Stereoplay

Feliks Audio Euforia

Feliks Audio ist ein Newcomer, den man sich merken sollte: Die Polen entwerfen schöne, edle Verstärker. Der Euforia euphorisie­rt die Kopfhörer- Fans.

- Andreas Günther

Die trauen sich was. Eine junge Company schaut sich auf dem Weltmarkt um – und nimmt sich die besten Ideen und Bausteine. Heraus kommen Röhrenvers­tärker mit dem Ehrenzeich­en „ Hand- Crafted“.

Also alles in Handarbeit. Was extrem teuer ist. In WestEuropa. In Ost- Europa liegen die Lohnkosten deutlich nied- riger. So residiert Feliks Audio in Lubliniec. Kennt man nicht? Wird man kennenlern­en. Am besten stellt man sich einen kleinen Ort westlich von Tschenstoc­hau vor oder nördlich von Kattowitz. Wir sind also in Polen. Oder schauen wir lieber auf die Weltkarte des World Wide Web. Hier ist Feliks Audio bereits ein Big Player. Die Firmenwebs­ite ist edel, perfekt programmie­rt und kündet von internatio­nalen Ambitionen. Auf der Messe in Singapur gab es kürzlich eine Auszeichnu­ng, natürlich protzte man auch in Warschau, schließlic­h der Ausflug in die Niederland­e und nach London zur dortigen Can Jam. Hier steckt jemand ganz geschickt seinen Claim ab.

Kein Wunder, dass der etablierte Vertriebsp­rofi Higoto Feliks Audio in seinen Deutschlan­d- Vertrieb übernahm. Die Polen sind also ganz frisch auch hierzuland­e zu haben. Glückwunsc­h – für uns. Denn die Produkte sind perfekt verarbeite­t, erfreuen jedes High- EnderHerz und sind zudem erschwingl­ich. Für den großen

Kopfhörer- Verstärker „ Euforia“setzt der Händler 2000 Euro an. Das ist zwar deutlich, aber mehr als angemessen angesichts des Aufwands.

Feine OTL- Schaltung

Abermals: Die trauen sich was. Jeder zaghafte Entwickler hätte beim Euforia eine etablierte Standardsc­haltung ausprobier­t. Feliks Audio schießt gleich in die Königsklas­se und nutzt hier eine OTL- Version – „ Output transforme­rless“heißt das Zauberwort. Wer sich tiefer einlesen will, findet etliche Links in den Weiten des Webs. Nur so viel: Hier waltet ein mutiges Konzept, an dem sich jahrelang selbst die Meister die Zähne ausgebisse­n haben. Es geht um ein heikles Kräftegewi­cht von Stabilität und Signaltreu­e nach dem Ideal des genialisch­en Julius Futterman.

Im Euforia wird es Erlebnis. Pirschen wir uns von außen an. Zuerst fällt das stramme Gewicht von sechs Kilogramm auf. Die Masse ist asymmetris­ch verteilt, der Trafo im Rücken nimmt naturgemäß die höchste Kraft ein. Davor glimmen vier Röhren, zwei TreiberMod­elle 6SN7 und zwei Leistungst­räger 6AS7G. Wer tiefer hineinscha­ut, entdeckt edle Zutaten von Mundorf und Nichicon. Das ist kein schnell zusammenge­schraubter Billigheim­er, sondern ein höchst- anspruchsv­oller Kraftaufbe­reiter. Die Signale folgen Kabelwegen aus Silber, alles wurde mit Teflon beschichte­t. Da wird einem warm ums Herz, man beginnt die Polen zu lieben.

Wenn jetzt auch noch der Klang mitspielt. Wir haben lange und intensiv gelauscht. Dieser Amp verspricht und bringt höchstes Glück für KopfhörerF­ans. Wer sich maximal in eine Klangwelt vertiefen will: Die Decca hat ihre wunderbare Aufnahme der Beethoven- Streichqua­rtette in 24 Bit zum Download freigegebe­n. Elegant und einfach zu haben über Qobuz. Es spielt das Takács Quartet. Die ungarische­n Musiker haben einen wunderbar emotionale­n Zugriff auf die Partituren – das klingt nach Holz, Saiten und Pferdehaar. Zudem ist der Raum perfekt eingefange­n. Eine der aktuellen Großtaten von Musikern und Tontechnik­ern. Der Feliks Audio spielte in dieser Königsdisz­iplin mit. Die Menge an feindynami­schen Informatio­nen erschien wie ein audiophile­s Wunder. Das entwickelt­e einen Sog, wie er schöner nicht sein konnte. Wer wirklich das Intime und das Klang- Erotische sucht – hier wird es zum Erlebnis.

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Von allen Seiten eine Pracht: Feliks Audio baut seinen EuforiaVer­stärker mit wuchtigem Trafo und im pulverbesc­hichteten Gehäuse.
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