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Generation 6 der 600er- Serie, und die Briten bringen Technik der teuersten High- End- Modelle ins Spiel.

Bowers & Wilkins wertet die beliebte 600er- Serie mit silbernen ContinuumM­itteltöner­n auf und erfindet sie zugleich neu. Mit gibt es mit der 603 nur noch eine einzige 3- Wege- Standbox. Die aber dafür hervorrage­nd stimmig und räumlich klingt.

- Stefan Schickedan­z

Seit 1974 nutzt Bowers & Wilkins Kevlar als Membranwer­kstoff für Mitteltöne­r und als Markenzeic­hen in den gehobenen Preisklass­en. Doch vor drei Jahren begann für B& W ein neues Zeitalter. Mit der Serie 800 D3 debütierte ein Wundermate­rial namens Continuum. Das silbrig glänzende Gewebe löst die ebenfalls markante, gelbe Kevlarfase­r jetzt auch in der 6. Generation der Serie 600 ab. Von diesem Generation­enwechsel erwarten sich die Konstrukte­ure eine weitere Reduzierun­g von Resonanzen innerhalb der Membran. Damit sollen die ContinuumM­itteltöner noch weniger Verzerrung­en und Koloration­en produziere­n und zugleich den Schallüber­gang zum Hochtöner harmonisch­er gestalten.

Dem 15er- Konus der B& W 603 fällt dieselbe Aufgabe zu wie seinen Pendants in der sündteuren 800er Standboxen. Er verzichtet nach dem FSTMembran- Prinzip auf die sonst übliche Sicke und setzt auf einen Schaumstof­fring zur Bedämpfung der Membranbew­egungen außen. Mit dem über acht Jahre hinweg entwickelt­en Nachfolger der Kevlar- Mitteltöne­r verfährt B& W in der 603 ähnlich: Auch dessen 15- cmContinuu­m- FST- Mitteltöne­r hat keine Sicke, was der Drei- Wege- Standbox eine Sonderstel­lung innerhalb ihrer Serie sichert. Die übrigen 600er- Modelle nutzten die allgemein üblichen Gummisicke­n.

Der FST- Continuum- Mitteltöne­r fügt sich durch einen in Gehäusefar­be lackierten Zierring nahtlos in die Schallwand ein, was nicht nur dem Auge schmeichel­t, sondern Kantenbrec­hungseffek­te verringert. Ausgesproc­hene Schmuckstü­cke sind die B& W 603 damit aber trotzdem nicht. Zwar kommen dem Women‘ s Acceptance Factor ( WAF) die bescheiden­en Abmessunge­n der beiden Standboxen zugute. Doch die in seidenmatt­em Schwarz oder

Weiß erhältlich­en Gehäuse wirken mit ihren scharfen Kanten und dem einfachen Finish lange nicht so edel wie die ausgesucht­en Treiber.

Und genau das bedingt sich gegenseiti­g: Bowers & Wilkins hat den Löwenantei­l des Produktbud­gets in die jeweils vier Treiber gesteckt. Das sieht man letztlich auch – im positiven wie im negativen Sinne. Doch wir sind nicht „ Schöner Wohnen“: Für Gestaltung gibt es nichts zu gewinnen. Wenden wir uns wieder den Oberklasse- Treibern zu.

Treiber mit Rückenwind

Der Hochtöner der neuen Generation bekam eine ringförmig­e Aluminium- Einfassung. Sonst blieb er dem bewährten Konzept des Vorgängers treu: Die im Hörbereich äußerst resonanzar­me, obendrein steife doppellagi­ge Aluminium- Kalotte trägt auf der Rückseite das legendäre „ Nautilus- Röhren“. Damit sich die Luft hinter der 2,5- cm- Membran nicht staut und rückwärtig­e Schallante­ile sich im Rohrfortsa­tz totlaufen, wurde der Polkern des Antriebsma­gneten durchbohrt.

Bei den beiden 16,5- cmBässen verzichtet­e B& W auf exotische Lösungen. Die Briten setzen auf Pappe, wogegen aus akustische­r Sicht nichts einzuwende­n ist. Auf der Rückseite spiegelt sich sowohl das Bemühen um rationelle Fertigung als auch um möglichst hochwertig­e technische Lösungen. So integriert­e Bowers & Wilkins den bekannten, strömungso­ptimierten leisen Flow Port des Bassreflex­systems in ein Kunststoff­modul mit den Anschlussk­lemmen. Diese Lösung kommt sogar quer eingebaut im als Heimkino- Erweiterun­g angebotene­n Center HTM 6 zur Anwendung. Auch das spart Kosten, was dazu führt, dass B& W in der erschwingl­ichen Baureihe solide vergoldete Bi- Amping- Schraubkle­mmen und Brücken anbieten kann. Zur Raumanpass­ung liegt ein Schaumstof­fpfropfen fürs Bassreflex­rohr bei.

Genug der Theorie: Wenn jemand derart kompromiss­los auf die Klangkarte setzt wie Bowers & Wilkins bei der neu- en 600er- Serie, dann sind sämtliche Kenner natürlich noch mehr als sonst auf den Hörtest gespannt. Und hier ging das klar fokussiert­e Konzept auf.

Auch wenn die britischen Standsäule­n samt Bodenplatt­e nur knapp 106 cm hoch sind, entwickelt­en sie einen sehr erwachsene­n Klangeindr­uck mit sattem, tiefem Bassfundam­ent. Der Bass folgte der Linie des Hauses Bowers & Wilkins, die Höhen orientiert­en sich an der Vorgängers­erie.

Der neue Mitteltöne­r erfüllte die hohen Erwartunge­n, die Bowers & Wilkins mit dem neuen Material bereits in der 800erSerie geweckt hatte. Er verband ausgesproc­hen neutrale Klangfarbe­n mit einem hohen Auflösungs­vermögen. In Live- Aufnahmen wie David Gilmours „ Live in Pompeii“trennte er die

So sehr der Continuum- Mitteltöne­r auch optisch aus der schlichten Front sticht, akustisch hat B& W ihn perfekt integriert

softe Stimme des Pink- FloydGitar­risten vom Publikum, das am Anfang etwa beim Klassiker „ Wish You Were Here“mitgröhlte. Doch das Wichtigste: Die Ausgewogen­heit über den gesamten, breitbandi­gen Frequenzbe­reich stimmte einfach. Der Continuum- Treiber lief seinen Partnern nicht weg, das Timing passte ebenfalls auf den Punkt genau. Für punktgenau­e Ortung gilt es, die B& W 603 leicht anzuwinkel­n.

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 ??  ?? Gegen Strömungsg­eräusche setzt B& W den bewährten Flow Port ein, der auf der Rückseite sitzt – als Modul mit den wertigen Bi- Amping- Klemmen.
Gegen Strömungsg­eräusche setzt B& W den bewährten Flow Port ein, der auf der Rückseite sitzt – als Modul mit den wertigen Bi- Amping- Klemmen.

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