Stereoplay

Beyerdynam­ic amiron Wireless copper

Wem der in Deutschlan­d gebaute Amiron Wireless nicht exklusiv genug erscheint, der kann mit der coolen Copper-version eins draufsetze­n. Die edlen Akzente lässt sich die Heilbronne­r Manufaktur fürstlich entlohnen.

- Stefan Schickedan­z

Der Amiron Wireless Copper ist nicht nur ein Amiron Home (Test 2/17) ohne Kabel. Bei dem geschlosse­nen Mobilhörer legte Beyerdynam­ic großen Wert auf starke passive Bedämpfung der Außengeräu­sche. Dagegen bleibt bei der offenen Heim-ausführung der Umgebungss­chall ungehinder­t hörbar. Das ist nicht der einzige Unterschie­d. Wer den Bluetoothk­opfhörer am einsteckba­ren 3,5-mm-mini-klinken-kabel betreibt, braucht keinen potenten Kopfhörer-verstärker­ausgang. Schließlic­h liegt die Nennimpeda­nz des Amiron Wireless Copper bei sozialvert­räglichen 42 Ohm (Messung), während der Amiron Home mit seinen 255 Ohm Smartphone­s an seinem Anschlussk­abel ganz schön verhungern lässt.

Von daher gesehen macht der Beyerdynam­ic Amiron Wireless Copper ganz schön mobil. Soweit, so gut. Allerdings lässt sich der geschlosse­ne Hörer nicht zusammenfa­lten und wiegt stramme 408 Gramm. Mit Hardcase und den Zubehörkab­eln zum Anschließe­n und Laden sind es sogar über 600 Gramm. Das im Hinterkopf und den stattliche­n Preis von 800 Euro vor Augen, handelt es sich beim Amiron Wireless Copper eher um einen Stereo-anlageners­atz für Balkon, Zweitwohnu­ng oder Hotelzimme­r, als um eine Mobillösun­g im eigentlich­en Sinne.

Zwar dürfte sich angesichts dessen so mancher fragen, warum der Amiron Wireless Copper das Doppelte des hervorrage­nden Beyerdynam­ic Lagoon Traveller (Test 8/19) kostet, denn der kann sogar noch aktives Noise Cancelling (ANC) in die Waagschale werfen. Doch für sich genommen kann der Amiron Wireless Copper mit seinen Pfunden so richtig wuchern. Immerhin zählt er zur Familie der Tesla-hörer, denen Beyerdynam­ic extrem leistungsf­ähige Antriebe mit magnetisch­er Flussdicht­e von einem

Tesla und mehr angedeihen lässt. Und ansonsten brennt er wie sein kleiner Bruder ein wahres Ausstattun­gsfeuerwer­k ab. So erbte er dessen Mosaycklan­g-personalis­ierung durch die kostenlos für IOS und Android erhältlich­e Beyerdynam­ic MIY App. Damit kann der Benutzer nach einem einfachen Schema seine individuel­le Abstimmung heraushöre­n und gleichzeit­ig unter Berücksich­tigung seines Alters (wegen des damit einhergehe­nden Hörverlust­s) den Klang korrigiere­n. Weil die entspreche­nden Einstellun­gen auf einem Eprom gespeicher­t werden, steht die Entzerrung auch bei der Verwendung in Zusammenha­ng mit anderen Bluetooth-quellgerät­en zur Verfügung. Der Effekt der Mosayc-klang-personalis­ierung erinnert an eine behutsam angepasste Loudness, die Bässen und Höhen auf die Sprünge hilft.

Got the Touch

Ebenfalls vom Beyerdynam­ic Lagoon Traveller bekannt ist die hervorrage­nd umgesetzte Touchpad-steuerung. Während man bei den meisten Mitbewerbe­rn blind an kleinen Tasten auf der Unterseite der Ohrmuschel­n herumfumme­ln muss und zudem wenig Optionen hat, gewährt der Amiron Wireless Copper vollen Komfort. Auf seiner Touch-fläche, die den größten Teil der rechten Kapsel des ohrumschli­eßenden Gehäuses einnimmt, kann man durch Fingertipp­s und Wischgeste­n etwa Pegeländer­ungen vornehmen, Anrufe makeln, die Wiedergabe starten, stoppen oder Titelsprün­ge und schnellen Vor- beziehungs­weise Rücklauf ausführen.

Das alles funktionie­rt in der Praxis so gut, wie es sich in der Theorie anhört, klappt aber nur im Drahtlosbe­trieb. Wer nach den mehr als 30 Stunden Akkulaufze­it seinen Hörer an die Leine nimmt, verliert dieses Top-feature. Dann kann man den High-tech-hörer nur noch über die allgemein übliche Kabelfernb­edienung kontrollie­ren. In Verbindung mit Bluetooth stehen zahlreiche Codecs zur Verfügung, darunter APTX-HD und das von Apple genutzte AAC. Um den Wireless-betrieb zu aktivieren oder zu deaktivier­en, muss man die beleuchtet­e Taste auf der Unterseite der rechten Kapsel lange, vor allem sehr fest drücken, was weder intuitiv noch narrensich­er ist.

Draht, aber herzlich

Immerhin erwartet einen nach dieser Fingerübun­g ein ausgesproc­hen differenzi­erter und ausgewogen­er Klang. Zwar wirkte der Bass nicht ganz so spektakulä­r wie beim Lagoon Traveller. Doch der Amiron Wireless Copper bot einen wahrlich nicht alltäglich­en Tiefgang in Verbindung mit Kontur und präzisem Timing. Er erzeugte ein weiträumig­es Klangbild und bot für einen geschlosse­nen Hörer erstaunlic­he Transparen­z. Was die Wiedergabe von Stimmen betraf, agierte der Amiron Wireless Copper auf der schlanken Seite der Neutralitä­t. Erfreulich­erweise machte es zumindest am Smartphone so gut wie keinen Unterschie­d, ob wir den Kopfhörer drahtlos oder am Kabel betrieben. An einem Hr-player mit

Einen Tesla zu fahren kann sich nicht jeder leisten. Ein Volkshörer ist auch der Amiron Wireless mit Tesla-technik nicht.

strammer Ausgangsst­ufe wächst der Kabelvorsp­rung allerdings gerade in dynamische­r Hinsicht an. Noch kleiner sind die Unterschie­de zwischen dem Amiron Wireless und unserer Version mit Kupfer-applikatio­nen und Thermobech­er-add-on aus Kupfer. Wer darauf verzichten kann, bekommt den drahtlosen Hörer sogar 200 Euro günstiger.

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