Nubert nuconnect ampx
Endlich ist der lang erwartete erste Vollverstärker von Nubert erhältlich. Und seine Ausstattungsfülle erschlägt einen fast. Der Test klärt, ob die Bedienung auf der Strecke bleibt und der Klang überzeugt.
So richtig zeitgemäß sind ausladende Vollverstärker eigentlich nicht mehr. Guten Klang und hohe Leistung kann man dank Schaltverstärkertechnik und Schaltnetzteilen auf deutlich kleinerem Raum realisieren. Das bedeutet, dass weniger Ressourcen verbraucht werden und der Endverbraucher, verglichen mit den meisten anderen Verstärkern, auch noch Strom spart.
Dass man diesen Weg beim Kauf eines vollwertigen Vollverstärkers ruhigen Gewissens gehen kann, haben unsere Tests immer wieder gezeigt (etwa in stereoplay 1/19 oder 12/19). Der Nubert-vollverstärker nuconnect ampx bestätigt diese Erfahrung und treibt die Miniaturisierung bei gleichzeitiger
Ausstattungsoptimierung auf die Spitze.
nupro-gene inside
Seine Verstärkertechnik basiert dabei auf der der nupro-aktivlautsprecher. Sprich: Eingehende analoge Signale werden umgehend digitalisiert. Ja, auch die Phono-signale. Dies ist schon deshalb erforderlich, weil eingehende Musik per Funk an, sofern vorhanden, nupro-lautsprecher gesendet werden kann. Intern werden die Signale dann ohne jede weitere überflüssige Wandlung digital bis in den Lautsprecher bzw. bei Verwendung von Lautsprecherkabeln bis kurz vor die Boxenklemmen transportiert. Der Signalreinheit tut das gut, dem Rauschabstand tut das gut, und letztendlich sollte man eine A/d-wandlung eines analogen Signals nicht verteufeln, wenn die Chips saubere Arbeit leisten. Zudem hat das den Vorteil, dass man ursprünglich analoge Signale am elektrischen Digitalausgang (Link getauft) abgreifen kann, Stichwort Digitalisierung von Vinyl.
Wer mag, kann in das Signal übrigens auch eingreifen. Dazu gibt es eine Klangregelung für Tiefton, Mitten und Höhen, eine Loudness-schaltung sowie einen 5-Band-equalizer. Puristen könnten sich abwenden, aber vielen günstigen Verstärkern fehlt eine oft nützliche Klangregelung. Nichts spricht dagegen, einem Album klanglich auf die Sprünge zu helfen oder auf räumliche Gegeben
heiten zu reagieren. Wer etwa seine Lautsprecher wandnah aufstellen muss, obwohl sie dafür eigentlich nicht gedacht sind, kann enorm von Klangreglern profitieren.
Und apropos räumliche Gegebenheiten: Der ampx geht noch einen Schritt weiter und bietet eine ausgefuchste Bassentzerrung per App. Mit weißem Rauschen ermittelt die App die klanglichen Eigenschaften des Hörraums im Bassbereich bis 140 Hz. Mit einer Einschränkung: Aus technischen Gründen ist dies derzeit nur mit der iosversion der X-room Calibration-app möglich, also mit Smartphones und Tablets von Apple. Das liegt daran, dass Apple genaue Daten zu den eingebauten Mikrofonen an Entwickler weitergibt, die notwendig sind, um ein Kalibrationswerkzeug zu programmieren, das auf das Mikro zugreift.
Bei Android ist die Situation naturgemäß deutlich unübersichtlicher. Hier gibt es viele unterschiedliche Mikrofone und zudem kaum detaillierte Informationen. Wer also die Möglichkeit hat, sich ein AppleGerät zu leihen, sollte das tun. Es lohnt sich. Die Tieftonwiedergabe wird optimiert, Raummoden, die zu Dröhnen führen, werden deutlich vermindert.
Kontaktfreudig
Kommen wir zu den Anschlussmöglichkeiten des ampx. Angesichts der Größe kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Sicher ungewöhnlich in der Preisklasse ist der Phono-verstärker. Denn hier kann man nicht nur Mmtonabnehmer, sondern sogar MCS anschließen. Ob das allzu häufig passieren wird? Schwer zu sagen. Aber allein die Option zu haben, ist eine feine
Sache. Das wunderbare Dynavector Te Kaitora Rua (stereoplay 11/19) wird man hier vermutlich nicht anstöpseln, aber warum nicht ein feines Denon DL-103? Nur auf eine genaue Anpassung an den Tonabnehmer muss man verzichten.
