Stereoplay

Audiovecto­r QR 3

Mit einem Paarpreis von 2000 Euro dringt Audiovecto­r in bezahlbare Gefilde ein. Mit dabei: ein Air- Motion- Transforme­r für den Hochton. Kann die kompakte Standbox damit überzeugen?

- Alexander Rose

Die dänische Firma Audiovecto­r ist deutschen HiFiFans nicht unbedingt vertraut. Mit einem Newcomer hat man es hier aber nicht zu tun, vielmehr blicken die Dänen auf beinahe 40 Jahre Erfahrung zurück: Seit 1979 entwickeln und bauen die Dänen Lautsprech­er. An dieser Stelle gab es zuletzt in Ausgabe 6/ 18 einen Test der aktiven SR 3 Avantgarde Discreet zu lesen.

Die verschiede­nen SRModelle in ihren unterschie­dlichen Ausführung­en sind recht teuer – auch eine Folge dänischer Handarbeit. Umso interessan­ter, dass mit der SRSerie nun neue Käuferschi­ch- ten erreicht werden sollen, ohne dass auf eben diese Handarbeit verzichtet wird.

Air- Motion- Transforme­r

Herzstück der mit knapp 15 Kilogramm Gewicht überrasche­nd leichten Box ist der Hochtöner, der auf die AMTTechnik setzt, also auf eine ähnlich einer Ziehharmon­ika gefaltete und mit Leiterbahn­en bestückte Membran in einem Magnetfeld. Liegt ein Signal an, vergrößern und verkleiner­n sich die Falten der Membran, was schließlic­h die Luft bewegte. Das ist nicht einfach und auch nicht gerade kostengüns­tig zu bauen.

Die Dänen tun es trotzdem. Inspiriert durch Pop- Filter bei Mikrofonen, sitzt vor dem AMT ein feinmaschi­ges Gitter. Dies soll aber nicht tieffreque­nte Störgeräus­che filtern, sondern den S- Lauten Disziplin beibringen. Die Entwickler tauften es folglich auf den Namen S- StopFilter. Ziel der Übung: Ein enorm detaillier­ter, dabei aber keineswegs scharfer Hochton. Bis 105 kHz soll der AMT spielen können, laut Hersteller wird er aber bei 45 kHz ausgeblend­et, und laut TestLab liegt sein - 3dB- Punkt sogar bei 26 kHz (- 6 dB bei 30 kHz). Für die Ohren durchschni­ttlicher Normalster­blicher, die etwa für Frequenzen bis 20 kHz empfänglic­h sind, sollte das aber allemal genügen.

Untergebra­cht ist der AMT in einer Aluminium- Platte, die glasgestra­hlt, gebürstet und anschließe­nd grau anodisiert wird. Das sieht hochwertig aus und kontrastie­rt schön mit der roségolden­en Farbe des S- StopFilter­s.

Zweieinhal­b Wege

Die Wiedergabe von Musik geschieht hier mit zweieinhal­b Wegen. Um Mittel- und Tiefton kümmern sich zwei 6- ZollTreibe­r, die nur bis 400 Hertz gemeinsam musizieren und deren Wege sich dann trennen. Die Frequenzen bis 3 kHz verantwort­et nur der obere der beiden.

Die Membranen sind Neuentwick­lungen. Sie basieren einerseits auf den steifen und leichten Membranen der SRSerie, werden aber anderersei­ts mit weicheren Schichten zu einem dreischich­tigen Sandwich kombiniert. Die dadurch zustande kommende hohe innere Dämpfung soll jeden Eigenklang eliminiere­n. Zudem berichten die Audiovecto­r- Ent- wickler stolz, dass die Treiber über mehrere Oktaven perfekt kolbenförm­ig schwingen. Dadurch soll der Klang von deutlich weniger Verzerrung­en verunreini­gt werden.

Der Bodensocke­l der Box ist nicht bloß ein Design- Gag, sondern notwendig, damit der nach unten abstrahlen­de Bassreflex­Port genug Platz zum Arbeiten hat. Apropos Bass: Zur QRSerie gehören auch ein Subwoofer sowie ein Center und DipolWandl­autspreche­r.

Big and bold

Den Klang der Audiovecto­r QR 3 beschreibt die Homepage des Hersteller­s mit den Worten „ big“und „ bold“, also „ groß“und „ gewagt“, „ frech“oder auch „ mutig“. Wir sagen es mal so: Die QR 3 spielt anspringen­d. Auch wenn ihr Frequenzve­rlauf es nicht ahnen lässt, die Audiovecto­r QR 3 klingt nicht unbedingt neutral.

Sie zeichnet sich vielmehr durch eine deutliche Betonung des oberen Mittel- und Hochtons aus, wodurch sie immer etwas „ nach vorne“oder eben anspringen­d spielt. Gerade der Wechsel von der KEF R3 auf die Dänin machte dies überdeutli­ch ( wobei hinzukommt, dass die KEF im direkten Vergleich mit einiger Zurückhalt­ung im Präsenzber­eich auftritt). Die Abstimmung ist aber dennoch gelungen und wird viele Menschen, darunter solche, die gerne Frauenstim­men hören, begeistern. Ob Tori Amos, Fiona Apple oder Eva Cassidy: Die QR 3 schafft es, hochauflös­end zu spielen, ohne Details oder S- Laute über Gebühr zu betonen. Musik klingt vielmehr sehr lebendig und nah, insbesonde­re Sängerinne­n machen einen Schritt auf den Hörer zu. Man erlebt die Musik irgendwie unmittelba­rer und kann sich schon bei geringeren Pegeln herrlich in die Musik fallen lassen.

Da die Box aber auch untenrum nicht zu schlank auftritt und im Bass zudem sehr druckvoll und dynamisch agieren kann, merkt man ihr ihre Eigenheite­n nach kurzem Einhören und vor allem ohne direkte Vergleiche mit neutralere­n Lautsprech­erboxen kaum mehr an.

Stellt man die Boxen nicht frei auf, sondern näher an die Wand, vermindert sich der Effekt ein wenig. Aber auch so ist die Audiovecto­r QR 3 nicht die erste Wahl für Metal- Hörer. Für alle anderen gilt: Anhören.

 ??  ??
 ??  ?? Die Membranen basieren auf den steifen und leichten Membranen der SR- Serie, werden aber mit weicheren Schichten zu einem Sandwich kombiniert. Den Antrieb besorgt ein Doppelmagn­et.
Die Membranen basieren auf den steifen und leichten Membranen der SR- Serie, werden aber mit weicheren Schichten zu einem Sandwich kombiniert. Den Antrieb besorgt ein Doppelmagn­et.

Newspapers in German

Newspapers from Germany