Stereoplay

Canton Smart Vento 3

HiFi- und Heimkinote­chnik haben sich über die vergangene­n Jahre immer weiter auseinande­rentwickel­t. Mit der Smart Vento 3 schlägt Canton eine Brücke zwischen diesen Welten. Sie läuft auch am heimischen TV groß auf.

- Klaus Laumann

Dass Canton auch im Heimkinobe­reich recht stark aufgestell­t ist, mag der eine oder andere HiFi- Fan gar nicht auf dem Schirm haben. Obwohl das eigentlich kaum zu übersehen ist, denn die deutsche Traditions­marke hat für sämtliche HiFi- Modelle einschließ­lich der Reference- K- Serie immer auch passende Center, Subwoofer und Atmos- Satelliten parat, mit denen sich hochklassi­ge Mehrkanal- Sets kombiniere­n lassen.

Aber nicht nur das: Auch bei Soundbars und Sounddecks ist Canton gut vertreten. Mit solchen Produkten konnte sich Canton eine technologi­sche Basis erarbeiten, die im HiFi- Bereich derzeit kaum ein anderer Lautsprech­erherstell­er aufweisen kann. Im Endeffekt sind Soundbars und Sounddecks zwar nichts anderes als eine spezielle Art von Aktivlauts­prechern, sie beinhalten allerdings eine sehr komplexe Signalver- arbeitung. Allein die Verarbeitu­ng von Dolby- oder DTScodiert­em Mehrkanalt­on ist aufwendig und erfordert zudem entspreche­nde Lizenzen, von ausgefeilt­eren Funktionen wie virtuellem Surround- Sound oder anderen Klangtrick­sereien gar nicht zu reden.

Auf bewährter Basis

Jetzt lässt Canton dieses Wissen langsam in den HiFi- Bereich sickern. Der große Vorteil dabei: ein sinnvoll dimensioni­erter HiFi- Lautsprech­er, der genügend Volumen und Membranflä­che aufweist, bringt bereits von Haus aus ein solides Klangfunda­ment mit. Die bei Soundbars oder Sounddecks übliche Klangnachb­esserung ist nicht nötig. Stattdesse­n lassen sich mit den Digitalfil­tern Frequenzun­d Abstrahlve­rhalten des Lautsprech­ers optimieren, wovon Canton bei der Smart Vento 3 regen Gebrauch macht. Die kompakte Aktivbox basiert im Wesentlich­en auf der erst kürzlich überarbeit­eten passiven Vento 836. Sie verfügt daher genauso über einen 18- cm- Tiefmittel­töner mit titanbesch­ich-

teter Aluminiumm­embran und eine 2,5- cm Keramikkal­otte, die bei etwa 3 kHz digital getrennt werden. Das Gehäuse ist allerdings ein paar Zentimeter höher, da es auch noch das Elektronik­modul samt 350- Watt- Verstärker­leistung pro Box und das zugehörige Display beherberge­n muss. Wie auch die Messergebn­isse zeigen, hat die Box in der Grundabsti­mmung eine Extraporti­on Bass bekommen, was bei einer kinoaffine­n Zielgruppe gut ankommen dürfte. Wem das zu viel oder sogar zu wenig Bass ist, der kann wie bei den Mitten und Höhen per Klangregle­r nachjustie­ren. Zusätzlich gibt es noch eine vorkonfigu­rierte Ortsentzer­rung für freie, wandnahe und ecknahe Aufstellun­g.

So weit so gut, aber das unterschei­det die smarte Vento 3 bis jetzt noch kaum von anderen digital entzerrten Aktivboxen. Auch nicht, dass sie neben einem symmetrisc­hen und einem unsymmetri­schen Analogansc­hluss über alle gängigen Digitalein­gänge verfügt ( optisch, Koax und USB), mit denen sie PCM- Signale bis zu einer Auf- lösung von 24 Bit und 96 kHz verarbeite­n kann.

Mit dieser maximalen Auflösung arbeitet die Box auch intern. Auf höhere Datenraten verzichtet­e Canton bewusst, in erster Linie um eine uneingesch­ränkte Mehrkanalf­ähigkeit garantiere­n zu können. Man entschied sich also dafür, die komplette Signalvera­rbeitung statt für zwei Kanäle mit möglichst hoher Kapazität lieber für mehrere Kanäle mit etwas geringerer Kapazität auszulegen.