Neben dem Phono-eingang gibt es einen weiteren analogen Eingang, digitale Quellen finden gleich vier S/pdif-schnittstellen vor (2x optisch, 2x elektrisch, je bis 192 khz/24 Bit). Am elektrischen Digitalausgang steht übrigens immer nur ein 96/24-Signal bereit. Der USBB-PORT für Computer akzeptiert Highres bis 192 khz/24 Bit, also kein DSD (und übrigens auch kein MQA). Seltsam ist bei all den Highres-zahlen, dass an den Lautsprecherklemmen nicht mehr als 20 khz herauskommen (siehe Tabelle). Vielleicht liegt es am A/DWandler?
Der zweite Usb-anschluss (USB-A) dient dazu, Smartphones etc. aufzuladen oder einen Adapter aufzunehmen.
Mit Nuberts HDMI-ARCAdapter bekommt man so einen ARC-HDMI-EINGANG dazu. Sehr praktisch und zeitgemäß. Ein solides Paar Lautsprecherklemmen nimmt Kontakt zu Lautsprecherkabeln auf, Subwoofer werden über einen Subwoofer-out versorgt. Hier kommen auch das Tiefpassfilter mit einstellbarer Grenzfrequenz und ein in 1-Hertz-schritten einstellbares Hochpassfilter ins Spiel.
Wer den ampx als Bluetoothempfänger nutzen möchte, kann das tun, etwa um Musik von Smartphones und Tablets zu hören. Siehe dazu und zum Thema Multiroom auch den Kasten auf der vorigen Seite.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich das wunderschöne Oled-display mit wirklich hübsch anzusehender Schrift. Diese wurde tatsächlich Buchstabe für Buchstabe und Ziffer für Ziffer bei Nubert „gesetzt“, eine elende weil zeitaufwendige Arbeit, deren Ergebnis aber klar zum Besten gehört, was ich je auf Displays gesehen habe. Gut lesbar auch auf weitere Entfernung. Im Test waren dann aber eher klangliche Stärken gefragt.
Bless This Immunity
Natürlich wollten wir wissen, wie sich ein MC-AMP in dieser schwierigen Umgebung behaupten würde. Und siehe da:
Er macht seine Sache super. Unser Dauerläufer Ortofon Quintet Red spielte angenehm quirlig, detailliert, ausgewogen und klang keinen Moment lang gebremst. Der etwas geringe Mc-rauschabstand fiel klanglich nicht ins Gewicht.
Im Labor zeigte der MMZweig aufgrund einer recht niedrigen Mm-eingangsimpedanz von 24 statt 47 kω einen recht frühen HochtonAbfall am Mm-normsystem, der je nach Tonabnehmer auch beim Endkunden auffallen kann. Mit unserem Ortofon 2M Red war das hörbar, auch wenn es nicht dramatisch war. Wir empfehlen also den Mceingang vorzuziehen.
Es erfolgte der Wechsel auf Coax, und wir hörten das Titelstück des neuen Tool-albums „Fear Inoculum“. Hier überzeugte der nuconnect ampx vor allem rhythmisch und atmosphärisch. Anschließend ließen wir ihn mit „Chocolate Chip Trip“, einem von wandernden Sounds eingeleiteten, brachialen Schlagzeug-solo, ein wenig Schwitzen. Der NubertAmp schlug sich tapfer und ging selbst bei hohen Pegeln nicht in die Knie, wenn auch teurere Verstärker die Entfernungen noch besser aufzeigten.
Abschließend hörten wir uns „Sapphire“vom neuen Alcestalbum „Spiritual Instinct“an. Der nuconnect ampx zeigte klar, dass sich hier ordentlicher Schub in den unteren Registern findet, das klang schön satt und druckvoll.
Wer einen Vollverstärker sucht, der mit allen aktuellen Raffinessen gesegnet ist, und in jeder Betriebsart klanglich überzeugt, der kann hier zugreifen.