Feinklangarbeit
Ein neuer Mann, ein neuer Sound. Im amerikanischen Piano Trio The Bad Plus ersetzte Orrin Evans den langjährigen Pianisten Ethan Iverson, worauf die Band ihr harsches Konzept aufweichte und eine weniger kantige, stellenweise sogar lyrische Richtung einschlug. Da andererseits die Freude an komplexen, sich überlagernden Rhythmen, überraschenden Breaks und dem Kontrast aus kürzelhaften und längeren Tonbewegungen geblieben ist, wirken die Titel um einiges span
nender als in der früheren Konstellation. Garant dafür ist vor allem der Schlagzeuger Dave King. Wenn Orrin Evans in „Avail“auf getragene Akkorde setzt, lösen seine nervösen Beckenschläge und seine rollenden Figuren auf den Toms die nahezu sakrale Stimmung in einem packenden Geflecht der Gegensätze auf.
Der Bassist Reid Anderson ist so weit nach hinten gemischt, dass seine agilen Läufe wie eine melodische Ergänzung des Schlagzeugs wirken. In „Slow Reactors“steht die motorische Eleganz von Bass und Schlagzeug gegen romantische Klavierakkorde, während „Thrift Store Jewelry“nur bedingt Schmuck aus dem Secondhandladen präsentiert, wohl aber eine Kette aus funkelnden Klangperlen. „The Red Door“wirkt wie die Indoorvariante einer karibischen Urlaubslandschaft, wobei ein Blick in den Maschinenraum zwischendurch die Schönheit trübt. Wesentlich romantischer klingt die Ballade „Looking Inyour Eyes“. Mit „Dovetail Nicely“kehrt der nervöse Puls zurück. Der funkelt in „Undersea Reflection“wie an der Wasseroberfläche reflektierte Sonnenstrahlen.
Die Schlussnummer „Love Is The Answer“changiert zwischen bedächtigen, zarten Passagen und abwartend nervöser Unruhe. Die Abmischung modifiziert den natürlichen Sound, dämpft Klänge oder schiebt andere nach vorn – eine rumdum schlüssige Umsetzung des musikalischen Anspruchs der Band. WS
edition records / membran (37:40)