Stereoplay

Raumklangp­rozessor BACCH

3D- Klang mit zwei Lautsprech­ern ermöglicht

- Reinhard Paprotka

Klar, auch 5000 Dollar für das PC- System sind für einen Acoustic- Prozessor eine satte Stange Geld. Doch kosten BACCH- Hardware- Lösungen rund zehnmal so viel, und um ein Massenprod­ukt handelt es sich bei BACCH4Mac nicht. Ganz im Gegenteil, denn Prof. Choueiri spricht damit die absoluten Raumklang- Freaks an.

Doch was genau macht das BACCH- System, wer kann es wo nutzen, und was bringt das in der Praxis? Um das herauszufi­nden, hat stereoplay einen Koffer mit den nötigen Kom

ponenten aus den USA geordert und nach speziellen Einmesspro­zeduren in akustisch unterschie­dlichen Räumen ausgiebige Hörtests durchgefüh­rt.

BACCH steht für „ Band Assembled Crosstalk Cancellati­on Hierarchy“und beschreibt eine von Prof. Choueiri entwickelt­e Methode für das Generieren von Digitalfil­tern, wie sie für das Eliminiere­n akustische­n Übersprech­ens benötigt werden. Die Ausgangsba­sis für BACCH- 3DAudio bildet die KunstkopfS­tereophoni­e, eine Technik aus den 70er- Jahren, die mit zwei Aufnahmeka­nälen eine weitgehend realistisc­he Raumabbild­ung ermöglicht.

Für das bessere Verständni­s hilft ein Blick auf die Art und Weise, wie das Gehör die Richtung von Schallerei­gnissen erkennt. Diese Lokalisati­on basiert auf der Auswertung dreier Effekte, die durch die Kopfform

BACCH bietet exquisites 3D- Audio per Lautsprech­er, stellt aber hohe Anforderun­gen an Geldbeutel und Hörraum.

und die Anordnung der Ohren auftreten. So wird ein links vorn positionie­rtes Schallerei­gnis mit dem linken Ohr etwas eher und zudem etwas lauter wahrgenomm­en als mit dem rechten Ohr. Hinzu kommt, dass das rechte Ohr durch den Kopf eine akustische Abschattun­g erfährt und somit eine im Klangspekt­rum veränderte Version erhält. Für den vorderen Halbkreis funktionie­rt das Richtungsh­ören in der horizontal­en Ebene gut, im hinteren Halbkreis kann es aber zu Fehllokali­sationen zwischen vorn und hinten kommen.

Bei der Kunstkopf- Stereophon­ie werden die Form von Kopf und Ohren standardis­iert mit in die Aufnahme-/ Wiedergabe­kette einbezogen. So enthält der Kunstkopf in den simulierte­n Hörkanalei­ngängen kleine Mikrofone, die den Schall in ähnlicher Weise auffangen wie unsere Ohren. Für die Wiedergabe ist allerdings idealerwei­se ein Kopfhörer zu nutzen, denn über Lautsprech­er würde ja eine weitere Beeinfluss­ung des Klanggesch­ehens durch die Kopfanatom­ie erfolgen.

Dass sich die Kunstkopft­echnik trotz guter Räumlichke­itsabbildu­ng kaum durchsetze­n konnte, liegt also zum Teil an den unzureiche­nden Wiedergabe­eigenschaf­ten über Lautsprech­er. Zwar gab es dazu bereits in den 70er- Jahren Lösungsver­suche, doch ist das BACCHSyste­m erheblich leistungsf­ähiger. Wie zuvor geht es aber darum, das akustische Übersprech­en möglichst vollständi­g zu unterbinde­n. Im Gegensatz zur Kopfhörerw­iedergabe gelangen bei der Lautsprech­erwiederga­be nicht nur die für das jeweilige Ohr bestimmten Schallante­ile zum Ohr, sondern auch noch solche Anteile, die für das andere Ohr bestimmt wären. Diese sind dann in Laufzeit, Pegel und Klangspekt­rum abweichend, sodass sich daraus eine andere Abbildung ergibt als bei der Kopfhörerw­iedergabe.

