Ratgeber Audiophile Disziplinen
Nach welchen Kriterien beurteilt man Klangqualität im Hörtest? stereoplay startet eine neue Ratgeberserie. Teil eins, passend zu den Keramikboxen: maximale Auflösung, Informationsdichte, Detailtreue und Transparenz.
Auflösung, Detailtreue, Transparenz und Durchhörbarkeit
Die diesjährige stereoplaycd zur HIGH END nebst der Vortragsreihe der Redakteure auf der Messe führte zu einem wahren Sturm der Wissbegierigkeit und zahlreichen Fragen und Zuschriften.
Klingt es gut oder schlecht? Ein vages Urteil traut sich wohl jeder Musikhörer zu. Will man aber das Gehörte qualifiziert beschreiben, muss man Kategorien des Klangs differenzieren. Genau diesen Versuch nahm die Redaktion mit den „Audiophilen Disziplinen“auf, die wir jetzt in einer fünfteiligen
Ratgeberserie noch einmal en détail vorstellen.
Hören, getrennt urteilen
Sinn macht es immer, die „fünf audiophilen Disziplinen“getrennt voneinander im Hörtest zu beurteilen.
Neben der Klärung der Begrifflichkeiten gibt es noch praktische Beispiele: Für anspruchsvolle Tonträger, mit denen man das jeweilige Kriterium besonders gut herauskitzelt, und für getestete Boxen, die sich hier besonders hervorgetan haben. ■
Es ist der Aspekt der Klangqualität, der am allermeisten mit „High End“Klang assoziiert wird und dessen Ideal schon Generationen von Hifiisten entgegengestrebt sind: maximale Auflösung und das Wahrnehmen vieler Details. Wer will es nicht gern hören, das fallende Plektron des Gitarristen auf der Liveaufnahme, die Phrasierung der Bratschen im komplexen Orchestersatz oder das leise Murmeln des Pianisten bei seiner hochkonzentrierten Tätigkeit?
Nicht zu messen
Mit zwei Irrtümern muss vorab aufgeräumt werden: Nein, Feinauflösung lässt sich nicht messen. Alles deutet zwar darauf hin, dass geringe Verzerrungen im Mittelton sowie Präsenzbereich sowie möglichst geringe Interferenzen zwischen verschiedenen Schallquellen und ein im Mittel-/präsenzbereich ausgewogener Frequenzgang der subjektiven Auflösung zuträglich sind. Eine Garantie ist dies jedoch nicht, jeder Lautsprecherhersteller hat eigene Methoden zu einem möglichst detaillierten und transparenten Klang zu kommen. Harte, nicht resonanzfreudige Membranen und kleine Durchmesser der Töner im Verhältnis zur abgestrahlten Wellenlänge scheinen dabei klar zu helfen, aber auch elektrostatischen Folienwandlern wird in Hörtests immer wieder ein Höchstmaß an Transparenz zugeschrieben, ohne dass diese sich sklavisch an die vorgenannten technischen Voraussetzungen halten würden.
Und noch ein unter Highendern nicht unbekannter Irrtum gleich hinterher entzaubert:
Mehr Details bedeutet dabei nicht immer automatisch eine bessere Auflösung, denn durch das künstliche Anheben einzelner Frequenzbereiche, z.b. Brillanz oder Hochton, kann der Eindruck von mehr Detailreichtum auch nur vorgetäuscht werden und dann bei anderer Frequenzverteilung wiederum negative Auswirkungen haben, von zischenden S-lauten bis hin zu verringerter Transparenz im Mitteltonbereich. Hierzu unser Tipp: Bei komplexen Orchestersätzen auf die wenig obertonreichen Mittelstimmen wie Fagott, Bratschen und Celli achten!
Viele Begrifflichkeiten
Für den Themenkomplex Auflösung haben Hifiisten und
Tonmeister dabei viele Ausdrücke geprägt, die mehr oder minder synonym zueinander verwendet werden: Detailtreue, Transparenz, Durchhörbarkeit, Analyse oder eben Auflösung.
Alle besagen mit etwas anderer Fokussierung, wie gut und mühelos ohne „selektives Hören“man die gleichzeitigen Details eines komplexen Musikgeschehens nachvollziehen kann, ohne dass die einzelnen Klänge räumlich oder vom Frequenzbereich her deutlich separiert sind.
Das betrifft also vor allem komplex arrangierte Orchestermusik wie Sinfonien, beschreibt allerdings auch feinste Details der Artikulation, etwa das Atmen eines Sängers, und geht bis zur Darstellung von Hintergrundgeräuschen
während der Aufnahme. Wichtig ist bei der Beurteilung, dass die subjektive Durchhörbarkeit im gesamten Mittelhochton gegeben ist und bei möglichst vielen Kombinationen von Instrumentenklängen funktioniert. Gerade im Mittelton wird das Thema zuweilen vernachlässigt, und ein besonders feinauflösender Hochtöner scheint dann das Geschehen zu dominieren, obwohl er messtechnisch gar nicht lauter ist als sein Pendant.
Im Gegenteil: Eine sehr hohe Klangtransparenz kann auch mit sanften Höhen einhergehen, dann würden Highender das Klangbild als „seidig“beschreiben.