Rotel Michi
Rotel und der Rotstift waren gute Brüder. Hier gab es ehrliches High-end zum kleinen Preis. Nun verändern die Japaner die Spielregeln und wagen das Ultimative: Eine mächtige Stereokette kommt in den Handel – schwer, mutig, maximal.
Rotel bringt unter dem Namen Michi eine mächtige Stereokette – schwer, mutig, maximal. Wir wagen einen ersten Blick
Erschwinglich ist ein Zauberwort in der selbstgesteckten Wertedefinition von Rotel. In der hauseigenen Präambel findet sich dieser schöne Satz: „Toller Sound entsteht durch informiertes Engineering, und nicht notwendigerweise durch hohe Kosten.“
Genau das hat Rotel groß gemacht: Wir waren kleine Studenten und wollten doch großen Klang – Rotel hat uns punktgenau beliefert. Das Prinzip hat noch heute seine Gültigkeit. Die Komponenten von Rotel werden von uns bejubelt, vor allem als Preis/leistungssieger.
Doch Träume bleiben offen. Beispielsweise einmal das Ultimative wagen und nicht auf die Preisschilder schauen. Koste es, was wolle es. Genau in diese Kerbe pflanzt Rotel nun seine brandneue Michi-serie.
Die tiefere Philosophie
Der Name verblüfft den Mitteleuropäer. Doch nach ein wenig Recherche verstehen wir die Hintergründe. „Michi“ist japanisch und steht ganz einfach für „Weg“. In Japan ist das eine Philosophie. Der Japanologe Horst Hammitzsch hat ein großformatiges Essay dazu geschrieben: „Keine geistige Regung, kein kulturelles Schaffen findet ohne den jeweiligen Weg Gestalt. Er ist der maßgebende Begriff für eine jede der mannigfachen Künste des Insellandes.“In der Kurzfassung: Der Weg ist heilig, sogar ein religiöser Begriff. Also bitte dieses Wort mit Ehrfurcht aussprechen. Aber nicht gleich in eine Form von Starre verfallen. Der Weg ist ein ästhetisch-religiöses Ziel. Rotel hat er in die Michiserie geführt. Die aus drei Teilen besteht. Alle folgen dem Stereo-ideal. An der Spitze steht die Vorstufe Michi P5. Wer tiefer forschen will, schaut als Erstes auf den Rücken. Hier wird das Maximum der Stereowelt inszeniert. Ein gewaltiges Angebot an Cinch-ports, dazu Xlr-verbindungen – hinein und hinaus. Noch spannender ist vielleicht die Schicht darunter. Hier gibt es das ganz große Portfolio an Digitaleinschüben.
Natürlich können wir optisch oder koaxial wandeln, aber auch ein Ethernet-port schmückt den immerhin 23 Kilo schweren Boliden. Per USB können wir luxuriöse 32 Bit und 384 Kilohertz wandeln. Diese Datentiefe ist in Europa noch ein Sonderling, in Japan aber bereits ein Fetisch. Oder lieben wir eher Vinyl? Hier bietet Rotel die komplette Bank von MM bis MC an. Subtext: Es gibt kein Audioformat, das diese Vorstufe nicht zu wandeln vermag. Selbst der vieldiskutierte Mqacodec kann ausgelesen werden.
Doppelt oder einfach?
Jetzt stellt sich für audiophile Gemüter die größte Glaubensfrage. Leite ich die luxuriöse Ausbeute an eine Stereo-endstufe oder gleich an zwei Monoblöcke? Rotel bedient in der Michi-serie beide Optionen.
Das Kürzel S5 deutet bereits die Zielrichtung an. Hier waltet eine Stereo-endstufe. Satte 500 Watt werden an die Membranen gewuchtet. Die Architektur folgt den edlen Vorgaben eines doppelten Mono, wir könnten diese Endstufe also auch in der Mitte tranchieren. Das lassen wir lieber. Und freuen uns an der Ausbeute.
So finden wir im Inneren beispielsweise grundehrliche, britische Bulkkondensatoren. Im Rücken fallen uns zudem zwei großformatige Ventilatoren auf. Hier wird Energie entfesselt, die umfassend gekühlt werden muss. Immerhin reden wir hier von einem Gesamtgewicht, das bei 60 Kilogramm liegt. Gleich zwei Ringkerntrafos sind gewaltig, der Stromverbrauch aber auch. Hier wird enorme Energie gewandelt. Seltsam, dass es noch höhere Ansprüche gibt. Wenn mir die Stereostufe nicht genügt, dann verteile ich die Signale auf zwei Monoblöcke.
Genau diese Leidenschaft bedient Rotel auch in der MichiSerie. Es wird kommen: der M8. Rund genauso groß wie der S5, aber noch eine unfassbare Größe potenter. Hier wird aus einem klassischen Class-a/baufbau eine Wattzahl von 1080 an die Membranen bei acht Ohm geleitet. Hier rackert eine Reihe von 32 Hochstrom-ausgangstransistoren. Den Lautsprecher, den dieser Mono nicht anzutreiben versteht, den gibt es faktisch nicht. Das größte Gedeck in der Stereogeschichte von Rotel.
So sehr sich die Michi-serie als „Weg“definiert – sie ist dennoch ein Endpunkt. Hier wird das Vorstellbare der Stereowelt auf einen bis dahin schwer vorstellbaren Meistergrad getrieben. Wir sind gespannt. Und wir sind die ersten, die den Zeigefinger erhoben haben. Diese Kombi wird bald in unserem Hörraum gastieren. Wir melden uns mit einem umfangreichen Test. ■