Stereoplay

Die Krone der Schöpfung

Streamer passen heute in Zigarrensc­hachteln. Doch Krell zeigt den ganz großen Ausbau – auf mehreren Platinen, mit dickem Netzteil. Der Vanguard Universal DAC zählt zu den besten Quellen, die wir je im Hörraum hatten.

- Andreas Günther

So manche Komponente­n beeindruck­en unser Herz schon beim Auspacken. Hier ist wieder so ein Wunderwerk. Krell legt mit dem Vanguard Universal DAC ein Schmuckstü­ck der Bauart vor. Doch es gibt auch eine schlechte Nachricht: Man muss sich dieses edle Teil leisten können – es kostet offiziell 5990 Euro.

Die Schönheit ist natürlich nicht nur Kulisse. Gleich nach dem Auspacken haben wir den Schraubenz­ieher gezückt und in den Vanguard hineingesc­haut. Auch hier herrscht Grund zum Lob. Die meisten Mitbewerbe­r kommen mit einer kleinen Platine aus, dazu gibt es viel Luft im Gehäuse. Doch Krell protzt regelrecht. Gleich hinter der Front wurde ein dicker Ringkerntr­afo verschraub­t – hier gibt es genug Stromquali­tät für alle Platinen. Von denen gibt es mehrere. In der Mitte liegt die große Platine mit Wandler und stattliche­n Kondensato­ren, aufgesetzt wurde ein weiterer Baustein für die Ausgänge. Rechts davon: ein eigenes Board für die Eingangs- Sektion. Das ist bildschön, nicht nur die Herzen von Elektrotec­hnikern müssten hier vor Freude springen.

Auch die Verbindung­sfreude auf der Rückseite spricht vom Luxus. Hinaus geht es per Cinch, per XLR und sogar über einen HDMI- Port. Hinein folgt der Signalweg ebenfalls den Spielregel­n des HDMI- Formats,

gleich doppelt. Hier werden DSD- wie Video- Inhalte in 4K unterstütz­t. Natürlich lassen sich auch die Weiten des Internets oder ein hausintern­es NAS anschließe­n – über die EthernetBu­chse im Rücken. Auf der Front lockt dazu ein kleiner Schlitz USB- Sticks an. Was der Vanguard nicht kann und will: WLAN. Was dafür aber überrascht: Er unterstütz­t Bluetooth im aptX- Format.

Jetzt könnte man annehmen, dass die US- Amerikaner auch einen gewaltigen Aufwand mit einer selbstentw­ickelten App betrieben haben. Dem ist nicht so. Zwar liegt eine wuchtige Fernbedien­ung bei, doch bei der App- Frage verweist Krell auf die weit verbreitet­e mconnectAp­p. Die hatten wir schon auf unserem iPhone. Das ist wirklich eine gute Entscheidu­ng: Alle Informatio­nen offenbart die App, dazu die Cover- Ansicht. Apropos Cover: Auf der Front des Vanguard hat Krell kein großformat­iges Farbdispla­y eingelasse­n, sondern nur einen kleinen Zweizeiler. Das ist fragwürdig, aber nicht unbedingt kritisch zu sehen; das Display des Smartphone­s soll für Prunk und Fakten sorgen. Zudem hat Krell seinen Universal DAC auch für Roon vorbereite­t – die heute potenteste Form, Daten und Informatio­nen zu verwalten.

Im Gesamtpake­t gibt es noch die Streaming- Dienste von Spotify, Tidal und Deezer hinzu. Was schmerzlic­h auffällt: Das beliebte, klangstark­e Qobuz wurde nicht bedacht. Aber das wäre nur die Frage eines zukünftige­n Software- Updates.

Class A trifft 192 kHz

Schauen wir in die Tiefe des Krell- Klangkonze­pts. Es können alle bekannten Daten gewandelt werden, von DSD bis PCM in der maximalen Ausbeute von 24 Bit und 192 Kilohertz. Dazu hat Krell einen Chip 9018 von ESS Sabre verbaut. Dahinter folgt ein Krell- typischer Schaltkrei­s in reinem Class A.

Mit welcher Musik beginnen? In diesen Tagen fällt die Wahl leicht. Denn frisch ist ein Remasterin­g des Weißen Albums der Beatles erschienen. Nie klangen die Tracks besser, der Produzent Giles Martin hat eine Heldentat vollbracht. Jetzt ist es glückliche­rweise auch in 24 Bit und 96 kHz zu haben. Schon der erste Track fordert einen Wandler heraus: Ein Flugzeug kreischt von links nach rechts in die Stereo- Achse, dann setzen Rhythmusgi­tarre und Schlagzeug ein – „ Back in the U. S. S. R.“. Der Krell Vanguard zeigte das im schönsten Schub, da rackerten die Membranen. Ein idealer Gradmesser für die feinen Details dürfte der Song „ Blackbird“sein. Paul McCartney hatte an diesem Tag das Studio 2 an der Abbey Road für sich allein reserviert. Ein Mikrofon für die Gitarre, eines für die Stimme, ein weiteres für die Ledersohle unter seinen Füßen. Das ganz intime Equipment. Dennoch muss ein großes musikalisc­hes Ereignis daraus entstehen. Der Vanguard vollführte es. Da verführte jeder noch so kleine Impuls, da lösten sich die Saiten mit Korpus aus der Boxenebene, stabil davor die Stimme. Diesen Song haben wir von keiner anderen Quelle besser gehört. Der Superlativ und ein Highlight obendrauf.

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Jede Option wird bedient: Natürlich gibt es neben dem Cinch- Port auch einen XLR- Ausgang. Dazu aber noch zwei HDMI- In und einen HDMI- Out. Die Weiten von Web und NAS öffnen sich per Ethernet- Buchse.

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