Raumklangprozessor BACCH
3D- Klang mit zwei Lautsprechern ermöglicht
Klar, auch 5000 Dollar für das PC- System sind für einen Acoustic- Prozessor eine satte Stange Geld. Doch kosten BACCH- Hardware- Lösungen rund zehnmal so viel, und um ein Massenprodukt handelt es sich bei BACCH4Mac nicht. Ganz im Gegenteil, denn Prof. Choueiri spricht damit die absoluten Raumklang- Freaks an.
Doch was genau macht das BACCH- System, wer kann es wo nutzen, und was bringt das in der Praxis? Um das herauszufinden, hat stereoplay einen Koffer mit den nötigen Kom
ponenten aus den USA geordert und nach speziellen Einmessprozeduren in akustisch unterschiedlichen Räumen ausgiebige Hörtests durchgeführt.
BACCH steht für „ Band Assembled Crosstalk Cancellation Hierarchy“und beschreibt eine von Prof. Choueiri entwickelte Methode für das Generieren von Digitalfiltern, wie sie für das Eliminieren akustischen Übersprechens benötigt werden. Die Ausgangsbasis für BACCH- 3DAudio bildet die KunstkopfStereophonie, eine Technik aus den 70er- Jahren, die mit zwei Aufnahmekanälen eine weitgehend realistische Raumabbildung ermöglicht.
Für das bessere Verständnis hilft ein Blick auf die Art und Weise, wie das Gehör die Richtung von Schallereignissen erkennt. Diese Lokalisation basiert auf der Auswertung dreier Effekte, die durch die Kopfform
BACCH bietet exquisites 3D- Audio per Lautsprecher, stellt aber hohe Anforderungen an Geldbeutel und Hörraum.
und die Anordnung der Ohren auftreten. So wird ein links vorn positioniertes Schallereignis mit dem linken Ohr etwas eher und zudem etwas lauter wahrgenommen als mit dem rechten Ohr. Hinzu kommt, dass das rechte Ohr durch den Kopf eine akustische Abschattung erfährt und somit eine im Klangspektrum veränderte Version erhält. Für den vorderen Halbkreis funktioniert das Richtungshören in der horizontalen Ebene gut, im hinteren Halbkreis kann es aber zu Fehllokalisationen zwischen vorn und hinten kommen.
Bei der Kunstkopf- Stereophonie werden die Form von Kopf und Ohren standardisiert mit in die Aufnahme-/ Wiedergabekette einbezogen. So enthält der Kunstkopf in den simulierten Hörkanaleingängen kleine Mikrofone, die den Schall in ähnlicher Weise auffangen wie unsere Ohren. Für die Wiedergabe ist allerdings idealerweise ein Kopfhörer zu nutzen, denn über Lautsprecher würde ja eine weitere Beeinflussung des Klanggeschehens durch die Kopfanatomie erfolgen.
Dass sich die Kunstkopftechnik trotz guter Räumlichkeitsabbildung kaum durchsetzen konnte, liegt also zum Teil an den unzureichenden Wiedergabeeigenschaften über Lautsprecher. Zwar gab es dazu bereits in den 70er- Jahren Lösungsversuche, doch ist das BACCHSystem erheblich leistungsfähiger. Wie zuvor geht es aber darum, das akustische Übersprechen möglichst vollständig zu unterbinden. Im Gegensatz zur Kopfhörerwiedergabe gelangen bei der Lautsprecherwiedergabe nicht nur die für das jeweilige Ohr bestimmten Schallanteile zum Ohr, sondern auch noch solche Anteile, die für das andere Ohr bestimmt wären. Diese sind dann in Laufzeit, Pegel und Klangspektrum abweichend, sodass sich daraus eine andere Abbildung ergibt als bei der Kopfhörerwiedergabe.
Für die Eliminierung des akustischen Übersprechens arbeitet BACCH mit aufwendigen Digitalfiltern, die nicht zu klanglichen Verfälschungen führen. Die hohe Genauigkeit erreicht Prof. Choueiri dadurch, dass er Filter individuell erstellt, dazu führt er akustische Messungen im Hörraum unter Einbeziehung der Lautsprecher und deren Platzierung durch. Zudem werden dabei die Form von Kopf, Ohren und Rumpf der hörenden Person berücksichtigt.
