Wenn die Fichte fröhlich nadelt
So einfach ist es nicht, stilecht den Player mit R & B zu bestücken, wenn die Beschaulichkeit auf der Agenda steht. Aber es geht, drei Beispiele. Im Hintergrund wimmerte die Hawaii-gitarre, als der schnoddrig näselnde Leon Redbone mit Südsee-feeling und erfrischend altmodisch klingender Americana-kapelle 1989 auf „Christmas Island” feierte. Niemand konnte „I’ll Have A Blue Christmas“bluesig angeschrägter singen als dieser Pop-nostalgiker. Mit einer Neuauflage seines Xmas-kultalbums würdigt das Mig-label aus Hannover den 2019 verstorbenen Kanadier. Kultstatus haben inzwischen auch die „Season‘s
Greetings“-cds von Bear Family Records. Mindestens die Hälfte der Auflage dieser rock-historischen Compilations für besinnliche Tage des Jahres liefert das deutsche Reissue-label in die USA. 2016 zeichnete „Big City Christmas“mit afroamerikanischem Doo-wop und weißen Crooner-schnulzen die Weihnachtsgefühle der Rock’n’roll-jugend nach. 2017 feierte die Bärenfamilie „Christmas Onthe Countryside“mit Hillbilly- und Bluegrass-ikonen, die in den 1950ern noch nichts vom Countryrock ahnten. „A Swingin’ Little Christmas” erschien 2018, die 14 partytauglichstentracks von dieser weihnachtsfeierlaunigen 27-Tracks-cd wurden 2019 auf Vinyl gepresst. Auf CD lässt die Bärenfamilie es 2019 in „Yulesville” mit Rock’n’roll-raritäten aus den Jahren 1948-68 krachen. Dinah Washington singt zwischen Gospelkirche und Nightclub „Silent Night“, Lightnin‘ Hopkins füllt eine Tanzpause mit weihnachtlichem Folkblues. In der Sammlung von Little Victor lagern sämtliche Modetänze der 1950er. Als der italo-amerikanische Deejay „Blink Before Christmas” (Koko-mojo / Broken Silence) kompilierte, fand er dafür weihnachtliche Gefühlsausbrüche von Boogie-woogie bis Mambo. Sein englischer Kollege Mark Armstrong verwendete 30 knackig und präsent klingende Rockabilly- und Rock’n’rollTanzmusik für „The Twelve Rockin’ Days Of Christmas” (Atomicat / Broken Silence).
mig / indigo (34:48)