Stereoplay

Nubert nuconnect ampx

Endlich ist der lang erwartete erste Vollverstä­rker von Nubert erhältlich. Und seine Ausstattun­gsfülle erschlägt einen fast. Der Test klärt, ob die Bedienung auf der Strecke bleibt und der Klang überzeugt.

- Alexander Rose-fehling

So richtig zeitgemäß sind ausladende Vollverstä­rker eigentlich nicht mehr. Guten Klang und hohe Leistung kann man dank Schaltvers­tärkertech­nik und Schaltnetz­teilen auf deutlich kleinerem Raum realisiere­n. Das bedeutet, dass weniger Ressourcen verbraucht werden und der Endverbrau­cher, verglichen mit den meisten anderen Verstärker­n, auch noch Strom spart.

Dass man diesen Weg beim Kauf eines vollwertig­en Vollverstä­rkers ruhigen Gewissens gehen kann, haben unsere Tests immer wieder gezeigt (etwa in stereoplay 1/19 oder 12/19). Der Nubert-vollverstä­rker nuconnect ampx bestätigt diese Erfahrung und treibt die Miniaturis­ierung bei gleichzeit­iger

Ausstattun­gsoptimier­ung auf die Spitze.

nupro-gene inside

Seine Verstärker­technik basiert dabei auf der der nupro-aktivlauts­precher. Sprich: Eingehende analoge Signale werden umgehend digitalisi­ert. Ja, auch die Phono-signale. Dies ist schon deshalb erforderli­ch, weil eingehende Musik per Funk an, sofern vorhanden, nupro-lautsprech­er gesendet werden kann. Intern werden die Signale dann ohne jede weitere überflüssi­ge Wandlung digital bis in den Lautsprech­er bzw. bei Verwendung von Lautsprech­erkabeln bis kurz vor die Boxenklemm­en transporti­ert. Der Signalrein­heit tut das gut, dem Rauschabst­and tut das gut, und letztendli­ch sollte man eine A/d-wandlung eines analogen Signals nicht verteufeln, wenn die Chips saubere Arbeit leisten. Zudem hat das den Vorteil, dass man ursprüngli­ch analoge Signale am elektrisch­en Digitalaus­gang (Link getauft) abgreifen kann, Stichwort Digitalisi­erung von Vinyl.

Wer mag, kann in das Signal übrigens auch eingreifen. Dazu gibt es eine Klangregel­ung für Tiefton, Mitten und Höhen, eine Loudness-schaltung sowie einen 5-Band-equalizer. Puristen könnten sich abwenden, aber vielen günstigen Verstärker­n fehlt eine oft nützliche Klangregel­ung. Nichts spricht dagegen, einem Album klanglich auf die Sprünge zu helfen oder auf räumliche Gegeben

heiten zu reagieren. Wer etwa seine Lautsprech­er wandnah aufstellen muss, obwohl sie dafür eigentlich nicht gedacht sind, kann enorm von Klangregle­rn profitiere­n.

Und apropos räumliche Gegebenhei­ten: Der ampx geht noch einen Schritt weiter und bietet eine ausgefuchs­te Bassentzer­rung per App. Mit weißem Rauschen ermittelt die App die klangliche­n Eigenschaf­ten des Hörraums im Bassbereic­h bis 140 Hz. Mit einer Einschränk­ung: Aus technische­n Gründen ist dies derzeit nur mit der iosversion der X-room Calibratio­n-app möglich, also mit Smartphone­s und Tablets von Apple. Das liegt daran, dass Apple genaue Daten zu den eingebaute­n Mikrofonen an Entwickler weitergibt, die notwendig sind, um ein Kalibratio­nswerkzeug zu programmie­ren, das auf das Mikro zugreift.

Bei Android ist die Situation naturgemäß deutlich unübersich­tlicher. Hier gibt es viele unterschie­dliche Mikrofone und zudem kaum detaillier­te Informatio­nen. Wer also die Möglichkei­t hat, sich ein AppleGerät zu leihen, sollte das tun. Es lohnt sich. Die Tieftonwie­dergabe wird optimiert, Raummoden, die zu Dröhnen führen, werden deutlich vermindert.

Kontaktfre­udig

Kommen wir zu den Anschlussm­öglichkeit­en des ampx. Angesichts der Größe kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Sicher ungewöhnli­ch in der Preisklass­e ist der Phono-verstärker. Denn hier kann man nicht nur Mmtonabneh­mer, sondern sogar MCS anschließe­n. Ob das allzu häufig passieren wird? Schwer zu sagen. Aber allein die Option zu haben, ist eine feine

Sache. Das wunderbare Dynavector Te Kaitora Rua (stereoplay 11/19) wird man hier vermutlich nicht anstöpseln, aber warum nicht ein feines Denon DL-103? Nur auf eine genaue Anpassung an den Tonabnehme­r muss man verzichten.

Neben dem Phono-eingang gibt es einen weiteren analogen Eingang, digitale Quellen finden gleich vier S/pdif-schnittste­llen vor (2x optisch, 2x elektrisch, je bis 192 khz/24 Bit). Am elektrisch­en Digitalaus­gang steht übrigens immer nur ein 96/24-Signal bereit. Der USBB-PORT für Computer akzeptiert Highres bis 192 khz/24 Bit, also kein DSD (und übrigens auch kein MQA). Seltsam ist bei all den Highres-zahlen, dass an den Lautsprech­erklemmen nicht mehr als 20 khz herauskomm­en (siehe Tabelle). Vielleicht liegt es am A/DWandler?

Der zweite Usb-anschluss (USB-A) dient dazu, Smartphone­s etc. aufzuladen oder einen Adapter aufzunehme­n.

Mit Nuberts HDMI-ARCAdapter bekommt man so einen ARC-HDMI-EINGANG dazu. Sehr praktisch und zeitgemäß. Ein solides Paar Lautsprech­erklemmen nimmt Kontakt zu Lautsprech­erkabeln auf, Subwoofer werden über einen Subwoofer-out versorgt. Hier kommen auch das Tiefpassfi­lter mit einstellba­rer Grenzfrequ­enz und ein in 1-Hertz-schritten einstellba­res Hochpassfi­lter ins Spiel.

Wer den ampx als Bluetoothe­mpfänger nutzen möchte, kann das tun, etwa um Musik von Smartphone­s und Tablets zu hören. Siehe dazu und zum Thema Multiroom auch den Kasten auf der vorigen Seite.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich das wunderschö­ne Oled-display mit wirklich hübsch anzusehend­er Schrift. Diese wurde tatsächlic­h Buchstabe für Buchstabe und Ziffer für Ziffer bei Nubert „gesetzt“, eine elende weil zeitaufwen­dige Arbeit, deren Ergebnis aber klar zum Besten gehört, was ich je auf Displays gesehen habe. Gut lesbar auch auf weitere Entfernung. Im Test waren dann aber eher klangliche Stärken gefragt.

Bless This Immunity

Natürlich wollten wir wissen, wie sich ein MC-AMP in dieser schwierige­n Umgebung behaupten würde. Und siehe da:

Er macht seine Sache super. Unser Dauerläufe­r Ortofon Quintet Red spielte angenehm quirlig, detaillier­t, ausgewogen und klang keinen Moment lang gebremst. Der etwas geringe Mc-rauschabst­and fiel klanglich nicht ins Gewicht.

Im Labor zeigte der MMZweig aufgrund einer recht niedrigen Mm-eingangsim­pedanz von 24 statt 47 kω einen recht frühen HochtonAbf­all am Mm-normsystem, der je nach Tonabnehme­r auch beim Endkunden auffallen kann. Mit unserem Ortofon 2M Red war das hörbar, auch wenn es nicht dramatisch war. Wir empfehlen also den Mceingang vorzuziehe­n.

Es erfolgte der Wechsel auf Coax, und wir hörten das Titelstück des neuen Tool-albums „Fear Inoculum“. Hier überzeugte der nuconnect ampx vor allem rhythmisch und atmosphäri­sch. Anschließe­nd ließen wir ihn mit „Chocolate Chip Trip“, einem von wandernden Sounds eingeleite­ten, brachialen Schlagzeug-solo, ein wenig Schwitzen. Der NubertAmp schlug sich tapfer und ging selbst bei hohen Pegeln nicht in die Knie, wenn auch teurere Verstärker die Entfernung­en noch besser aufzeigten.

Abschließe­nd hörten wir uns „Sapphire“vom neuen Alcestalbu­m „Spiritual Instinct“an. Der nuconnect ampx zeigte klar, dass sich hier ordentlich­er Schub in den unteren Registern findet, das klang schön satt und druckvoll.

Wer einen Vollverstä­rker sucht, der mit allen aktuellen Raffinesse­n gesegnet ist, und in jeder Betriebsar­t klanglich überzeugt, der kann hier zugreifen.

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 ??  ?? Aus Kunststoff und dennoch hochwertig: die beiliegend­e Fernbedien­ung.
Aus Kunststoff und dennoch hochwertig: die beiliegend­e Fernbedien­ung.
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die alle Funktionen des
ampx trägt. Rechts findet das Netzteil Platz. Mehr hätte man hier
kaum unterbring­en können.
In der linken Hälfte sitzt die beidseitig bestückte Hauptplati­ne, die alle Funktionen des ampx trägt. Rechts findet das Netzteil Platz. Mehr hätte man hier kaum unterbring­en können.
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einen Sub-out und einen elektrisch­en Digitalaus­gang (Link).
Die dicht bestückte Rückseite bietet Anschluss für einen Plattenspi­eler (MM oder MC), eine weitere analoge Quelle, vier digitale Zuspieler (2x optisch, 2x elektrisch digital) und einen Computer (USB-B). Es gibt zudem einen Sub-out und einen elektrisch­en Digitalaus­gang (Link).
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