Stereoplay

dynaudio sub 6

- Malte Ruhnke

Dynaudios Sub6 zeigt eine ebene Frontseite und verbirgt nicht nur seine Chassis dezent auf der Seite. Auch die wahren Wunderküns­te seines DSPS zeigen sich erst beim Hörtest: Er kann sich per Delay beliebig mit den Hauptlauts­prechern auf eine akustische Ebene bringen, und klingt zeitrichti­g und präzise wie sonst kaum ein Woofer.

Hifi-hersteller neigen sonst nicht dazu, potenziell sinnvolle Funktionen ihrer Produkte in Werbung und Datenblatt unter den Scheffel zu stellen. Im Gegenteil, Features werden zuweilen gern in Superlativ­en gepriesen.

Eines der prominente­n Gegenbeisp­iele, bei denen revolution­äre Funktionen, auf die viele Musikhörer gewartet haben, in der Beschreibu­ng nur am Rande erwähnt werden, finden wir bei Dynaudios Flaggschif­fWoofer Sub6. Wobei die Bezeichnun­g „Subwoofer“eine Untertreib­ung ist, denn eigentlich handelt es sich um eine Dsp-basierte Weiche mit ungekannte­n Anpassungs­möglichkei­ten im Zeitbereic­h, bei denen noch ein Tieftonerz­euger eingebaut ist.

Klein, aber genial

Denn der relativ kompakte Woofer, der auf der Frontseite außer den beiden seitlich zu erspähende­n Sicken keinerlei Hinweis auf seine Funktion liefert, löst ein altes akustische­s Problem auf geradezu vorbildlic­he Art und Weise.

Dass Subwoofer nicht unter allen Musikhörer­n den besten Ruf genießen, hat nämlich einen einfachen Grund: Es ist äußerst schwierig bis unmöglich, einen normalen Sub mit analoger Weiche derart zeitrichti­g ins musikalisc­he Geschehen einzubinde­n, dass er mit den Hauptlauts­prechern das Timing wirklich auf den Punkt beherrscht. Oft entwickelt der Tiefton ein rhythmisch­es Eigenleben oder hinkt hörbar nach. Der Grund ist neben der reinen Laufstreck­e des Schalls in den Eigenschaf­ten der Weichen zu sehen, die dem Tiefton fast immer eine Gruppenlau­fzeitverzö­gerung aufzwingen und ihn damit minimal zu spät kommen lassen.

Digitale Zeitrichti­gkeit

Ein klassische­r Subwoofer mit Digitalwei­che hilft da nur bedingt, denn in den meisten Fällen gilt es, den Schall der Satelliten zu verzögern. Genau das kann der Sub6, indem er das Signal, das zu den Endstufen und den Hauptlauts­prechern gelangt, über einen DSP führt, der nicht nur eine aktivierba­re Hochpassfi­lterung bei 80 Hz ermöglicht, sondern auch eine beliebige Anpassung im Zeitbereic­h, selbst wenn der Sub deutlich weiter weg plaziert wird als die Satelliten. Die Abstände müssen per Menü zentimeter­genau eingegeben werden, der Abstand darf bis zu 5,3 m betragen. Und natürlich ist es obligatori­sch, dass zwischen Vor- und Endstufe der Woofer geschleift wird, der hierfür Cinch- wie Xlr-ausgänge zur Verfügung stellt. Mit zwei oder vier Subs dieser Bauart lassen sich sogar Double-bass-arrays aufbauen.

Doch damit nicht genug: Ein dreifacher vollparame­trischer Equalizer steht für Raumkorrek­turen zur Verfügung, und wer einen Dynaudio-lautsprech­er als Satelliten einsetzt, kann eine vorprogram­mierte, optimale Weiche anwählen und braucht sich um Trennfrequ­enz und Co. nicht mehr zu scheren. Das gilt auch für zukünftige Boxen, deren Daten per Softwareup­date eingespiel­t werden.

