Monitor audio Gold 100
Keramikbeschichtung ist nur eine der vielen Technologien in den Membranen der neuen Monitor Audio Gold. Und ebenso vielschichtig sind ihre klanglichen Talente.
Die Assoziation von Keramikmembranen zu hoher Auflösung wird gemeinhin mit Hochtönern in Verbindung gebracht. Doch Monitor Audios neue Gold 100 in der 5., komplett neu entwickelten Version, setzt den edlen Stoff nur als Beschichtung des Tiefmitteltöners ein.
Warum das? Weil die Entwickler der englischen Traditionsmarke wie in ihren Flaggschiffen beim Hochton auf einen Air-motion-transformer schwören. Diesem Funktionsprinzip mit der mehrfach gefalteten, magnetostatisch angetriebenen Membran werden ähnliche Wunderdinge in puncto Höhenauflösung nachgesagt wie eben den Keramikern.
Viele Technologien helfen viel
Der AMT wird in der 1850 Euro teuren, mit ihrem Kunstlederdeckel und sauber gemachtem Klavierlack sehr edel anmutenden Kompakten schon ab 2600 Hz eingesetzt, und ist besonders trickreich konstruiert: Die Leiterbahnen werden hier nicht auf die zu faltende Folie aufgeklebt oder gedampft, sondern eine durchgehende Aluminiumschicht wird zunächst bei hoher Hitze mit der Trägerfolie verbunden. Anschließend werden die Leiterbahnen ähnlich eines Platinenlayouts wiederum von der Aluschicht weggeätzt. Das Ergebnis soll eine im Verhältnis zu geklebten Folien ideale und temperaturfeste Verbindung beider Schichten sein, mit maximal kontrollierbaren Eigenschaften bei geringstem Gewicht.
Folientöner, Sandwichmembran, Keramikbeschichtung – die Chassis der Monitor Audio glänzen mit Hightech.
Zusätzlich spendierten die Ingenieure dem Hochtöner eine ellyptische Schallführung, die den horizontalen Sweetspot breiter mit Schallwellen ausleuchtet als den vertikalen, und zugleich die gefürchteten Probleme mit Abstrahlverhalten und Klirr elegant beseitigt.
Noch mehr Hightech steckt aber im Konustöner: Die Membran des 17ers besteht aus einem Vierfach-sandwich, dessen Kern eine Bienenwabenstruktur aus Nomex zu maximaler Verwindungssteifigkeit verhilft. Dahinter wurde eine Schicht aus Kohlefaser mit den Waben verbacken, die Dämpfung bringen soll. Die Membran vorn in Inverskalottenform ist eine AluMagnesium-legierung, die wiederum vorn auf einer Stärke von 35 Mikrometern mit einem Hochtemperatur-eloxalverfahren in reines Korund, also Keramik, verwandelt wird.
Musikalität und Größe
Wer jetzt befürchtet, bei so vielen verschiedenen Technologien könne die Box womöglich technisch und inhomogen klingen, kann beruhigt sein: Schon die ersten Takte von Hans Theessinks „Sympathy for the
Devil“zeigten eine verblüffend homogene, musikalische und aus einem Guss harmonierende Vorstellung. Der Tiefbass hämmerte auch bei geringen Pegeln recht kräftig in den Hörraum, band sich aber dank superbem Timings und exzellenter Impulsverarbeitung sehr harmonisch in den Groove ein.
War bei dieser räumlich am Mischpult entstandenen Aufnahme die Abbildung noch eher breit als tief, offenbarte die Gold 100 beim „Dämon“-ballett (HIGH END Reference Tracks) einen in alle Dimensionen hervorragend ausgeleuchteten Raum mit einer gerade üppigen
Klangfarbenvielfalt und Transparenz. Dabei gelang ihr das Kunststück, absolut neutral, zuweilen sogar sanft zu spielen und ihre dynamischen Fähigkeiten nur in Passagen einzusetzen, bei denen dies ausdrücklich von der Musik verlangt wird.
Mit einem satten Fundament, wie es selbst einer Standbox würdig gewesen wäre, spielte sie sich durchs komplette Repertoire und hinterließ nur begeisterte Gesichter, solange nicht exzessive Basspegel gefragt waren. In ihrer Größenklasse eine der vielseitigsten und klangstärksten Boxen überhaupt! ■