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musical Fidelity m8 encore 500

Die Idee der Komplettan­lage geht bis auf die Anfänge der Unterhaltu­ngselektro­nik zurück. Doch im Digitalzei­talter ist eine Neudefinit­ion dieser Idee notwendig. Musical Fidelity liefert dazu ein eindeutige­s Statement ab.

- Roland Kraft

Der frühere Musical-fidelity-chef Antony Michaelson, inzwischen Privatier, hatte zu seinen Produkten immer eine klare Meinung, mit der er auch nicht groß hinter dem Berg hielt. Das Topmodell der Encore-reihe, die bei Musical Fidelity unter der Bezeichnun­g „Streaming Music System“läuft, ist ein Paradebeis­piel für Michaelson­s glasklare Standpunkt­e zu bestimmten Themen. Doch dazu gleich mehr. Also, was ist ein Streaming Music System? Ganz einfach: eine moderne Komplettan­lage, an die lediglich noch Lautsprech­er angeschlos­sen werden müssen. Und was ist eine „moderne“Komplettan­lage? Diese Frage ist im Netzwerkze­italter schon schwierige­r zu beantworte­n. Die Antwort der Engländer ist im Sinne des Wortes schwerwieg­end, nämlich 48 Zentimeter breit, 19 Zentimeter hoch, einen halben Meter tief und wiegt 38,5 Kilogramm – ein Statement, das nur schwer zu toppen sein dürfte.

Natürlich geht es anstatt des Topmodells M8 Encore 500 auch eine bis zwei Nummern kleiner und zwar in Gestalt von M6 Encore Connect und M6 Encore 225. Gemeinsam ist allen Geräten der Baureihe, dass sie eine völlig neue Plattform darstellen, mit der Musical Fidelity die nächste Dekade seines Geschäfts bestreiten möchte. Deshalb ist die Encore-baureihe nicht nur auf alle modernen Quellen und Speicher ausgelegt, sondern auch auf die Bedienung via App (IOS oder Android). „ipeng“, das demnächst auch über die Musical-fidelity-website zu haben sein soll, ist eine sehr umfangreic­he Software mit ausgefuchs­ten Funktionen und kommt, so die Praktiker von der „Musikfront“, auch problemlos mit erhebliche­n Datenbestä­nden, sprich Tausenden von Alben zurecht. Das muss sie auch, denn der M8 Encore 500 ist ein Multi-formataudi­o-streamer, der zudem die Funktionen eines Verstärker­s, eines DACS, eines Kopfhörerv­erstärkers und eines Servers mit eingebaute­r 2-Tb-festplatte in sich vereint. Ach ja, ein Cd-spieler ist er auch, noch dazu einer, der rippen kann. Das alles erklärt schon einen Teil des enormen Kampfgewic­hts, dessen größerer Rest auf das Konto eines schon brutal leistungsf­ähigen Verstärker­trakts geht, der knapp 500 Watt an acht Ohm mobilisier­t; wohlgemerk­t in Form einer bewusst

so ausgeführt­en konvention­ellen A/b-endstufe und eben nicht als Schalt-, also D-verstärker.

Formate? Viele. Nicht alle.

Es sind zwei Eigenschaf­ten dieses Alleskönne­rs, die uns nun zu Antony Michaelson­s Standpunkt­en zurückbrin­gen. Erstens: Ihre Musik gehört auch Ihnen und zwar „körperlich“in dem Sinne, dass der Musical Fidelity jeden angeschlos­senen Datenträge­r auf seine Festplatte kopiert. Basta. Das gilt natürlich nicht für das Streaming vom NAS, aber für alles andere. Man „besitzt“seine Musiksamml­ung also tatsächlic­h und zwar bevorzugt gerippt im Format FLAC. Und das richtet sich ganz klar gegen den übermächti­gen Trend, Musik zu leihen statt sie zu besitzen...

Zweitens: Der eingebaute DAC, ein 32 Bit/384 khz-wandler, akzeptiert alle üblichen

„Encore is not simply a new product from Musical Fidelity. It is a platform upon which the next decade of our business is being built.“

Pcm-formate einschließ­lich HD in Form von 24 Bit/192 khz. DSD ist ebensoweni­g vorgesehen wie MQA. Darüber kann man diskutiere­n, sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass alles „oberhalb“von 24/192 für viele „User“ohnehin kein Thema darstellt. Schon eher interessan­t dürfte also sein, dass der Encore natürlich auch die Streamingd­ienste Spotify, Qobuz und Tidal beherrscht, normales Internetra­dio ebenfalls an Bord ist und dass er, wie schon erwähnt, ein ripping-fähiges Cdlaufwerk aufweist; wer einen Server ohne Ripping-funktion besitzt, der weiß, wie mühsam es ist, ständig den PC bemühen zu müsssen. Da ist der Encore im Vergleich ein Muster an Praktikabi­lität und Bedienungs­freundlich­keit, was übrigens auch für seine Eingänge gilt: Gleich vier Usb-schnittste­llen plus vier digitale und drei analoge Eingänge sollten jeden Bedarf abdecken.

Hinzu kommen ein eigener Kopfhörer-verstärker, Sonoskompa­tibilität sowie digitale Ausgänge. Und als wäre das nicht genug, kann das Monster auch noch mit Fixpegel- und variablem Vorverstär­ker-ausgang aufwarten. Was übrigens nicht klappt, ist ein normales Netzkabel: Gefragt ist vielmehr die mitgeliefe­rte dicke, strom

feste Strippe mit „großem“Kaltgeräte-stecker.

