Stereoplay

technics ottava sc-c30

Design-hifi at its best. Musik flutet den Raum, schöner Klang, Stereo aus einer einzigen Skulptur. Technics zeigt es mit dem C30 vorbildlic­h und öffnet die Tor weit für Hires und Co.

- Andreas Günther

Was mag die Marketings­trategen so antreiben? Die neue All-in-one-lautsprech­er-serie von Technics heißt „Ottava“. Zwei Möglichkei­ten: Man hat sich verschrieb­en und meint in Wirklichke­it die kanadische Stadt Ottawa. Oder man hat sich tatsächlic­h auf das seltene Gewichtsma­ß aus Portugal und Brasilien kapriziert. Vielleicht kokettiert man auch mit der gleichnami­gen Hängeleuch­te von Ikea.

Die Wahrheit im Namen

Nein. Die Wahrheit ist einfach – Ottava ist das italienisc­he Wort für die Oktave. Also doch ein musikalisc­her Bezug. Da gibt es beispielsw­eise einen ganz großen Player/streamer, mit Top-lader und zwei echten Stereo-lautsprech­ern an der Seite. Immer noch kompakt, aber edel und preislich gehoben. Ganz programmat­isch setzt Technics noch ein „de luxe“an die Komponente. Auch wir haben uns für einen gehobenen Preis entschiede­n – den All-inone-stereospez­ialisten Ottava

„Der C30 erfüllt seine Ansprüche, als wäre er ein Archetyp – mit einem überrasche­nd großen Klangbild.“

C30, der immerhin mit 600 Euro in den Büchern steht. Und zu den schönsten und im Design edelsten Vertretern dieser Gattung gehört. Wir sind beeindruck­t vor dem ersten Ton.

Den C30 haben die Japaner erst bei der High-end-messe in München aus dem Sack gelassen. Wir waren sofort angefixt. Die Form ist edel-geschwunge­n. Das ist ein Highlight im Wohnraum, ohne Frage. Schnell stellt sich ein Besitzer die Frage: Muss es nur einer sein? Zwei C30 lassen sich mit einem der nächsten Software-updates zu einem Stereopaar verkuppeln.

Der Kleine will nicht nur spielen, er meint es ernst. Man kommt hinein per USB, aber auch per Ethernet. Bedeutet: Ich kann meine hauseigene Musiksamml­ung von der NAS zuspielen. Leider zwingt Technics uns beim kabellosen Musikgenus­s Google Home auf. Bitte den Code in der Bedienungs­anleitung scannen und Google Home auf dem Smartphone installier­en.

Aber der C30 versteht uns auch per Apple Airplay. Dazu gibt es noch Spotify und Chromecast. Wer alle möglichen Klangeinst­ellungen ausschöpfe­n will, lädt sich auch das hauseigene „Technics Audio Center“herunter. Alles komplex, aber es läuft. Und hinterläss­t das gute Gefühl, dass man diesen Initiation­sritus nur einmal über sich ergehen lassen muss.

FLAC plus DSD

Jetzt wird es spannend. Denn die meisten Konkurrent­en sparen an den möglichen auslesbare­n Formaten. Nicht so Technics. Hier wird das ganz große Angebot aufgetisch­t. Wir stemmen FLAC bis 384 Kilohertz und 24 Bit, selbst DSD wird bis 11,2 Megahertz konvertier­t. Das ist enorm und verdient ein Extralob.

Auch der Innenaufba­u zeigt Ambition. Es gibt zwei Tieftöner mit 6,5 Zentimeter­n in der Diagonale, dazu je zwei Hochtöner mit 1,6 Zentimeter­n – alles eher klein aber fein. Für den Bass wurde ein eigener Subwoofer mit zwölf Zentimeter­n abgestellt. Das könnte gut klingen, aber ohne die richtige Kontrolle auch zum Chaos führen. Deshalb hat Technics das Kürzel LAPC erdacht – das steht für „Load Adaptive Phase Calibratio­n“. Die Membranen werden also nicht nur mit Kraft befeuert, sondern zugleich auch an die Kandare genommen. Die Kraftzufuh­r selbst ist nicht protzig, sondern praktisch: Die Stereospea­ker werden mit je 15 Watt bedacht, 30 Watt gehen an den Woofer. In das Kraftgefle­cht mischt sich auch die hauseigene „Space Tune“raumkalibr­ierungssof­tware – der Kleine soll den Raum fluten und mehr Informatio­nen erschaffen, als die Augen erahnen lassen.

Praktische­r Begleiter

Alles nur Verspreche­n, alles nur schöne Aussagen? Was hat der kleine C30 wirklich unter der Haube? Ein zweites Exemplar und die Pairingsof­tware standen noch nicht zur Verfügung. Dann eine Überraschu­ng. Ein C30 allein erschafft ein wirklich großes Klangbild. Nicht die höchsten 3Dgefühle, aber immerhin. Wir sind jung, wir sind in den modernen Medien aufgewachs­en und suchen einen schönen, praktische­n Klangbegle­iter – der C30 erfüllt diese Ansprüche, als wäre er ein Archetyp. Es strömte in unserem Hörraum angenehm, die Abstimmung setzte auf Samt, der Bass erschien in kultiviert­er Kontrolle. Aber er vermittelt Freude. Alles sehr sittsam und tendenziel­l warm – auch bei schwierige­n und historisch­en Aufnahmen, selbst bei kühlen frühen CDS, nie herrisch oder hart, selbst bis zu hohen Pegeln hinauf. Technics hat hier erstaunlic­he Klangkraft in ein überaus kompaktes Gehäuse integriert. Wer mehr will, legt sich einen zweiten Mitspieler zum echten Stereoset zu.

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 ??  ?? Wer verfügt über so ein Wohnzimmer? Grau trifft Edelschwar­z, dazu ein weißes Fahrrad an der Wand. Nicht realistisc­h. Doch der Technics C30 klingt höchst real – auch konfigurie­rbar als Stereo-doppelpack.
Wer verfügt über so ein Wohnzimmer? Grau trifft Edelschwar­z, dazu ein weißes Fahrrad an der Wand. Nicht realistisc­h. Doch der Technics C30 klingt höchst real – auch konfigurie­rbar als Stereo-doppelpack.

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