Stereoplay

Cyrus one cast

Der One Cast ist die dritte Variante des Cyrus-one-vollverstä­rkers in nur drei Jahren. Mit weniger Buchsen und dennoch mehr Funktional­ität richtet er sich gleicherma­ßen an Vinyl- und Streaming-fans.

- Alexander Rose-fehling

Hörgewohnh­eiten ändern sich. Damit einhergehe­nd ändern sich auch Bedienkonz­epte. Wer junge Konsumente­n ansprechen möchte, tut gut daran, genau hinzusehen, wie die Zielgruppe Unterhaltu­ngselektro­nik nutzt und was sie erwartet.

Vor 15 Jahren musste ein Vollverstä­rker eine ausreichen­de Zahl analoger Eingänge und ausreichen­d Leistung bieten. Vor zehn Jahren wollten die ersten Kunden auch digitale Eingänge. Und heute? Heute wird Musik zunehmend gestreamt, sei es von einem Smartphone/ Tablet per Bluetooth oder aus den Weiten des World Wide Web. Längst ist eine Sprachsteu­erung beim Musikstrea­ming für viele Musikhörer eine komfortabl­e Selbstvers­tändlichke­it geworden, Stichwort „Alexa“. Und so ist es nur konsequent, dass der Cyrus One Cast diese Technik aufgreift.

Der One Cast richtet sich also an all diejenigen, die in erster Linie ihr Smartphone zum Musikhören nutzen und trotzdem aber zu schätzen wissen, wenn sie den Fernseher oder ihre Spielkonso­le per Digitalein­gang in die Anlage einbinden können und die vielleicht nicht abgeneigt sind, dem anhaltende­n Vinyl-trend zu folgen und einen Plattenspi­eler anzuschlie­ßen. Und an wen richtet sich das Gerät nicht? An alle, die auch analoge Anschlüsse benötigen. Mal abgesehen vom Mm-phonoEinga­ng bietet der Cyrus One Cast hier nämlich nichts.

Dafür sitzen auf der Front noch ein 6,3-mm-kopfhörerA­usgang und auf der Rückseite ein High-res-fähiger USB(PCM bis zu 192 khz/32 Bit und DSD128) und ein ARCfähiger Hdmi-eingang (ARC).

Stream me up, One Cast

Kommen wir zu den wichtigste­n Fakten dieses Gerätes: Man kann mit dem Cast zahlreiche Streaming-dienste nutzen. Dazu gehören Spotify, Deezer, Amazon Music, itunes (via AirPlay 2), Qobuz und Tidal. Eine Cyrus-app ist nicht notwendig, der One Cast wird in der App des Streaminga­nbieters als Empfänger ausgewählt. Er versorgt dann entweder angeschlos­sene Lautsprech­er mit der ausgewählt­en Musik oder den angeschlos­senen Kopfhörern. Praktisch ist, dass er aus dem Standby erwacht, wenn man ihm Musik schickt. Man kann auch mehrere Cast-geräte miteinande­r verknüpfen und ihnen einen Namen, bspw. Wohnzimmer, zuweisen. Per Sprachsteu­erung (Google, Apple und Amazon) wählt man dann den entspreche­nden Raum aus, in dem man Musik hören möchte. Ganz ohne App geht es dennoch nicht: Die Ersteinric­htung, zu der das Einbinden des One Cast ins Internet gehört, erfolgt über

die „Google Home App“(erhältlich für IOS und Android).

Alles beim Alten

Verstärker und D/a-wandlersei­tig ist der One Cast mit dem One HD identisch. Das zeigten auch unsere Messungen im TestLab. Dank der Cyrus-hybridClas­s-d-verstärker (4. Generation) liefert der Cast ordentlich­e 138 Watt an vier und 85 Watt an acht Ohm. Auch die SID getaufte „Speaker Impedance Detection“, also die Anpassung des Verstärker­s an die Impedanz der angeschlos­senen Lautsprech­er, ist wieder an Bord.

Doch es gibt auch Schatten: Die Messungen des Testlab zeigten relativ viel Hochfreque­nz am Lautsprech­erausgang, was jedoch ausschließ­lich Radiohörer (Lang- und Mittelwell­e) betreffen könnte. Aber wo sollte man hier einen Tuner anschließe­n, dafür gibt es ja gar keine freien Buchsen. Die beiden noch unerwähnte­n Buchsenpaa­re haben andere Aufgaben. Über AV kann man den Cast in eine Heimkinoan­lage einbinden; er gibt hier ein fixes, hochverstä­rktes Signal aus. Mit Pre-out hingegen nimmt er Kontakt zu Endstufen auf, sollte man doch mal mehr Power brauchen, was nicht so richtig wahrschein­lich ist.

Selbst der Wechsel vom Hegel H390 (6000 Euro) auf den Cyrus trieb uns nicht die Tränen in die Augen.

Kein Grund zu weinen

Klanglich kam er uns bekannt vor, kein Wunder, ist er doch mit dem One HD (stereoplay 1/19) mehr oder weniger identisch. Auch der Cast spielt schnell, sauber und transparen­t, Bässe haben Volumen, wirken aber nie zu rund.

Wir starteten mit dem PhonoEinga­ng, der uns gleich in Erinnerung rief, was für eine hochwertig­e Platine im Cyrus One werkelt! Das Jazz-trio Rymden spielte „Bergen“und wir staunten, wie toll der Kontrabass klang, mächtig und kraftvoll, das Ganze Stück wirkte druckvoll und beschwingt. Das erwartet man von einer eingebaute­n Phonostufe eigentlich nicht.

Beim Streaming aus der Qobuz-app machte der Cyrus eine sehr gute Figur, ebenso beim Zuspielen von auf dem Smartphone gespeicher­ter Musik, wenn man auch den Eindruck hat, dass die Quellen hier das Ergebnis etwas limitieren.

Digital verbunden mit einem guten Cd-spieler war alles eine Spur sauberer, voluminöse­r und audiophile­r. Ein zum Vergleich herangezog­ener Cambridge Audio CXA 81 spielte ein klein wenig luftiger und souveräner (ist dafür aber nicht so „modern“ausgestatt­et). Da aber selbst der Wechsel vom plastische­r spielenden Hegel H390 (6000 Euro) auf den Cyrus den Redakteure­n nicht die Tränen in die Augen trieb, ist hier wirklich alles gut.

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