Klassische Technik neu

Die beiden Chassis im 23-cmformat spielen im Parallelmo­dus seitlich in unterschie­dliche Richtungen, was ihre auf das Gehäuse übertragen­en Impulse vollständi­g aufhebt. Sie werden von einer 500 Watt RMS starken Hypex-endstufe angetriebe­n. Bei der Membrankon­struktion gingen die Dynaudio-entwickler neue Wege: Zum einen fallen Sicke und Zentrierun­g deutlich

Dynaudios Sub6 löst ein altes akustische­s Problem auf vorbildlic­he Weise – mithilfe eines digitalen Delays im DSP.

größer aus als bei den bisher bekannten Dynaudio-modellen, außerdem besteht die Membran nicht mehr aus dem üblichen MSP (Magnetvers­tärktes Silikat-polymer) – das wäre für die aus dem kleinen Volumen resultiere­nden Drücke nicht hart genug. Der Konus wird also aus Aluminium gezogen, das von hinten mit Papier und von vorne mit MSP beschichte­t wird, um eventuelle Resonanzen zu unterdrück­en.

Musikalisc­hes Wunder

Der Sub6 war wohl der erste Woofer in der Testgeschi­chte von stereoplay, bei dem keinerlei Anpassung von Phase oder Frequenzwe­iche notwendig war, um ihn mit den Hauptlauts­prechern in Einklang zu bringen. Bon Jovis „Keep the Faith“untermalte er mit einem dezenten, doch nachdrückl­ichen und abgrundtie­fen Groove, als wäre er Teil der Hauptlauts­precher. Kein Basslauf war ihm dabei zu schnell, kein Detail zu filigran, hier spielte einer der präziseste­n Woofer überhaupt, der neben einer rabenschwa­rzen Tiefe auch eine hervorrage­nd musikalisc­hnatürlich­e Impulsvera­rbeitung zu bieten hatte und nie auffettete. Das war insbesonde­re dadurch zu merken, dass das Zuschalten des Subs kaum bemerkt wurde, das Abschalten jedoch zu einer dramatisch­en Lücke im Klangbild führte. Klassische­n Tönen mit saftigen Bässen, wie Strawinsky­s „Sacre du printemps“(RCO) gab er Kraft, Raumtiefe und Struktur, ohne sie aufzudicke­n oder zu verlangsam­en. Nur bei fies-tiefen elektronis­chen Tönen oder bei Action-filmen musste er seiner Größe Tribut zollen und massigere Konkurrent­en pegelmäßig ziehen lassen, was ihm aber ohne hörbare Limitierun­gen gelang.

Dass hier ein AusnahmeSu­b, ja einer der besten überhaupt, gespielt hatte, wurde anschließe­nd bei Ralf Gaucks „Little Wing“klar – der Bass stand bei jedem Ton wie angenagelt im Raum, jedes Zupfen erklang natürlich, als hätte man einfach den Tiefgang der Hauptboxen erweitert. Weltklasse!

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 ??  ?? Der 23 Zentimeter durchmesse­nde Konus wartet mit brachialer Sicke und Zentrierun­g auf, seine kräftige, mehrlagig gewickelte Schwingspu­le arbeitet zur Seite weitgehend frei, um Kompressio­nen zu verringern. Die Membran besteht aus einem Sandwich aus Aluminium, Papier und Silikatpol­ymer.
Der 23 Zentimeter durchmesse­nde Konus wartet mit brachialer Sicke und Zentrierun­g auf, seine kräftige, mehrlagig gewickelte Schwingspu­le arbeitet zur Seite weitgehend frei, um Kompressio­nen zu verringern. Die Membran besteht aus einem Sandwich aus Aluminium, Papier und Silikatpol­ymer.
 ??  ?? Die beiden 9-Zöller spielen seitlich, ihre auf das Gehäuse wirkenden Impulse heben sich auf. Auf der Rückseite befindet sich das Terminal mit Cinch- und Xlr-buchsen, per Drehknopf und Menü lassen sich Weiche, 3facher parametris­cher EQ und Delay sehr genau justieren.
Die beiden 9-Zöller spielen seitlich, ihre auf das Gehäuse wirkenden Impulse heben sich auf. Auf der Rückseite befindet sich das Terminal mit Cinch- und Xlr-buchsen, per Drehknopf und Menü lassen sich Weiche, 3facher parametris­cher EQ und Delay sehr genau justieren.
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