Stille Helden
Wir leben im Schlaraffenland: Der Strom ist von stabiler Qualität. Was kann ein Spezialist wie Silent Wire da klanglich tun? Und ist das Budget mit einem bezahlbaren Lautsprecherkabel besser investiert?
Wer legt sich einen Stromoptimierer zu? In der Regel gibt es zwei Zielgruppen: die Wissenden und die Verwirrten. Klingt brutal, ist aber so. Die Wissenden sind sich bewusst, dass ihr Strom schlecht ist. Die Verwirrten meinen, durch Zauberkräfte zu einem besseren Klang zu kommen.
Fakt ist: In Deutschland kommt im Vergleich stabiler, ja traumhaft guter Strom für HighEnd- Kombis aus der Steckdose. Hier gibt es keine Not. Fragen Sie einmal den verantwortlichen Ingenieur vom Kraftwerk um die Ecke. Ganz anders sieht die Welt jedoch in Asien aus. Hier wird Strom gepanscht, geflutet, gestreckt. Wir hingegen leben im Schlaraffenland. Das man sich höchstens selbst verunreinigen kann. Ganz vorn unter den bösen Stromverunreinigern: die Internet- Kästlein, die versprechen, per Stromleitung ein Ethernet- Signal übertragen zu können. Hier wird es kritisch. Dazu elektromagnetische Einstreuungen aus dem WLAN oder anderen Funkern im Haus.
Im stereoplay- Hörraum haben wir darauf bestanden, nur den besten Strom angeliefert zu bekommen. Wir hängen direkt am Verteilerkasten und sind entkoppelt von allen anderen digitalen Störeinflüssen. Bedeutet: Ein Stromoptimierer kann hier allenfalls Schaden anrichten. Oftmals haben wir es probiert. Immer mit dem gleichen Ergebnis: Vielleicht nimmt minimal die Samtigkeit in den Mitten zu, doch zugleich bricht die Hochdynamik ein. Ein Stromoptimierer kann auch ein Kraftvernichter sein.
Und doch legt Silent Wire einen „ Power Conditioner“auf, eigentlich eine komplette Serie. Den kleinsten haben wir uns zum Test bestellt. Alles wird in Deutschland gefertigt, der Preis ist human. In den Beschreibungen gibt es viele Fachbegriffe. Wie „ dynamikschonende Kondensatordämpfung“oder „ hocheffizienter Potenzial- Ausgleich in zentraler Sternschaltung“. Wie mag wohl so ein Kraftwerk von innen aussehen? Komplexe Frage, einfache Antwort: Ein Schraubenzieher hilft. Wir haben natürlich unter die Haube geschaut – und waren erstaunt. In der Mitte der Bodenplatte prangt, umgeben von viel Luft, eine kleine Platine mit einem Ring, einer Spule, ein paar Kondensatoren als Hauptverantwortliche für das Filterwerk. Solide handwerkliche Leistung mit schöner, an edle Röhrenver
Nich alle Stromaufbereiter sind Wundertäter. Doch Silent Wire lockt mit Ruhe und neuer Ordnung im Klangbild.
stärker mahnende Freiverdrahtung. Doch alles heiligt die Mittel, wenn der klangliche Eindruck stimmt. Also haben wir unseren Fuhrpark von Streamer und Vollververstärker angeschlossen, im heimischen Hörraum ohne die Laborbedingungen der Redaktionshörräume. Für die meisten Menschen reicht die Variante mit fünf Anschlüssen ( 1000 Euro), aber Silent Wire bietet auch eine Option mit acht Steckplätzen an ( 1150 Euro).
Mehr Ruhe und Souveränität
Tritt ein Klangwunder auf, hören wir Dinge, die wir zuvor noch nie erahnt hatten? Sagen wir es so: Das Klangbild organisiert sich neu. Der Gewinn an Ruhe und Souveränität ist mit Händen zu greifen. Eine hektische Kette kann mit dem Power Conditioner umfassend ruhig gestellt werden. Mit nur einer Komponente ändert sich der Duktus. Da herrschen plötzlich Entspannung und Souveränität, zudem wird der Hintergrund schwärzer: Alles hebt sich von einer plastischeren Leinwand ab. Das Panorama gewinnt, ebenso die Einzelstimmen. Ein klarer Gewinn, ohne Frage – ob der allerdings 1000 Euro wert ist, muss jeder High- EndFreund für sich entscheiden. Man muss – als Besitzer eines wirklich guten Stromnetzes – das Geld nicht zwangsläufig hier investieren.
Wer mehr will, sollte sich eher für ein neues Lautsprecherkabel entscheiden. Hier sind die Veränderungen deutlicher, drängender. Der Katalog von Silent Wire ist gewaltig. Bis hin zu Kabeln, die Tausende Euro kosten. Wir sagen: Das mag schön sein, aber der größte Effekt ist in den kleineren Jagdgebieten zu erreichen.
Das LS8 für 420 Euro bei doppelten drei Metern beispielsweise. Hier führen acht Kupferlitzen mit je 0,5 mm ² Querschnitt das Signal vom Amp an die Membranen. Das Kabel selbst wirkt kompakt, nicht dünn aber auch nicht hyperdick – das ideale Mittelfeld. Am besten bestellt man es sich mit den vorkonfektionierten Banana- Steckern. Danach sollte man eine Brille aufsetzen: Am einen Ende prangt die Aufschrift „ Amplifier“, am anderen „ Speaker“– das LS8 ist also in seiner Richtung optimiert.
Nehmen wir an, wir hätten eine Kette im Gesamtwert von 8000 Euro – dann ist das LS8 eine superbe Wahl. Vor unseren Ohren zeichnete sich im Vergleich zu einer Standardstrippe ein deutlich detailreicheres Klangbild ab. Vor allem in der Mittenwiedergabe legten die Informationen zu. Da stand eine Singstimme deutlich weiter vor der Boxenachse. Zudem kehrte Samt ein, ein smarter Drive durch alle Frequenzgänge. Das Silent Wire ist eine klare Empfehlung von unserer Seite.