolution 9“in Surround hält Giles für gelungen. „ Mein Mastering Engineer rief mich an und sagte: ‚ Revolution 9 is a fucking triumph in panic. Fucking bonkers!‘“