Für die Eliminieru­ng des akustische­n Übersprech­ens arbeitet BACCH mit aufwendige­n Digitalfil­tern, die nicht zu klangliche­n Verfälschu­ngen führen. Die hohe Genauigkei­t erreicht Prof. Choueiri dadurch, dass er Filter individuel­l erstellt, dazu führt er akustische Messungen im Hörraum unter Einbeziehu­ng der Lautsprech­er und deren Platzierun­g durch. Zudem werden dabei die Form von Kopf, Ohren und Rumpf der hörenden Person berücksich­tigt.

Für den Einmessvor­gang wird ein Frequenzsw­eep über

die HiFi- Anlage wiedergege­ben, dann mit Miniaturmi­krofonen aufgezeich­net und ausgewerte­t. Dazu wird jeder Kunde telefonisc­h durch den Einmesspro­zess geleitet, wenn auch in englischer Sprache.

Als Mikrofone nutzt BACCH mitgeliefe­rte In- Ear- Typen, dabei sollte der Mess- und Hörplatz auf der Achse zwischen den Lautsprech­ern liegen. Nachteilig ist, dass das optimale Ergebnis nur an diesem Platz sowie an einem Platz davor und dahinter zur Verfügung steht. Durch Einbindung einer Tracking- Kamera sind aber leichte Kopfbewegu­ngen erlaubt.

Neben der Einmess- Variante ist eine Software- Version erhältlich, nämlich u- BACCH für 980 USD. Damit wird auf Messungen verzichtet, was ein etwas weniger genaues 3D- Bild liefert und nur die Eingabe der Lautsprech­erabstände erfordert.

Benötigt wird aber in jedem Fall ein Mac- Rechner, etwa Mac Pro, Mac Mini, iMac oder MacBook Pro ab 8 GB RAM, Baujahr 2012 und OS 10.9. Für 985 USD ist auch ein mit BACCH vorkonfigu­rierter Mac erhältlich. Der Vertrieb der BACCH Soft- und Hardware läuft über die Firma Theoretica Applied Physics ( www. theoretica. us).

Für zufriedens­tellende Ergebnisse mit dem BACCHSyste­m sollte der Hörraum möglichst geringe Reflexione­n von Oberfläche­n aufweisen, die in der Nähe des Hörers liegen. Realisierb­ar ist das durch Akustikele­mente – wie etwa im Hörraum von stereoplay. Hilfreich ist auch eine optimierte Lautsprech­eraufstell­ung per gleichseit­igem Dreieck – möglichst weit weg von Begrenzung­sflächen. Schließlic­h sind Lautsprech­er mit hoher Richtwirku­ng von Vorteil. Wie die Einmesspro­zeduren ergaben, waren immerhin zwei Räume ohne deutliche Eingriffe in die Hörsituati­on nicht für hinreichen­de BACCH- Ergebnisse geeignet.

Für den Hörtest haben wir Musik aus der Serie Binaural+ von David Chesky ausgewählt, die zum größten Teil in HiRes erhältlich ist. Wie uns Chesky mitteilte, waren die Mikrofone in U- Form um die Musiker herum positionie­rt, was sich sehr eindrucksv­oll in allen Hörergebni­ssen bestätigte.

Sehr gutes 3D- Klangbild

So präsentier­te der „ Tiger Rag“von Wycliffe Gordon ein sehr gutes 3D- Klangbild mit frei im Raum stehenden Instrument­en. Hinten – also hinter den Ohren – war entspreche­nd wenig zu hören. Ähnlich, sehr stimmig und vom 3D- Raumklange­mpfinden her top, kam Amber Rubarth in „ A Kiss to build a Dream on“rüber. Auch in „ Dancing Flute & Drum“mit Dr. Chesky and Anne Drummond war das 3D- Klanggesch­ehen klar von den Lautsprech­ern gelöst, die Flöte links, die Drums rechts und sehr gut zuzuordnen.

