Audiovector QR 3
Mit einem Paarpreis von 2000 Euro dringt Audiovector in bezahlbare Gefilde ein. Mit dabei: ein Air- Motion- Transformer für den Hochton. Kann die kompakte Standbox damit überzeugen?
Die dänische Firma Audiovector ist deutschen HiFiFans nicht unbedingt vertraut. Mit einem Newcomer hat man es hier aber nicht zu tun, vielmehr blicken die Dänen auf beinahe 40 Jahre Erfahrung zurück: Seit 1979 entwickeln und bauen die Dänen Lautsprecher. An dieser Stelle gab es zuletzt in Ausgabe 6/ 18 einen Test der aktiven SR 3 Avantgarde Discreet zu lesen.
Die verschiedenen SRModelle in ihren unterschiedlichen Ausführungen sind recht teuer – auch eine Folge dänischer Handarbeit. Umso interessanter, dass mit der SRSerie nun neue Käuferschich- ten erreicht werden sollen, ohne dass auf eben diese Handarbeit verzichtet wird.
Air- Motion- Transformer
Herzstück der mit knapp 15 Kilogramm Gewicht überraschend leichten Box ist der Hochtöner, der auf die AMTTechnik setzt, also auf eine ähnlich einer Ziehharmonika gefaltete und mit Leiterbahnen bestückte Membran in einem Magnetfeld. Liegt ein Signal an, vergrößern und verkleinern sich die Falten der Membran, was schließlich die Luft bewegte. Das ist nicht einfach und auch nicht gerade kostengünstig zu bauen.
Die Dänen tun es trotzdem. Inspiriert durch Pop- Filter bei Mikrofonen, sitzt vor dem AMT ein feinmaschiges Gitter. Dies soll aber nicht tieffrequente Störgeräusche filtern, sondern den S- Lauten Disziplin beibringen. Die Entwickler tauften es folglich auf den Namen S- StopFilter. Ziel der Übung: Ein enorm detaillierter, dabei aber keineswegs scharfer Hochton. Bis 105 kHz soll der AMT spielen können, laut Hersteller wird er aber bei 45 kHz ausgeblendet, und laut TestLab liegt sein - 3dB- Punkt sogar bei 26 kHz (- 6 dB bei 30 kHz). Für die Ohren durchschnittlicher Normalsterblicher, die etwa für Frequenzen bis 20 kHz empfänglich sind, sollte das aber allemal genügen.
Untergebracht ist der AMT in einer Aluminium- Platte, die glasgestrahlt, gebürstet und anschließend grau anodisiert wird. Das sieht hochwertig aus und kontrastiert schön mit der roségoldenen Farbe des S- StopFilters.
Zweieinhalb Wege
Die Wiedergabe von Musik geschieht hier mit zweieinhalb Wegen. Um Mittel- und Tiefton kümmern sich zwei 6- ZollTreiber, die nur bis 400 Hertz gemeinsam musizieren und deren Wege sich dann trennen. Die Frequenzen bis 3 kHz verantwortet nur der obere der beiden.
Die Membranen sind Neuentwicklungen. Sie basieren einerseits auf den steifen und leichten Membranen der SRSerie, werden aber andererseits mit weicheren Schichten zu einem dreischichtigen Sandwich kombiniert. Die dadurch zustande kommende hohe innere Dämpfung soll jeden Eigenklang eliminieren. Zudem berichten die Audiovector- Ent- wickler stolz, dass die Treiber über mehrere Oktaven perfekt kolbenförmig schwingen. Dadurch soll der Klang von deutlich weniger Verzerrungen verunreinigt werden.
Der Bodensockel der Box ist nicht bloß ein Design- Gag, sondern notwendig, damit der nach unten abstrahlende BassreflexPort genug Platz zum Arbeiten hat. Apropos Bass: Zur QRSerie gehören auch ein Subwoofer sowie ein Center und DipolWandlautsprecher.
Big and bold
Den Klang der Audiovector QR 3 beschreibt die Homepage des Herstellers mit den Worten „ big“und „ bold“, also „ groß“und „ gewagt“, „ frech“oder auch „ mutig“. Wir sagen es mal so: Die QR 3 spielt anspringend. Auch wenn ihr Frequenzverlauf es nicht ahnen lässt, die Audiovector QR 3 klingt nicht unbedingt neutral.
Sie zeichnet sich vielmehr durch eine deutliche Betonung des oberen Mittel- und Hochtons aus, wodurch sie immer etwas „ nach vorne“oder eben anspringend spielt. Gerade der Wechsel von der KEF R3 auf die Dänin machte dies überdeutlich ( wobei hinzukommt, dass die KEF im direkten Vergleich mit einiger Zurückhaltung im Präsenzbereich auftritt). Die Abstimmung ist aber dennoch gelungen und wird viele Menschen, darunter solche, die gerne Frauenstimmen hören, begeistern. Ob Tori Amos, Fiona Apple oder Eva Cassidy: Die QR 3 schafft es, hochauflösend zu spielen, ohne Details oder S- Laute über Gebühr zu betonen. Musik klingt vielmehr sehr lebendig und nah, insbesondere Sängerinnen machen einen Schritt auf den Hörer zu. Man erlebt die Musik irgendwie unmittelbarer und kann sich schon bei geringeren Pegeln herrlich in die Musik fallen lassen.
Da die Box aber auch untenrum nicht zu schlank auftritt und im Bass zudem sehr druckvoll und dynamisch agieren kann, merkt man ihr ihre Eigenheiten nach kurzem Einhören und vor allem ohne direkte Vergleiche mit neutraleren Lautsprecherboxen kaum mehr an.
Stellt man die Boxen nicht frei auf, sondern näher an die Wand, vermindert sich der Effekt ein wenig. Aber auch so ist die Audiovector QR 3 nicht die erste Wahl für Metal- Hörer. Für alle anderen gilt: Anhören.