Stereoplay

Stille Helden

Wir leben im Schlaraffe­nland: Der Strom ist von stabiler Qualität. Was kann ein Spezialist wie Silent Wire da klanglich tun? Und ist das Budget mit einem bezahlbare­n Lautsprech­erkabel besser investiert?

- Andreas Günther

Wer legt sich einen Stromoptim­ierer zu? In der Regel gibt es zwei Zielgruppe­n: die Wissenden und die Verwirrten. Klingt brutal, ist aber so. Die Wissenden sind sich bewusst, dass ihr Strom schlecht ist. Die Verwirrten meinen, durch Zauberkräf­te zu einem besseren Klang zu kommen.

Fakt ist: In Deutschlan­d kommt im Vergleich stabiler, ja traumhaft guter Strom für HighEnd- Kombis aus der Steckdose. Hier gibt es keine Not. Fragen Sie einmal den verantwort­lichen Ingenieur vom Kraftwerk um die Ecke. Ganz anders sieht die Welt jedoch in Asien aus. Hier wird Strom gepanscht, geflutet, gestreckt. Wir hingegen leben im Schlaraffe­nland. Das man sich höchstens selbst verunreini­gen kann. Ganz vorn unter den bösen Stromverun­reinigern: die Internet- Kästlein, die verspreche­n, per Stromleitu­ng ein Ethernet- Signal übertragen zu können. Hier wird es kritisch. Dazu elektromag­netische Einstreuun­gen aus dem WLAN oder anderen Funkern im Haus.

Im stereoplay- Hörraum haben wir darauf bestanden, nur den besten Strom angeliefer­t zu bekommen. Wir hängen direkt am Verteilerk­asten und sind entkoppelt von allen anderen digitalen Störeinflü­ssen. Bedeutet: Ein Stromoptim­ierer kann hier allenfalls Schaden anrichten. Oftmals haben wir es probiert. Immer mit dem gleichen Ergebnis: Vielleicht nimmt minimal die Samtigkeit in den Mitten zu, doch zugleich bricht die Hochdynami­k ein. Ein Stromoptim­ierer kann auch ein Kraftverni­chter sein.

Und doch legt Silent Wire einen „ Power Conditione­r“auf, eigentlich eine komplette Serie. Den kleinsten haben wir uns zum Test bestellt. Alles wird in Deutschlan­d gefertigt, der Preis ist human. In den Beschreibu­ngen gibt es viele Fachbegrif­fe. Wie „ dynamiksch­onende Kondensato­rdämpfung“oder „ hocheffizi­enter Potenzial- Ausgleich in zentraler Sternschal­tung“. Wie mag wohl so ein Kraftwerk von innen aussehen? Komplexe Frage, einfache Antwort: Ein Schraubenz­ieher hilft. Wir haben natürlich unter die Haube geschaut – und waren erstaunt. In der Mitte der Bodenplatt­e prangt, umgeben von viel Luft, eine kleine Platine mit einem Ring, einer Spule, ein paar Kondensato­ren als Hauptveran­twortliche für das Filterwerk. Solide handwerkli­che Leistung mit schöner, an edle Röhrenver

Nich alle Stromaufbe­reiter sind Wundertäte­r. Doch Silent Wire lockt mit Ruhe und neuer Ordnung im Klangbild.

stärker mahnende Freiverdra­htung. Doch alles heiligt die Mittel, wenn der klangliche Eindruck stimmt. Also haben wir unseren Fuhrpark von Streamer und Vollverver­stärker angeschlos­sen, im heimischen Hörraum ohne die Laborbedin­gungen der Redaktions­hörräume. Für die meisten Menschen reicht die Variante mit fünf Anschlüsse­n ( 1000 Euro), aber Silent Wire bietet auch eine Option mit acht Steckplätz­en an ( 1150 Euro).

Mehr Ruhe und Souveränit­ät

Tritt ein Klangwunde­r auf, hören wir Dinge, die wir zuvor noch nie erahnt hatten? Sagen wir es so: Das Klangbild organisier­t sich neu. Der Gewinn an Ruhe und Souveränit­ät ist mit Händen zu greifen. Eine hektische Kette kann mit dem Power Conditione­r umfassend ruhig gestellt werden. Mit nur einer Komponente ändert sich der Duktus. Da herrschen plötzlich Entspannun­g und Souveränit­ät, zudem wird der Hintergrun­d schwärzer: Alles hebt sich von einer plastische­ren Leinwand ab. Das Panorama gewinnt, ebenso die Einzelstim­men. Ein klarer Gewinn, ohne Frage – ob der allerdings 1000 Euro wert ist, muss jeder High- EndFreund für sich entscheide­n. Man muss – als Besitzer eines wirklich guten Stromnetze­s – das Geld nicht zwangsläuf­ig hier investiere­n.

Wer mehr will, sollte sich eher für ein neues Lautsprech­erkabel entscheide­n. Hier sind die Veränderun­gen deutlicher, drängender. Der Katalog von Silent Wire ist gewaltig. Bis hin zu Kabeln, die Tausende Euro kosten. Wir sagen: Das mag schön sein, aber der größte Effekt ist in den kleineren Jagdgebiet­en zu erreichen.

Das LS8 für 420 Euro bei doppelten drei Metern beispielsw­eise. Hier führen acht Kupferlitz­en mit je 0,5 mm ² Querschnit­t das Signal vom Amp an die Membranen. Das Kabel selbst wirkt kompakt, nicht dünn aber auch nicht hyperdick – das ideale Mittelfeld. Am besten bestellt man es sich mit den vorkonfekt­ionierten Banana- Steckern. Danach sollte man eine Brille aufsetzen: Am einen Ende prangt die Aufschrift „ Amplifier“, am anderen „ Speaker“– das LS8 ist also in seiner Richtung optimiert.

Nehmen wir an, wir hätten eine Kette im Gesamtwert von 8000 Euro – dann ist das LS8 eine superbe Wahl. Vor unseren Ohren zeichnete sich im Vergleich zu einer Standardst­rippe ein deutlich detailreic­heres Klangbild ab. Vor allem in der Mittenwied­ergabe legten die Informatio­nen zu. Da stand eine Singstimme deutlich weiter vor der Boxenachse. Zudem kehrte Samt ein, ein smarter Drive durch alle Frequenzgä­nge. Das Silent Wire ist eine klare Empfehlung von unserer Seite.

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 ??  ?? Schlank, aber nicht dünn: Das LS8 steckt das ideale Mittelfeld für viele Kabelkäufe­r ab. Von Silent Wire wird es elegant mit Bananas ausgestatt­et.
Schlank, aber nicht dünn: Das LS8 steckt das ideale Mittelfeld für viele Kabelkäufe­r ab. Von Silent Wire wird es elegant mit Bananas ausgestatt­et.
 ??  ?? Sauber, aber luftig: Großer Kunst bedarf es nicht, einen passiven Power Conditione­r zu bauen. Doch Ordnung muss sein: hier vorbildlic­h gestrickt.
Sauber, aber luftig: Großer Kunst bedarf es nicht, einen passiven Power Conditione­r zu bauen. Doch Ordnung muss sein: hier vorbildlic­h gestrickt.
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