Beyerdynamic amiron Wireless copper
Wem der in Deutschland gebaute Amiron Wireless nicht exklusiv genug erscheint, der kann mit der coolen Copper-version eins draufsetzen. Die edlen Akzente lässt sich die Heilbronner Manufaktur fürstlich entlohnen.
Der Amiron Wireless Copper ist nicht nur ein Amiron Home (Test 2/17) ohne Kabel. Bei dem geschlossenen Mobilhörer legte Beyerdynamic großen Wert auf starke passive Bedämpfung der Außengeräusche. Dagegen bleibt bei der offenen Heim-ausführung der Umgebungsschall ungehindert hörbar. Das ist nicht der einzige Unterschied. Wer den Bluetoothkopfhörer am einsteckbaren 3,5-mm-mini-klinken-kabel betreibt, braucht keinen potenten Kopfhörer-verstärkerausgang. Schließlich liegt die Nennimpedanz des Amiron Wireless Copper bei sozialverträglichen 42 Ohm (Messung), während der Amiron Home mit seinen 255 Ohm Smartphones an seinem Anschlusskabel ganz schön verhungern lässt.
Von daher gesehen macht der Beyerdynamic Amiron Wireless Copper ganz schön mobil. Soweit, so gut. Allerdings lässt sich der geschlossene Hörer nicht zusammenfalten und wiegt stramme 408 Gramm. Mit Hardcase und den Zubehörkabeln zum Anschließen und Laden sind es sogar über 600 Gramm. Das im Hinterkopf und den stattlichen Preis von 800 Euro vor Augen, handelt es sich beim Amiron Wireless Copper eher um einen Stereo-anlagenersatz für Balkon, Zweitwohnung oder Hotelzimmer, als um eine Mobillösung im eigentlichen Sinne.
Zwar dürfte sich angesichts dessen so mancher fragen, warum der Amiron Wireless Copper das Doppelte des hervorragenden Beyerdynamic Lagoon Traveller (Test 8/19) kostet, denn der kann sogar noch aktives Noise Cancelling (ANC) in die Waagschale werfen. Doch für sich genommen kann der Amiron Wireless Copper mit seinen Pfunden so richtig wuchern. Immerhin zählt er zur Familie der Tesla-hörer, denen Beyerdynamic extrem leistungsfähige Antriebe mit magnetischer Flussdichte von einem
Tesla und mehr angedeihen lässt. Und ansonsten brennt er wie sein kleiner Bruder ein wahres Ausstattungsfeuerwerk ab. So erbte er dessen Mosaycklang-personalisierung durch die kostenlos für IOS und Android erhältliche Beyerdynamic MIY App. Damit kann der Benutzer nach einem einfachen Schema seine individuelle Abstimmung heraushören und gleichzeitig unter Berücksichtigung seines Alters (wegen des damit einhergehenden Hörverlusts) den Klang korrigieren. Weil die entsprechenden Einstellungen auf einem Eprom gespeichert werden, steht die Entzerrung auch bei der Verwendung in Zusammenhang mit anderen Bluetooth-quellgeräten zur Verfügung. Der Effekt der Mosayc-klang-personalisierung erinnert an eine behutsam angepasste Loudness, die Bässen und Höhen auf die Sprünge hilft.
Got the Touch
Ebenfalls vom Beyerdynamic Lagoon Traveller bekannt ist die hervorragend umgesetzte Touchpad-steuerung. Während man bei den meisten Mitbewerbern blind an kleinen Tasten auf der Unterseite der Ohrmuscheln herumfummeln muss und zudem wenig Optionen hat, gewährt der Amiron Wireless Copper vollen Komfort. Auf seiner Touch-fläche, die den größten Teil der rechten Kapsel des ohrumschließenden Gehäuses einnimmt, kann man durch Fingertipps und Wischgesten etwa Pegeländerungen vornehmen, Anrufe makeln, die Wiedergabe starten, stoppen oder Titelsprünge und schnellen Vor- beziehungsweise Rücklauf ausführen.
Das alles funktioniert in der Praxis so gut, wie es sich in der Theorie anhört, klappt aber nur im Drahtlosbetrieb. Wer nach den mehr als 30 Stunden Akkulaufzeit seinen Hörer an die Leine nimmt, verliert dieses Top-feature. Dann kann man den High-tech-hörer nur noch über die allgemein übliche Kabelfernbedienung kontrollieren. In Verbindung mit Bluetooth stehen zahlreiche Codecs zur Verfügung, darunter APTX-HD und das von Apple genutzte AAC. Um den Wireless-betrieb zu aktivieren oder zu deaktivieren, muss man die beleuchtete Taste auf der Unterseite der rechten Kapsel lange, vor allem sehr fest drücken, was weder intuitiv noch narrensicher ist.
Draht, aber herzlich
Immerhin erwartet einen nach dieser Fingerübung ein ausgesprochen differenzierter und ausgewogener Klang. Zwar wirkte der Bass nicht ganz so spektakulär wie beim Lagoon Traveller. Doch der Amiron Wireless Copper bot einen wahrlich nicht alltäglichen Tiefgang in Verbindung mit Kontur und präzisem Timing. Er erzeugte ein weiträumiges Klangbild und bot für einen geschlossenen Hörer erstaunliche Transparenz. Was die Wiedergabe von Stimmen betraf, agierte der Amiron Wireless Copper auf der schlanken Seite der Neutralität. Erfreulicherweise machte es zumindest am Smartphone so gut wie keinen Unterschied, ob wir den Kopfhörer drahtlos oder am Kabel betrieben. An einem Hr-player mit
Einen Tesla zu fahren kann sich nicht jeder leisten. Ein Volkshörer ist auch der Amiron Wireless mit Tesla-technik nicht.
strammer Ausgangsstufe wächst der Kabelvorsprung allerdings gerade in dynamischer Hinsicht an. Noch kleiner sind die Unterschiede zwischen dem Amiron Wireless und unserer Version mit Kupfer-applikationen und Thermobecher-add-on aus Kupfer. Wer darauf verzichten kann, bekommt den drahtlosen Hörer sogar 200 Euro günstiger.
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