Für den Einmessvorgang wird ein Frequenzsweep über
die HiFi- Anlage wiedergegeben, dann mit Miniaturmikrofonen aufgezeichnet und ausgewertet. Dazu wird jeder Kunde telefonisch durch den Einmessprozess geleitet, wenn auch in englischer Sprache.
Als Mikrofone nutzt BACCH mitgelieferte In- Ear- Typen, dabei sollte der Mess- und Hörplatz auf der Achse zwischen den Lautsprechern liegen. Nachteilig ist, dass das optimale Ergebnis nur an diesem Platz sowie an einem Platz davor und dahinter zur Verfügung steht. Durch Einbindung einer Tracking- Kamera sind aber leichte Kopfbewegungen erlaubt.
Neben der Einmess- Variante ist eine Software- Version erhältlich, nämlich u- BACCH für 980 USD. Damit wird auf Messungen verzichtet, was ein etwas weniger genaues 3D- Bild liefert und nur die Eingabe der Lautsprecherabstände erfordert.
Benötigt wird aber in jedem Fall ein Mac- Rechner, etwa Mac Pro, Mac Mini, iMac oder MacBook Pro ab 8 GB RAM, Baujahr 2012 und OS 10.9. Für 985 USD ist auch ein mit BACCH vorkonfigurierter Mac erhältlich. Der Vertrieb der BACCH Soft- und Hardware läuft über die Firma Theoretica Applied Physics ( www. theoretica. us).
Für zufriedenstellende Ergebnisse mit dem BACCHSystem sollte der Hörraum möglichst geringe Reflexionen von Oberflächen aufweisen, die in der Nähe des Hörers liegen. Realisierbar ist das durch Akustikelemente – wie etwa im Hörraum von stereoplay. Hilfreich ist auch eine optimierte Lautsprecheraufstellung per gleichseitigem Dreieck – möglichst weit weg von Begrenzungsflächen. Schließlich sind Lautsprecher mit hoher Richtwirkung von Vorteil. Wie die Einmessprozeduren ergaben, waren immerhin zwei Räume ohne deutliche Eingriffe in die Hörsituation nicht für hinreichende BACCH- Ergebnisse geeignet.
Für den Hörtest haben wir Musik aus der Serie Binaural+ von David Chesky ausgewählt, die zum größten Teil in HiRes erhältlich ist. Wie uns Chesky mitteilte, waren die Mikrofone in U- Form um die Musiker herum positioniert, was sich sehr eindrucksvoll in allen Hörergebnissen bestätigte.
Sehr gutes 3D- Klangbild
So präsentierte der „ Tiger Rag“von Wycliffe Gordon ein sehr gutes 3D- Klangbild mit frei im Raum stehenden Instrumenten. Hinten – also hinter den Ohren – war entsprechend wenig zu hören. Ähnlich, sehr stimmig und vom 3D- Raumklangempfinden her top, kam Amber Rubarth in „ A Kiss to build a Dream on“rüber. Auch in „ Dancing Flute & Drum“mit Dr. Chesky and Anne Drummond war das 3D- Klanggeschehen klar von den Lautsprechern gelöst, die Flöte links, die Drums rechts und sehr gut zuzuordnen.
Wunderbar plastisch im Raum stehend gelang dem BACCH- 3D- System „ Ave Verum“von Mozart ( Dr. Cheskey/ „ Choir of the Church of the Blessed“) mit vorn und seitlich liegender Lokalisation sowie ausgeprägten Rauminformationen hinter den Ohren. Allen Höreindrücken gemeinsam war, dass die Instrumente beim Umschalten auf Bypass sofort wieder nach vorn auf die Lautsprecher zurücksprangen.
Interessiert hat uns schließlich übliches Stereomaterial. Nicht sehr stark ausgeprägt war die BACCH- Wirkung bei Studioproduktionen – wie etwa „ Watermelon Man“von Harvey Mason. Deutlich besser hingegen gelang 3D- Audio mit akustisch aufgenommener Musik.