Genelec S360 SAM
Hochtonhorn, Zehnzoller, XL- Gehäuse – Genelecs neue S360 ist kein klassischer Nahfeldmonitor. Doch dank digitaler Einmessung und Raumanpassung ist die für Referenzkinos konzipierte Box ein vielversprechender Partner für große Räume.
Studiomonitore im Heimbereich zu verwenden, hat eine lange Tradition. Doch zunehmend fanden aktive Nahfeldmonitore den Weg in die Wohnzimmer und führten nicht selten zu Inkompatibilitäten bei Hörabstand und Maximalpegel. Auch die Genelec- Neuheiten der letzten Jahre mit KoaxialSystem und verdeckten Tieftönern zielten ganz klar auf diese Anwendung.
Einen komplett anderen Ansatz verfolgt die Master- StudioLinie, die der Hersteller explizit für große Mastering- Räume und Referenzkinos bei 10 Metern Hörabstand und darüber anpreist. Mit der neuen S360 SAM bekommt der Hifiist für moderate 4060 Euro Paarpreis eine 2- Wege- Box mit Leistung und Schallbündelung satt, die aber auch in weniger bedämpften Wohnräumen und bei größeren Hörabständen ihre Vorteile ausspielen dürfte.
Horn im Studio?
Als Erstes ins Auge fällt dem Kenner hochwertiger Studiotechnik das Hochtonhorn – keines der sanften WaveguideMulden, sondern ein elliptisch geformter, großer und vom Ab- strahlwinkel besonders vertikal auf geringe 75 Grad beschränkender Trichter.
Dieser wird nicht von einer offenen Kalotte angetrieben, sondern von einer 43 Millimeter durchmessenden Titanmembran in einer Druckkammer. Der Übergang zwischen selbiger und dem Horn – einer der resonanzanfälligsten und kritischsten Punkte für die Hochtonwiedergabe – wurde auf ein Minimum verengt und zudem mit einem kronenförmigen Übergangskanal versehen, was stehende Wellen und Auslöschungen auf der Achse im Hör- bereich vollkommen eliminieren soll. Das Horn wiederum erweitert sich stetig im Öffnungswinkel, behält immer seine elliptische Form und geht nahtlos in die große Schallwand über. Diese Kombi ermöglicht eine recht tiefe Trennfrequenz von 1400 Hz und damit den Einsatz eines sehr großen Tiefmitteltöners, dessen Abstrahlwinkel genau bei diesem Übergang in etwa jenen des Hochtöners erreicht und damit in Summe zu einer konstanten Directivity führt.
Der 25er ist mit gehärteter Pappmembran und doppelt
Sförmig gefalteter Sicke ein klassischer Vertreter der Beschallungszunft, vermag aber dank kräftigem Antriebs und nach unten spielender Reflexrohre auch als Tiefbass- Spezialist aufzutreten. Getrennte Endstufenkanäle in der Schalttechnik versorgen die Treiber einzeln, wobei 250 Watt RMS allein dem Konus und 100 dem Hochtöner zur Verfügung stehen.
Digital und smart
Die Übernahme erfolgt digital per DSP- Weiche, und auch sonst öffnet sich die Genelec der modernen Welt: Sie akzeptiert Digitalsignale nach dem AES/ EBU- Format ebenso wie analoge, und lässt sich mit Genelec- eigener Software steuern, was sich der Hifiist ohne mehrere Abhör- und Regieräume vor allem zur Raumeinmessung zunutze machen kann.
Im stereoplay- Hörraum spielte die S360 auch völlig ohne Einmessung groß auf: Bei Brittens „ War Requiem“entfesselte sie eine unbändige Energie, ließ die Sänger mit Schmelz und Verve ihr Bestes geben und vermittelte mit direkter Unmittelbarkeit den Eindruck, dass der Hörer mitten im Orchester saß. Ihr zugleich etwas cineastischer Klangcharakter ließ etwas Raumtiefe und Luftigkeit vermissen, weshalb die Redakteure den Hörabstand noch einmal auf etwa 3,80 m vergrößerten. Dann machte die S360 auch räumlich auf und zauberte bei Hubert von Goiserns „ Im Jahr des Drachen“eine druckvolle, doch komplett einnehmende Konzertatmosphäre. Die Stimmen standen wie eine Eins im Raum, und auch der Bass kickte satt und tief, dass es eine wahre Freude war und der letzte Fuß im Raum mitwippte. Zum erreichbaren Kurs verbindet die Genelec Monitortransparenz mit jeder Menge Vergnügen im XXL- Format, am besten bei Rockmusik und Filmsoundtracks.