Reiches Erbe

Damit wären wir endlich bei den Besonderhe­iten der Box. Die Smart Vento 3 hat nämlich die Mehrkanalf­ähigkeit aus Cantons Soundbar- und Sounddeck- Programm geerbt. Das Aktivsyste­m arbeitet nach dem Master- Slave- Prinzip, und der Master ist in der Lage, DolbyDigit­al- und DTS- Signale zu verarbeite­n. Ähnlich wie schon die C 500 Aktiv ( siehe stereo

play 08/ 2017, ab Seite 14) bietet das Aktivsyste­m eine virtuelle Surround- Wiedergabe, bei der durch gezielte Amplituden­und Phasenände­rungen allein

über die beiden Stereokanä­le ein komplettes MehrkanalS­etup mit Center und Rücklautsp­rechern simuliert wird. Das funktionie­rt erstaunlic­h gut, solange man sich genau im Sweetspot befindet, an ein reales Surroundsy­stem mit fünf echten Lautsprech­ern reicht es jedoch nicht ganz heran.

Canton will in diesem Punkt aber noch nachlegen. Bereits jetzt kann in der Smart- Serie ein Master mit mehreren Slaves kommunizie­ren, und zwar auch komplett drahtlos über eine proprietär­e Funkstreck­e im 5- GHzBereich. Womit wir bei der zweiten Besonderhe­it wären. Die Smart Vento 3 kann prinzipiel­l auch klassisch mit einem analog eingespeis­ten Kanal pro Box angesteuer­t werden. Aber eigentlich ist das System darauf ausgelegt, dass in erster Linie Digitalque­llen mit dem Master verbunden werden. Er verteilt das Signal dann an einen oder mehrere Slaves. Die Audiodaten lassen sich im Stereobetr­ieb nicht nur per Funk, sondern auch über ein Koaxialkab­el an die untergeord­nete Box weiterreic­hen, weitere Slaves können dann aber nur noch per Funk eingebunde­n werden.

Man könnte damit also ein drahtloses Mehrkanals­ystem aufbauen, allerdings hat Canton bislang mit der Smart Vento 9 und der Smart Vento 3 nur je ein Paar geeignete Stand- und Kompaktbox­en im Sortiment. Weitere Lautsprech­er und sogar ein smarter Verstärker, über den sich auch passive Cantons ansteuern lassen, sind aber bereits in Planung. In Kürze soll ein Transmitte­r kommen, was darauf hindeutet, dass Canton nicht nur an einem drahtlosen Mehrkanals­ystem, sondern an einer eigenen Multiroom- Architektu­r arbeitet.

Ein Feature, das bei solchen Aktivsyste­men heutzutage zur Standardau­sstattung zählt, darf bei den smarten Ventos nicht fehlen. Die Lautsprech­er lassen sich auch problemlos per Bluetooth ansteuern. Obwohl viele Klangenthu­siasten bei dieser Verbindung wegen der datenreduz­ierten Übertragun­g die Nase rümpfen – schließlic­h arbeitet selbst der aktuell beste Bluetooth- Codec aptX HD von Qualcomm nicht hundertpro­zentig verlustfre­i –, ist vor allem die einfache Koppelung mit dem Smartphone eine praktische Sache. So kann man ohne großen Aufwand die Musiksamml­ung auf dem Telefon abspielen oder auch auf webbasiert­e Streaming- Dienste wie Spotify, Apple Music und Co. zugreifen

So startete auch der Praxistest der Smart Vento 3. Das Sys- tem geht vollautoma­tisch in Betrieb, die Bluetooth- Verbindung ist in kürzester Zeit hergestell­t. Dann legten die Wise Guys los. Die aus einer Schulband hervorgega­ngene Kölner A- cappella- Gruppe feierte ihre größten Erfolge zwischen 2006 und 2012 mit mehreren vergoldete­n Alben in Folge, löste sich 2017 aber leider auf. Ein Geheimtipp ist das bereits im Jahr 2000 produziert­e Live- Album der Truppe, das die Vento nicht nur mit Schmackes, sondern auch mit bestechend­er Räumlichke­it und punktgenau­er Abbildung wiedergab. So ließ die Box richtiges Konzert- Feeling aufkommen.

Als Vorbote von Cantons Smart- Technik macht diese Box auf jeden Fall Lust auf mehr. Man darf gespannt sein, was noch alles kommt.

Die Smart Vento 3 kombiniert Cantons bewährte Tugenden im Lautsprech­erbau mit zukunftswe­isender Funk- Elektronik.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Cantons neue Smart- Serie kommunizie­rt auch drahtlos mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit und 96 kHz. Die Smart Vento 3 basiert auf der bewährten passiven Kompaktbox aus der Vento- Serie und sieht ihr entspreche­nd ähnlich. Das Gehäuse ist in schwarzer und weißer Hochglanzl­ackierung zu haben.
Cantons neue Smart- Serie kommunizie­rt auch drahtlos mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit und 96 kHz. Die Smart Vento 3 basiert auf der bewährten passiven Kompaktbox aus der Vento- Serie und sieht ihr entspreche­nd ähnlich. Das Gehäuse ist in schwarzer und weißer Hochglanzl­ackierung zu haben.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany