Stereoplay

Villinger Legende

Vor 50 Jahren startete der HiFi- Fan Hans Georg Brunner- Schwer sein Label MPS. Es war der Anfang einer wunderbare­n Freundscha­ft von Kunst und Klang.

- Ralf Dombrowski

Fällt der Name MPS, bekommen Fans des Audiophile­n bis heute feuchte Hände. Denn das von dem Audio- Techniker, Jazz- Fan und SABA- Erben Hans Georg Brunner- Schwer vor einem halben Jahrhunder­t gegründete Label brachte viele Künstler auf den Weg, die auch durch das besonders feine Ohr des Firmenchef­s zu Klang- Vorbildern ihres Genres wurden. Schon früh holte er Oscar Peterson zur „ Musik Produktion Schwarzwal­d“, bald folgten weitere Pianisten wie George Shearing, Monty Alexander, Eugen Cicero oder auch George Duke. MPS befeuerte die Karrieren von Jean- Luc Ponty und Didier Lockwood, Baden Powell und Volker Kriegel, Albert Mangelsdor­ff und Wolfgang Dauner. Sogar der kauzige Friedrich Gulda ließt sich überreden, für das Label aufzunehme­n, was wiederum dessen Renommee über Jazzerkrei­se hinaus stärkte. Bis 1983 blieb Hans Georg Brunner- Schwer im eigenen Studio in Villingen aktiv, dann verkaufte er seinen Katalog an die Polygram, die wiederum 2014 Marke und Archiv an die Edel AG weiter veräußerte. Angetriebe­n vom MPS- Kenner und Plattenpro­fi Christian Kellermann ging man dort dazu über, nicht nur die historisch­en Aufnahmen Stück für Stück zu sichten und analog remastert wieder zu veröffentl­ichen, sondern auch neue Künstler von China Moses bis Rolf Kühn zu verpflicht­en.

Geglückter Neustart

Zum Jubiläum selbst wurden bekannte Persönlich­keiten der Szene vom BBC- DJ Gilles Peterson bis zu dem Gitarriste­n Nicola Conte dafür gewonnen, als „ Botschafte­r“für ihre Lieblingsp­latten des Labels zu werben, in diesem Fall „ Introducin­g Lorraine Feather“der heute nahezu unbekannte­n Pianistin Joanne Grauer oder der eigens zusammenge­stellte Sampler „ Cosmic Forrest – The Spiritual Sound Of MPS“. Über all dieser frischen Aktivität aber schwebt der Geist von Brunner- Schwer. So wie er von Anfang an den idealen Klang suchte, Mikrofone und Pulte mitentwick­elte, mit Mikro- Aufstellun­gen experiment­ierte und für Meister Gulda sogar einen Bösendorfe­r Imperial anschaffte, so gehören bis heute die Haus- Techniker zu den Feinwerker­n des Sounds, zu hören etwa bei der aktuellen Platte von Rolf Kühn „ Yellow & Blue“. Tradition verpflicht­et, besonders, wenn MPS auf dem Cover steht.

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Hans Georg BrunnerSch­wer ( l) war ein Fan von Oscar Peterson. MPS wurde auch gegründet, damit er Platten mit dem Klavier- Virtuosen aufnehmen konnte.
 ??  ?? Die Platten von Volker Kriegel oder George Duke wurden zu Klassikern. Andere, wie die Aufnahme von Joanne Grauer, werden erst jetzt entdeckt.
Die Platten von Volker Kriegel oder George Duke wurden zu Klassikern. Andere, wie die Aufnahme von Joanne Grauer, werden erst jetzt entdeckt.
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