Man glaubt es kaum,
aber der Music Hall ist ein Angstgegner weit über seine Preisklasse hinaus.
Die Kunst der Synergie, also die des erfolgreichen Zusammenwirkens, steht bei Audiosystemen dafür, dass das Ganze mehr ausmacht als nur die Summe seiner Bestandteile. Dafür gab und gibt es in der HiFi- Technik eine ganze Menge teils schon kultiger Beispiele. Die glückliche und gekonnte Kombination verschiedener Komponenten mündet so in ein Klangergebnis, das bei Weitem besser ausfällt, als man es angesichts der mitwirkenden Gerätschaften erwarten würde.
Der Grund dafür sind Synergieeffekte: Die einzelnen Bestandteile des Systems passen in ihren Eigenschaften so gut zusammen, dass sie quasi bruch- und nahtlos miteinander verschmelzen und deshalb ein ungewöhnlich gutes klangliches Ergebnis produzieren. Erfahrungsgemäß können solche Synergieeffekte gerade bei Plattenspielern ungeheuer gut funktionieren. Sei es durch „ try and error“oder durch sehr, sehr viel Erfahrung auf Seiten desjenigen, der so ein Laufwerk konstruiert oder zusammenstellt.
Und damit sind wir bei der amerikanischen Audio- Legende Roy Hall, einem Audio- Designer mit jahrzehntelanger Erfahrung. Roy Hall ist niemand, der dem Prinzip „ Viel hilft viel“ anhängt. Seine Arbeit gilt nämlich bezahlbarem HiFi mit außergewöhnlich guter PreisKlang- Relation.
Das erklärt auch, warum alle Laufwerke von Music Hall nur als Komplettsysteme angeboten werden. Tonarm und Tonabnehmer werden vormontiert und so weit wie möglich voreingestellt mitgeliefert. Der Music Hall mmf- 9.3, um den es hier geht, wird von einem bekannten
europäischen PlattenspielerHersteller gefertigt und serienmäßig nur mit dem GoldringTonabnehmer Eroica ausgeliefert. Diese Kombination kommt einschließlich des nötigen Werkzeugs praktisch spielfertig aus der Kiste, begleitet von einer ausführlichen Anleitung. Und die ist so gut gemacht, dass auch völlige Newcomer binnen einer halben Stunde die erste Scheibe auflegen werden.
Das Prinzip: Isolation
Roy Hall bevorzugt eine möglichst effiziente Isolation des Abtastvorgangs gegenüber Vibration und Luftschall. Und er hat sich eine augenscheinlich einfache, nichtsdestotrotz wirksame Technik ausgedacht, die er SPIT nennt ( Split Plinth Isolation Technology) und die diese Anforderungen ohne weit- reichenden mechanischen Aufwand erfüllt: Ein dreiteiliges Chassis, bestehend aus zwei MDF- und, mittig angeordnet, einer HDF- Platte, isoliert den Plattenteller, das Lager sowie den Tonarm. Die drei Platten sind dabei durch je sechs Sorbothane- Kegel voneinander getrennt. Das ist auch schon alles. Ergänzt wird dieses Ensemble durch drei höhenverstellbare Spike- Füße sowie – falls gewünscht – die mitgelieferte Acryl- Haube.
Auf die verzichten allerdings viele Vinyl- Liebhaber gerne, da die großflächige Haube ja nur Schall „ einfängt“. Deshalb sind auch die Haubenscharniere nicht vormontiert, sondern müssen extra angeschraubt werden.
Das Lager selbst ist ebenfalls keine Rocket Science, sondern ein übliches, invertiertes Gleitlager. Es besteht aus polierter Achse, SinterbronzeLaufbuchse und Keramikkugel. Das Lager trägt einen Acrylteller mit hoher innerer Dämpfung, der eine Label- Einfräsung besitzt.
Der kardanisch aufgehängte 9- Zoll- Tonarm mit seinem einteiligen, konischen Karbonrohr ist simpel in der obersten Platte festgeschraubt. Die Tonarmhöhe ist einstellbar, das drehbare Armrohr erlaubt zudem die
Azimut- Einstellung. Im Tonarm und zu den Buchsen hin ist mit Reinkupfer verdrahtet, ein Kabel zum Anschluss des Verstärkers liegt ebenfalls bei.
Der in seiner Dose simpel neben dem Laufwerk stehende Motor des Riementrieblers besitzt eine trickreiche Stromversorgung, bei der ein Sinusgenerator die Wechselspannung für den Motor neu generiert. Roy Hall scheint von den üblichen, federnd mit im Chassis aufgehängten Antrieben wenig zu halten, da so deutlich mehr Freiheitsgrade zwischen Pulley und Plattenteller entstehen. Mit dem fest positionierten Motor und dem großen Hebelarm durch den außen am Tellerdurchmesser umlaufenden Riemen gelänge die Übertragung des Drehmoments besser.
Mit dieser Schlussfolgerung steht Roy Hall übrigens beileibe nicht allein auf weiter Flur: Viele absolute Top- Laufwerke sind exakt so aufgebaut und verbinden deshalb die Vorteile eines ruhig laufenden Riemenantriebs mit den unbestreitbaren klanglichen Meriten drehmomentstarker Direkttriebler. Die sich freilich mit den ( lösbaren) Problemen eines auf der Lagerachse angeordneten, schwingungsfreudigen Motors herumschlagen müssen. In puncto Aufwand ist die von Roy Hall favorisierte Lösung deutlich preisgünstiger und, wie unschwer zu hören ist, keineswegs schlechter...
Drehmoment ist alles
Die klangliche Verwandtschaft zu einem guten Direkttriebler ist beim Music Hall mmf- 9.3 unüberhörbar. Aber auch verbunden mit der überzeugenden Laufruhe guter Riementriebler, die es sogar schaffen, das Laufgeräusch der Nadel in der Rille zu verringern.
Auch daran kann man einen wirklich guten Plattenspieler erkennen: Wenn die mechanische Basis stimmt, laufen so selbst einfache Tonabnehmer zur Höchstform auf. Ein Experiment, das sich der stolze Besitzer des Komplettpakets spa- ren kann, denn das ohnehin hochwertige Goldring Eroica entpuppt sich im Teamwork mit dem Music Hall als wahres Goldstück, das klangliche Höchstleistungen regelrecht aus dem Ärmel – sprich: aus der Nadel – „ schüttelt“.
Denn dieses Ensemble spielt auf einem Niveau, das himmel- weit von seinem Preis entfernt ist – und zwar nach oben. Dort, in der dünnen Höhenluft üblicherweise mit vierstelligen Summen zu Buche schlagender Superlaufwerke, findet der mmf- 9.3 seinen ihm nun zustehenden Platz.
Synergie funktioniert
Er hinterließ bei den Zuhörern heruntergeklappte Kinnladen, ungläubig aufgerissene Augen und höchst zufriedenes Dauergrinsen. Fakt ist: Synergie funktioniert – und wie... Diese Kombi ist ein brandheißer Tipp.
„ Diese Störgrößen sind vor allem Schwingungen, die die mikroskopisch kleinen Bewegungen der Nadel überlagern“