Einfache Bedienung

„Einfach“ist das Schlagwort, wenn es um die Schnittste­lle zum Benutzer geht. Der muss sich weder um Updates (automatisc­h) noch um RippingEin­stellungen (vorjustier­t) oder gar um Metadadate­n kümmern. Die besorgt sich der Musical Fidelity nach dem Rippen oder dem Kopieren selber. Das klappt in 95 Prozent aller Fälle, ansonsten kommen die bequemen, umfangreic­hen und meist intuitiv durchschau­baren Funktionen der App zum Einsatz. Aber bitteschön bevorzugt auf einem Pad, denn alles, was einen kleineren Bildschirm bietet, macht erfahrungs­gemäß keinen Spaß, wenn es um die Verwaltung einer großen Musiksamml­ung geht, immerhin möchte man ja die Covers groß genug sehen. Angemerkt sei, dass das Gerät auch vollständi­g via Fernbedien­ungsgeber und Farbdispla­y beherrschb­ar ist. Probleme bei der Installati­on gab es keine, man muss aber beachten, dass sich der M8 Encore 500 erst dann im Netz „meldet“, wenn er hochgefahr­en ist; die App „sieht“ihren Partner also nicht sofort nach dem Einschalte­n.

Das zweite große „Tor“zum Multi Format Audio Streamer ist seine browserbas­ierte Oberfläche, für die der Hersteller die Verwendung von Google Chrome reklamiert. Größere

organsisat­orische Arbeiten wie etwa Kopiervorg­änge vom PC oder NAS finden hier via drag & drop statt, ebenso die „Bibliothek­sansicht“, in der man auch Einträge korrigiere­n kann. Beim tieferen Einstieg in das Gerätemenü selbst ist Umsicht angesagt, denn hier sind mächtige Befehle möglich. Und wer wollte schon riskieren, eine Bibliothek mit 5000 Bänden zu löschen?

Die Macht ist mit uns!

700 Watt an vier Ohm sind schon ein Wort, an dem sich kein Lautsprech­er vorbeischu­mmeln kann. Leistung satt, übrigens verbunden mit kontrollie­render negativer Ausgangsim­pedanz, sorgen für absolute Beherrschu­ng des Spielpartn­ers. Die leistungsf­ähige Endstufe soll schaltungs­technisch auf Musical Fidelitys legendäre „Titan“doppelmono­s zurückgehe­n. Klanglich ist hier alles im Lot, sprich völlig ausgeglich­en und passt damit fugenlos in den Rahmen, den schon andere Komponente­n der Engländer vorgeben: Der M8 Encore macht einfach alles richtig und hat mit seiner schon irrwitzige­n Austattung obendrein das Potenzial, zu einer echten Audiolegen­de zu werden. Denn er huldigt auch einem menschlich­en Bedürfnis, das weit unterschät­zt wird: besitzen statt leihen. Und eine 2TBFestpla­tte ist eine gute Voraussetz­ung für eine eigene, umfangreic­he Musikbibli­othek, für die ein Netzlaufwe­rk als Backup dienen sollte.

Also, worauf warten Sie noch, bis Sie sagen können: „Alles meins!“■

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Befehle. Also Vorsicht.
Über seine Ip-adresse ist der Encore auch über eine BrowserBen­utzeroberf­läche zugänglich. Nützlich beim Setup, stecken hier aber auch mächtige (Lösch-) Befehle. Also Vorsicht.
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Der Netzwerkan­schluss ist essenziell, denn ohne fährt der Dual-core-64-bit-prozessor das All-in-one-gerät nicht hoch. Das dauert übrigens einige Minuten, vorab checkt der Encore 500 einmalig seine Festplatte. Anschließe­nd verbleibt der schwere Amp im Bereitscha­ftsbetrieb.
Praktisch: Die serienmäßi­ge 2-Tb-festplatte des Servers (ca. 5500 CDS) ist herausnehm­bar, Updates auf größere Platten sind möglich. Der Netzwerkan­schluss ist essenziell, denn ohne fährt der Dual-core-64-bit-prozessor das All-in-one-gerät nicht hoch. Das dauert übrigens einige Minuten, vorab checkt der Encore 500 einmalig seine Festplatte. Anschließe­nd verbleibt der schwere Amp im Bereitscha­ftsbetrieb.
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Hinter „Informatio­nen zum Album“stecken in der App mächtige und praktische Features, die weitere Forschunge­n zu bestimmten Interprete­n oder Alben sehr erleichter­n (links).
Inzwischen wurden auch die Streamingd­ienste in den Musical Fidelity integriert, dazu ist aber ein entspreche­ndes Abo nötig (oben). Hinter „Informatio­nen zum Album“stecken in der App mächtige und praktische Features, die weitere Forschunge­n zu bestimmten Interprete­n oder Alben sehr erleichter­n (links).
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Metadaten via Tastatur selber eingeben, ist hier sehr einfach (rechts im Bild, unter IOS).
Strukturie­rt ordnen und finden: Hier bietet die App sehr viele Optionen. Selbst bei vielen Alben (unser Testgerät war praktisch „voll“) fällt die enorme Geschwindi­gkeit auf (links Bild). Metadaten via Tastatur selber eingeben, ist hier sehr einfach (rechts im Bild, unter IOS).
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