Cyrus one cast
Der One Cast ist die dritte Variante des Cyrus-one-vollverstärkers in nur drei Jahren. Mit weniger Buchsen und dennoch mehr Funktionalität richtet er sich gleichermaßen an Vinyl- und Streaming-fans.
Hörgewohnheiten ändern sich. Damit einhergehend ändern sich auch Bedienkonzepte. Wer junge Konsumenten ansprechen möchte, tut gut daran, genau hinzusehen, wie die Zielgruppe Unterhaltungselektronik nutzt und was sie erwartet.
Vor 15 Jahren musste ein Vollverstärker eine ausreichende Zahl analoger Eingänge und ausreichend Leistung bieten. Vor zehn Jahren wollten die ersten Kunden auch digitale Eingänge. Und heute? Heute wird Musik zunehmend gestreamt, sei es von einem Smartphone/ Tablet per Bluetooth oder aus den Weiten des World Wide Web. Längst ist eine Sprachsteuerung beim Musikstreaming für viele Musikhörer eine komfortable Selbstverständlichkeit geworden, Stichwort „Alexa“. Und so ist es nur konsequent, dass der Cyrus One Cast diese Technik aufgreift.
Der One Cast richtet sich also an all diejenigen, die in erster Linie ihr Smartphone zum Musikhören nutzen und trotzdem aber zu schätzen wissen, wenn sie den Fernseher oder ihre Spielkonsole per Digitaleingang in die Anlage einbinden können und die vielleicht nicht abgeneigt sind, dem anhaltenden Vinyl-trend zu folgen und einen Plattenspieler anzuschließen. Und an wen richtet sich das Gerät nicht? An alle, die auch analoge Anschlüsse benötigen. Mal abgesehen vom Mm-phonoEingang bietet der Cyrus One Cast hier nämlich nichts.
Dafür sitzen auf der Front noch ein 6,3-mm-kopfhörerAusgang und auf der Rückseite ein High-res-fähiger USB(PCM bis zu 192 khz/32 Bit und DSD128) und ein ARCfähiger Hdmi-eingang (ARC).
Stream me up, One Cast
Kommen wir zu den wichtigsten Fakten dieses Gerätes: Man kann mit dem Cast zahlreiche Streaming-dienste nutzen. Dazu gehören Spotify, Deezer, Amazon Music, itunes (via AirPlay 2), Qobuz und Tidal. Eine Cyrus-app ist nicht notwendig, der One Cast wird in der App des Streaminganbieters als Empfänger ausgewählt. Er versorgt dann entweder angeschlossene Lautsprecher mit der ausgewählten Musik oder den angeschlossenen Kopfhörern. Praktisch ist, dass er aus dem Standby erwacht, wenn man ihm Musik schickt. Man kann auch mehrere Cast-geräte miteinander verknüpfen und ihnen einen Namen, bspw. Wohnzimmer, zuweisen. Per Sprachsteuerung (Google, Apple und Amazon) wählt man dann den entsprechenden Raum aus, in dem man Musik hören möchte. Ganz ohne App geht es dennoch nicht: Die Ersteinrichtung, zu der das Einbinden des One Cast ins Internet gehört, erfolgt über
die „Google Home App“(erhältlich für IOS und Android).
Alles beim Alten
Verstärker und D/a-wandlerseitig ist der One Cast mit dem One HD identisch. Das zeigten auch unsere Messungen im TestLab. Dank der Cyrus-hybridClass-d-verstärker (4. Generation) liefert der Cast ordentliche 138 Watt an vier und 85 Watt an acht Ohm. Auch die SID getaufte „Speaker Impedance Detection“, also die Anpassung des Verstärkers an die Impedanz der angeschlossenen Lautsprecher, ist wieder an Bord.
Doch es gibt auch Schatten: Die Messungen des Testlab zeigten relativ viel Hochfrequenz am Lautsprecherausgang, was jedoch ausschließlich Radiohörer (Lang- und Mittelwelle) betreffen könnte. Aber wo sollte man hier einen Tuner anschließen, dafür gibt es ja gar keine freien Buchsen. Die beiden noch unerwähnten Buchsenpaare haben andere Aufgaben. Über AV kann man den Cast in eine Heimkinoanlage einbinden; er gibt hier ein fixes, hochverstärktes Signal aus. Mit Pre-out hingegen nimmt er Kontakt zu Endstufen auf, sollte man doch mal mehr Power brauchen, was nicht so richtig wahrscheinlich ist.
Selbst der Wechsel vom Hegel H390 (6000 Euro) auf den Cyrus trieb uns nicht die Tränen in die Augen.
Kein Grund zu weinen
Klanglich kam er uns bekannt vor, kein Wunder, ist er doch mit dem One HD (stereoplay 1/19) mehr oder weniger identisch. Auch der Cast spielt schnell, sauber und transparent, Bässe haben Volumen, wirken aber nie zu rund.
Wir starteten mit dem PhonoEingang, der uns gleich in Erinnerung rief, was für eine hochwertige Platine im Cyrus One werkelt! Das Jazz-trio Rymden spielte „Bergen“und wir staunten, wie toll der Kontrabass klang, mächtig und kraftvoll, das Ganze Stück wirkte druckvoll und beschwingt. Das erwartet man von einer eingebauten Phonostufe eigentlich nicht.
Beim Streaming aus der Qobuz-app machte der Cyrus eine sehr gute Figur, ebenso beim Zuspielen von auf dem Smartphone gespeicherter Musik, wenn man auch den Eindruck hat, dass die Quellen hier das Ergebnis etwas limitieren.
Digital verbunden mit einem guten Cd-spieler war alles eine Spur sauberer, voluminöser und audiophiler. Ein zum Vergleich herangezogener Cambridge Audio CXA 81 spielte ein klein wenig luftiger und souveräner (ist dafür aber nicht so „modern“ausgestattet). Da aber selbst der Wechsel vom plastischer spielenden Hegel H390 (6000 Euro) auf den Cyrus den Redakteuren nicht die Tränen in die Augen trieb, ist hier wirklich alles gut.
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