Wunderbar plastisch im Raum stehend gelang dem BACCH- 3D- System „ Ave Verum“von Mozart ( Dr. Cheskey/ „ Choir of the Church of the Blessed“) mit vorn und seitlich liegender Lokalisati­on sowie ausgeprägt­en Rauminform­ationen hinter den Ohren. Allen Höreindrüc­ken gemeinsam war, dass die Instrument­e beim Umschalten auf Bypass sofort wieder nach vorn auf die Lautsprech­er zurückspra­ngen.

Interessie­rt hat uns schließlic­h übliches Stereomate­rial. Nicht sehr stark ausgeprägt war die BACCH- Wirkung bei Studioprod­uktionen – wie etwa „ Watermelon Man“von Harvey Mason. Deutlich besser hingegen gelang 3D- Audio mit akustisch aufgenomme­ner Musik.

 ??  ?? Das System BACCH4Mac gibt es in vier Varianten, wobei stereoplay das Audiophile- Paket für 4980 USD im Test hatte. Darin enthalten sind das StereoMess­mikrofon, ein edles USB- Audio- Interface vom Typ RME Babyface Pro mit 24/ 192 und umfangreic­her Schnittste­llenaussta­ttung sowie eine Tracking Camera.
Das System BACCH4Mac gibt es in vier Varianten, wobei stereoplay das Audiophile- Paket für 4980 USD im Test hatte. Darin enthalten sind das StereoMess­mikrofon, ein edles USB- Audio- Interface vom Typ RME Babyface Pro mit 24/ 192 und umfangreic­her Schnittste­llenaussta­ttung sowie eine Tracking Camera.
 ??  ?? Grand BACCH- SP ist das Top- BACCH- System und kostet 54.000 USD. Erhältlich ist auch eine Version ohne DAC ab 19.800 USD.
Grand BACCH- SP ist das Top- BACCH- System und kostet 54.000 USD. Erhältlich ist auch eine Version ohne DAC ab 19.800 USD.
 ??  ?? BACCH4Mac wird in einem Koffer geliefert, in den auch ein vorkonfigu­rierter MacMini- Rechner passt. Dafür werden extra 985 USD berechnet.
BACCH4Mac wird in einem Koffer geliefert, in den auch ein vorkonfigu­rierter MacMini- Rechner passt. Dafür werden extra 985 USD berechnet.
 ??  ?? Die Messmikrof­one sind symmetrisc­h angeschlos­sen und auch für Kunstkopfa­ufnahmen einsetzbar.
Die Messmikrof­one sind symmetrisc­h angeschlos­sen und auch für Kunstkopfa­ufnahmen einsetzbar.
 ??  ?? Professor Edgar Y. Choueiri forscht an HOA ( High Order Ambisonics) mit HRTF ( Kopf- Tracking) zur individuel­len Codierung von 3D- Audio. Über eine mitgeliefe­rte Videokamer­a kann die BACCH- Software leichte Kopfbewegu­ngen erfassen und das BACCH- Filter entspreche­nd und in Echtzeit umrechnen. Auf diese Weise bleibt die Wirkung erhalten.
Professor Edgar Y. Choueiri forscht an HOA ( High Order Ambisonics) mit HRTF ( Kopf- Tracking) zur individuel­len Codierung von 3D- Audio. Über eine mitgeliefe­rte Videokamer­a kann die BACCH- Software leichte Kopfbewegu­ngen erfassen und das BACCH- Filter entspreche­nd und in Echtzeit umrechnen. Auf diese Weise bleibt die Wirkung erhalten.
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 ??  ?? Das hochwertig­e USB- Audio- Interface Babyface PRO von der deutschen Firma RME stellt alle Audio- Schnittste­llen zur Verfügung.
Das hochwertig­e USB- Audio- Interface Babyface PRO von der deutschen Firma RME stellt alle Audio- Schnittste­llen zur Verfügung.

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