Nubert nuPro X- 4000
Mit den nuPro X- 4000 will Günther Nubert sogar Tonstudios aufmischen. Dafür hat er die Kompaktbox mit Technik gespickt. Wir brachten die Band im Hörraum zusammen. Ein Grund zum „ Nubilieren“?
Mit der nuPro X- Serie schickt sich Nubert an, seine bisherige AktivboxenSerie zu toppen. Mit ihren aufwendigen Neuentwicklungen schielen die Schwaben sogar auf den Profibereich. Wer den Anspruch der von Günther Nubert 1975 ins Leben gerufenen Lautsprecher- Schmiede aus Schwäbisch Gmünd kennt, kann sich sicher ausmalen, welche Register bei der Konstruktion einer studiotauglichen Lösung gezogen wurden.
Der gesteigerte Anspruch macht nicht einmal vor dem Äußeren halt. Wo bei der preisgünstigen nuPro- A- Serie noch Schrauben ihre Köpfe rund um die Chassis entgegenstrecken, wird bei der nuPro X- 4000 die ganze Befestigungs technik von glatten schwarzen Zierringen abgedeckt. Die Einfassungen der Treiber bilden nahtlose Übergänge – auch im Sinne der Akustik erstrebenswert – zu den seidenmatt lackierten MDFGehäusen, die in Schwarz oder Weiß erhältlich sind.
In den von der Rückseite zugänglichen Elektronik modulen der X- Modelle arbeiten in der nuPro-A- Serie signifikant leistungsfähigere Verstärker. Die Class- D- Endstufen der ZweiWege- Bassreflexbox nuPro X- 4000 leisten 2 x 180 Watt Sinus. Diese geballte Power teilen sich eine 2,5- cm- Gewebekalotte und ein 16,9- cm- Tiefmitteltöner mit Polypropylen- Verbundmembran. Ein wesentliches Entwicklungsziel der neuen Konus- Chassis sieht man schon am Frequenzgangdiagramm der X- 4000. Bei der überschaubaren Membranfläche der kleinen, aber smarten Regalbox fiel ein besonders langer Hub auf, denn Nubert hat sie mit den Segnungen der Aktivtechnik so entzerrt, dass sie bis 29 Hertz hinunterkommt. Dieses Kunststück macht ihr unter den Minis so schnell keiner nach. Und da ein erweiterter Tiefgang bei kleiner Membranfläche oft einige Dezibel an Maximalpegel kostet, lässt sich per Menu und Hochpassfilter zugunsten von mehr Reserven auf die zusätzlichen Hertz nach unten verzichten.
Keine Raum- Bredouille
Doch damit endet die Funktionsvielfalt des kleinen smarten Pakets und ihres eingebauten DPSs keineswegs. Nubert gibt dem Nutzer nämlich weitere Tools in die Hand, um die Box an den Raum anzupassen, etwa die Klangregelung, die grafisch dargestellte Subwooferweiche und ( fürs Leisehören prädestiniert) die zuschaltbare Loudness. In der neuen Nubert X- Remote- App versteckt es sich unter dem Menüpunkt „ Advanced“. Hier kann die gratis im iTunes App Store und auf Google Play erhältliche Software ihre Stärken voll ausspielen.
Viele Wege zum Ziel
Zwar kann der Benutzer auf die Funktion auch über das Tastenkreuz neben dem blau illuminierten Front- Display zugreifen. Doch dann hat er das Ohr direkt an der Box, und das Tippen durch die Menüs ist etwas umständlich. Mit der App hingegen kann man lässig einen virtuellen Regler mit dem Zeigefinger hin- und herschieben und bekommt auch gleich den Einfluss auf den Frequenzgang im Bass angezeigt. Das nimmt auch versierte Laien eher mit.
Es ist verständlicher und hilft allen, die zur Anpassung der Bassbegrenzung keine Messung heranziehen können. Mit der App kann man das Hochpassfilter während der Wiedergabe in Echtzeit vom Hörplatz aus verändern und sich mitten in der Musikwiedergabe den Effekt auf das Zusammenspiel mit dem Raum und auch auf die Belastbarkeit bei extremen Bass- Anteilen anhören.
Um die App verwenden zu können, muss man sein Smartphone oder Tablet via Bluetooth mit der nuPro X- 4000 verbinden. Da man die Boxen über eine digitale Koaxial- Verbindung oder per Funk zum Paar
koppeln kann, braucht man sich die Mühe nicht doppelt zu machen. Man kann allerdings auf jede einzeln zugreifen, was bei gezielter Entzerrung gerade beim Einsatz in MehrkanalAudio- Systemen für Profis interessant ist. Dafür lässt sich jede X- 4000 im Mono- Modus als eigene Einheit beeinflussen.
Kontrolle war nie besser
Die mitgelieferte Fernbedienung bewährt sich hingegen beim schnellen Zugriff auf die Funktionen des täglichen Gebrauchs – allen voran die Lautstärkeregelung oder auch die Quellenwahl. Dafür braucht man dank Infrarot- Fernsteuerung nicht erst sein Smartphone zu entsperren und die App aufzurufen. Zur Auswahl stehen neben Bluetooth mit AptX ein Paar Stereo- Cinch- Buchsen, vier S/ PDIF- Digital- Eingänge und ein USB- B- Anschluss. Zudem finden sich auf der Rückseite der von Grund auf neu entwickelten Elektronikmodule eine USB- Spannungsbuchse, ein Subwoofer- Ausgang, eine Link- Buchse zum Zusammenschluss eines Boxenpaares sowie ein AES/ XLR- Eingang, der analog oder an der Master- Box sogar digital genutzt werden kann. Alle Digital- Eingänge der nuPro X- 4000 sind für Signale
X- trem flexibel: So vielseitig wie die neue Aktiv- Serie war bisher noch keine NubertBox. Dank App gewinnt auch der Komfort.
mit bis zu 24 Bit/ 192 kHz ausgelegt, was ebenfalls eine Steigerung gegenüber der nuProA- Klasse bedeutet.
Technisch hat sich also eine Menge getan, was nicht verwundert. Nicht nur deshalb klang die neue Kompaktbox für ihre Klasse ausgesprochen er- wachsen. Selbst im großen, akustisch optimierten Hörraum der Redaktion gingen die auf Ständer freistehenden Kleinen mit ihrem tief reichenden, voluminösen Bass nicht unter. Anders als bei ihren passiven Pendants kam zu keiner Zeit der Wunsch auf, sie an die Wand zu stellen. Frei im Raum spielten sie so souverän auf, dass man sie mit geschlossenen Augen glatt für Standboxen oder zumindest Monitore halten könnte, deren Gehäuse sich noch einen halben Meter nach hinten erstrecken. Die Abbildung hingegen folgte eher dem Ideal von Nahfeldmonitoren mit einem nahen, enorm detailliert projizierten Klangbild. In räumlicher Hinsicht begeisterte jedoch die Stabilität der Abbildung in Verbindung mit vortrefflicher Ortbarkeit.
Natürlichkeit, Auflösung und Feindynamik unterstrichen den Studio- Anspruch der nuPro, wobei sich die Rock- und ElektroFraktion vielleicht einen etwas knackigeren Oberbass- Punch gewünscht hätte. Angesichts von Größe und Funktionsvielfalt ist die X- 4000 aber einer der hellsten Sterne am Aktivboxenhimmel und spielt herausragend neutral und feinauflösend.