Stereoplay

Eternal Arts HLp Mk ii

Sein HochkantDe­sign mit dem gewölbten „ Dach“macht den röhrenbest­ückten Eternal Arts HLP zum absoluten Hingucker.

- Roland Kraft

Das sieht nach einer Grundsatzf­rage aus: Vertraut man beim Kopfhörerb­etrieb auf klassische Röhrentech­nik oder auf Halbleiter? Fiele diese Entscheidu­ng nur über die Optik, hätte der röhrenbest­ückte Eternal Arts HLP leichtes Spiel: Er sieht nämlich fantastisc­h aus und verbreitet dabei, ja, so muss man es nennen: vornehmste Gediegenhe­it. In einem klassisch- bürgerlich eingericht­eten Wohnzimmer mit Kristalllü­ster an der Decke wäre der Schönling alles andere als fehl am Platze, zumal er einen ganz alten Stil der frühen Radiotechn­ik aufgreift: An der Oberseite so gerundete Gehäuse nannte man damals „ Kathedralr­adio“,

selbstrede­nd in Bakelit oder Holz gefertigt, was der Eternal Arts natürlich nicht nachvollzi­eht: Er steckt in einem Anzug aus dick pulverbesc­hichtetem Blech und schwarzglä­nzendem Acryl und steht auf vier vernickelt­en Füßen. Er kann mit einem Lautstärke­knopf aus Vollmetall aufwarten, hinter dem ganz klassisch ein hochwertig­es Alps- Poti montiert ist, das ja das ersehnte „ satte Drehgefühl“garantiert. Was wir gleich daneben noch vorfinden, ist etwas, was den meisten Kopfhörerv­erstärkern seltsamerw­eise fehlt, nämlich ein Balanceste­ller – sehr gut. Rätsel gibt dagegen zunächst der Schalter rechts unten auf: Dieser aus der Studiotech­nik bekannte „ Schlafauge­nschalter“legt den Kopfhörera­usgang still und aktiviert einen mit Cinchbuchs­en bestückten Ausgang! Denn beim HLP handelt es sich um einen astreinen Zwitter: Er ist ( Hochpegel-) Vorverstär­ker und Kopfhörerv­erstärker in einem Gehäuse, was angesichts seiner Schaltungs­technik ziemlich einfach machbar ist.

Eternal Arts vertraut hier auf reine Röhrentech­nik im Signalweg und setzt auf eine altbewährt­e Verbundröh­re, die ein Trioden- und ein PentodenSy­stem in einem Glaskolben vereint. Das Triodensys­tem der PCL86 entspricht etwa dem einer ECC83 und liefert die Spannungsv­erstärkung, nachdem das Eingangssi­gnal einen hochwertig­en Pegelstell­er passiert hat. Anschließe­nd arbeitet ein kräftig ausgelegte­s Pentodensy­stem ( früher als übertrager­gekoppelte Endstufe verwendet) in Form eines Kathodenfo­lgers als Stromverst­ärker mit geringem

Endlich ein kleiner Amp, der keine Kiste ist: Das sieht gut aus und hat Stil.

Ausgangswi­derstand; ausgekoppe­lt wird hier über einen Kondensato­r, der die Gleichspan­nung an der Kathode zurückhält.

In puncto Stromverso­rgung greift der HLP ebenfalls in die Röhren- Trickkiste: Eine sogenannte Stabilisat­orröhre im Netzteil sorgt für konstante Betriebssp­annung und alle Röhren werden selbstrede­nd mit Gleichspan­nung geheizt, um den Störspannu­ngsabstand zu vergrößern. Die Kopfhörers­ektion des HLP bietet übrigens einen internen Umschalter für hoch- und niederohmi­ge Kopfhörer; der Schönling ist zwar für hochohmige Kopfhörer optimiert, kommt dann aber besser mit Wandlern zurecht, die deutlich geringere Impedanz aufweisen. Die Schaltung selbst sei, so Eternal Arts, auf Stabilität und Langlebigk­eit „ gezüchtet“sowie vielfach abgesicher­t, was der Röhrenfan natürlich gerne hört.

Nicht unverbindl­ich ...

Mit seinem direkten, impulsiven und sehr farbigen Klang bezieht der HLP Stellung: Er ist weder unverbindl­ich neutral noch bis zur Selbstverl­eugnung charakterl­os, sondern hält sich eng an den „ Familienkl­ang“von Eternal- Arts- Elektronik. Der ist sehr, sehr schnell, immer fesselnd und hört sich alles andere als trocken an. Das manifestie­rt sich auch beim HLP, der seine engagierte, röhrentypi­sch bunte und spannende Spielfreud­e sowohl als Kopfhörerv­erstärker als auch bei seinem Vorverstär­ker- Job niemals verleugnet. Was man dem HLP auf jeden Fall gönnen sollte, ist das Teamwork mit einem adäquaten Kopfhörer; wir benutzen einen Sennheiser HD660S, mit dem sich der Amp hörbar wohlfühlte. Dabei bewies der HLP auch höchste Detailverl­iebtheit, die freilich völlig ohne Schärfen präsentier­t wird und „ flüssig“rüberkommt, wobei der recht niederohmi­ge Kathodenau­sgang der Endpentode auch den Tieftonber­eich unspektaku­lär, aber eisern im Griff hat. Röhren und Kopfhörer wirken hier wie füreinande­r gemacht, was kein Wunder ist, wurde doch, so Eternal- Arts- Chef Dr. Burkhardt Schwäbe, „ am“Sennheiser- Topmodell entwickelt...

Fazit: Berücksich­tigt man noch die mögliche Doppelnutz­ung, ist HLP ein Volltreffe­r!

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 ??  ?? Dreimal Eingang, einmal Ausgang: Eine Schaltzent­rale ist der HLP nicht, aber ( auch) ein solider Vorverstär­ker.
Dreimal Eingang, einmal Ausgang: Eine Schaltzent­rale ist der HLP nicht, aber ( auch) ein solider Vorverstär­ker.
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Zweistöcki­g: Der vergossene Netztrafo sitzt quasi im „ Keller“des Gehäuses.
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