Schräges vom Visionär
Prince verstand sich längst als eine Art Gesamtkunstwerk. Und er begann bereits, sich von der Musikindustrie abzunabeln. Bei sich in Minneapolis hatte er ein Tonstudio auf dem Stand der Zeit eingerichtet und verlegte immer mehr Teile seiner kreativen Arbeit in die eigenen vier Wände. Als die Plattenfirma Warner nach „Parade“(1986) einen weiteren Bestseller einforderte, konterte Prince mit Material für ein Dreifachalbum, das er „Crystal Ball“nennen wollte. Die Major Company hielt dagegen, das sei nicht verkäuflich. Die Lösung führte schließlich zu „Sign ‘O’thetimes“(1987), sieben Songs kürzer, dafür ein Album, das die Kritik und viele Fans entzückte. Prince beschloss, damit ausschließlich in Europa zu touren und Amerika stattdessen mit einem Konzertfilm zu beglücken, für den er sich sehr kurzfristig entschieden hatte, weil mehrere Openairauftritte wegen schlechten Wetters ins Wasser gefallen waren. Gedreht wurde in Rotterdam und in Antwerpen, ein paar Videostorysequenzen ergänzten das Programm im Nachhinein. Auf der Bühne konnten rund 350.000 europäische Fans in 34 Konzerten eine Mischung aus Musical und funky Pop Show erleben. Der Film machte daraus ein pophistorisches Kuriosum der späteren Achtziger in einer Mischung aus Musical und Mtvästhetik, das nun aufwendig remastert in Dolby Atmos (Dolby True HD 5.1 compatible) und Auro 3D 11.1 (DTSHD Master Audio 7.1 compatible) als umfassende Edition zum 30jährigen Filmjubiläum auf jeweils zwei Blurays und DVDS angeboten wird.
Als Bonus gehören verschiedene Interviews und eine umfassende Dokumentation zum Programm, viel Material im Booklet einschließlich Konzertplakat und Fotoreproduktionen. Eine wuchtige Edition, musikalisch soulfunky, manchmal jazzig lässig, optisch typisch Achtziger zwischen Vision und Übertreibung. Ein herrlich schräges Zeitdokument.