Chrom, wohin das Auge sieht, dazu ein von unten beleuchteter Teller, und fertig ist das Spitzenlaufwerk.
Ist „ vernünftiger Highender“ein Widerspruch in sich? Kann ein blau leuchtender Plattenteller Sünde sein? Sind Microfaser- Staubtücher gefährlich für Tonabnehmer? Und warum heißt dieser Plattenspieler Cellini?
Man könnte, wenn man wollte, ganz profan „ Rotation R 5.3“schreiben und hätte AVMs großes Plattenspielermodell damit sauber spezifiziert. Aber was wäre das schon gegen „ Cellini“? Sehen Sie. Also bleiben wir jetzt beim zweiten Namen dieses Plattenspielers, der auf die äußerst bewegte, alles andere als langwei- lige Lebensgeschichte des Renaissance- Universaltalents Benvenuto Cellini hinweist, eines italienischen Goldschmieds, Bildhauers und Vertreters des Manierismus. Sein Werk wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt, ganz im Gegensatz zum frisch präsentierten großen AVM- Laufwerk, dessen ebenfalls bewegte, fünf- jährige Entwicklung Höhen und Tiefen aufwies: „ Es ist kaum zu glauben“, erzählt AVM- Chef Udo Besser freimütig, „ wie viel Schrott wir dabei produziert haben“. Der Cellini war also keine leichte Geburt, sondern zeugt von Udo Bessers Willen, unbedingt einen „ vernünftigen“Plattenspieler zu bauen. Und damit ein einfach aufstell- und
bedienbares Laufwerk, das auch Newcomer nicht vor Probleme stellt und das zudem gut aussehen musste. Doch vor allem sollte der Cellini bei aller Unkompliziertheit auch audiophile, „ highendige“Klangansprüche erfüllen und darüber hinaus höchst flexibel in Bezug auf Tonabnehmer sein.
Geliefert wird der auch in einer verchromten Variante angebotene Schönling nämlich ohne Abtaster, aber mit einem vormontierten 10- Zoll- Tonarm, der ebenfalls ein AVM- Special darstellt. Und der dem Anspruch des Laufwerks gewachsen ist. Denn selbst verwöhnte Kenner der Materie werden von dem soliden, ja schon massiven Tonarm mit kardanischer Lagerung auf das Angenehmste überrascht sein. Das Lagerspiel, die Ausführung der AntiskatingVorrichtung sowie die Justagemöglichkeiten sind ebenso beeindruckend wie die Chrom oberflächen und die Fertigungsqualität. Und die magnetische Fixierung des Armrohrs im Armhalter ist eine gute Idee.
Im Gegensatz zum AVM R 2.3 ( getestet in stereoplay 11/ 2018) kommt der Cellini mit einem größeren Chassis daher, um den längeren Tonarm unterbringen zu können. Doch das sind beileibe nicht die einzigen Unterschiede: So ist das Chassis aus HDF- Composite nicht mit Alublechen, sondern mit dicken Aluplatten verklebt, was unterm Strich einen besonders resonanzfreien Korpus ergibt. Dieses total ruhige „ Sandwich“erlaubt es, den Motor und das Tellerlager direkt einzubauen, ohne die Übertragung von Schwingungen befürchten zu müssen.
„ Ellipso- zentrisch“
Keine gute Technik ohne einen guten Namen: Besaß das kleinere Modell noch einen üblichen Riemenantrieb, so weitet der Cellini dieses Prinzip über eine zweite Umlenkrolle zum „ ellipso- zentrischen“Antrieb aus: Die zweite, nicht angetriebene Rolle entlastet das Tellerlager vom einseitigen Zug des Rundriemens, der das Drehmoment an zwei gegenüberliegenden Seiten auf den Alu- Subteller überträgt. Dieser Kräfteausgleich führt prinzipiell zu weniger Lagergeräuschen und geringerer Lagerabnutzung, verlangt aber nach einer ganz ruhigen Lagertechnik bei der zweiten Rolle, um nicht wieder zusätzlich Unruhe ins System