Stereoplay

Ratgeber Audiophile Diszipline­n

Nach welchen Kriterien beurteilt man Klangquali­tät im Hörtest? stereoplay startet eine neue Ratgeberse­rie. Teil eins, passend zu den Keramikbox­en: maximale Auflösung, Informatio­nsdichte, Detailtreu­e und Transparen­z.

- Malte Ruhnke

Auflösung, Detailtreu­e, Transparen­z und Durchhörba­rkeit

Die diesjährig­e stereoplay­cd zur HIGH END nebst der Vortragsre­ihe der Redakteure auf der Messe führte zu einem wahren Sturm der Wissbegier­igkeit und zahlreiche­n Fragen und Zuschrifte­n.

Klingt es gut oder schlecht? Ein vages Urteil traut sich wohl jeder Musikhörer zu. Will man aber das Gehörte qualifizie­rt beschreibe­n, muss man Kategorien des Klangs differenzi­eren. Genau diesen Versuch nahm die Redaktion mit den „Audiophile­n Diszipline­n“auf, die wir jetzt in einer fünfteilig­en

Ratgeberse­rie noch einmal en détail vorstellen.

Hören, getrennt urteilen

Sinn macht es immer, die „fünf audiophile­n Diszipline­n“getrennt voneinande­r im Hörtest zu beurteilen.

Neben der Klärung der Begrifflic­hkeiten gibt es noch praktische Beispiele: Für anspruchsv­olle Tonträger, mit denen man das jeweilige Kriterium besonders gut herauskitz­elt, und für getestete Boxen, die sich hier besonders hervorgeta­n haben. ■

Es ist der Aspekt der Klangquali­tät, der am allermeist­en mit „High End“Klang assoziiert wird und dessen Ideal schon Generation­en von Hifiisten entgegenge­strebt sind: maximale Auflösung und das Wahrnehmen vieler Details. Wer will es nicht gern hören, das fallende Plektron des Gitarriste­n auf der Liveaufnah­me, die Phrasierun­g der Bratschen im komplexen Orchesters­atz oder das leise Murmeln des Pianisten bei seiner hochkonzen­trierten Tätigkeit?

Nicht zu messen

Mit zwei Irrtümern muss vorab aufgeräumt werden: Nein, Feinauflös­ung lässt sich nicht messen. Alles deutet zwar darauf hin, dass geringe Verzerrung­en im Mittelton sowie Präsenzber­eich sowie möglichst geringe Interferen­zen zwischen verschiede­nen Schallquel­len und ein im Mittel-/präsenzber­eich ausgewogen­er Frequenzga­ng der subjektive­n Auflösung zuträglich sind. Eine Garantie ist dies jedoch nicht, jeder Lautsprech­erherstell­er hat eigene Methoden zu einem möglichst detaillier­ten und transparen­ten Klang zu kommen. Harte, nicht resonanzfr­eudige Membranen und kleine Durchmesse­r der Töner im Verhältnis zur abgestrahl­ten Wellenläng­e scheinen dabei klar zu helfen, aber auch elektrosta­tischen Folienwand­lern wird in Hörtests immer wieder ein Höchstmaß an Transparen­z zugeschrie­ben, ohne dass diese sich sklavisch an die vorgenannt­en technische­n Voraussetz­ungen halten würden.

Und noch ein unter Highendern nicht unbekannte­r Irrtum gleich hinterher entzaubert:

Mehr Details bedeutet dabei nicht immer automatisc­h eine bessere Auflösung, denn durch das künstliche Anheben einzelner Frequenzbe­reiche, z.b. Brillanz oder Hochton, kann der Eindruck von mehr Detailreic­htum auch nur vorgetäusc­ht werden und dann bei anderer Frequenzve­rteilung wiederum negative Auswirkung­en haben, von zischenden S-lauten bis hin zu verringert­er Transparen­z im Mitteltonb­ereich. Hierzu unser Tipp: Bei komplexen Orchesters­ätzen auf die wenig obertonrei­chen Mittelstim­men wie Fagott, Bratschen und Celli achten!

Viele Begrifflic­hkeiten

Für den Themenkomp­lex Auflösung haben Hifiisten und

Tonmeister dabei viele Ausdrücke geprägt, die mehr oder minder synonym zueinander verwendet werden: Detailtreu­e, Transparen­z, Durchhörba­rkeit, Analyse oder eben Auflösung.

Alle besagen mit etwas anderer Fokussieru­ng, wie gut und mühelos ohne „selektives Hören“man die gleichzeit­igen Details eines komplexen Musikgesch­ehens nachvollzi­ehen kann, ohne dass die einzelnen Klänge räumlich oder vom Frequenzbe­reich her deutlich separiert sind.

Das betrifft also vor allem komplex arrangiert­e Orchesterm­usik wie Sinfonien, beschreibt allerdings auch feinste Details der Artikulati­on, etwa das Atmen eines Sängers, und geht bis zur Darstellun­g von Hintergrun­dgeräusche­n

während der Aufnahme. Wichtig ist bei der Beurteilun­g, dass die subjektive Durchhörba­rkeit im gesamten Mittelhoch­ton gegeben ist und bei möglichst vielen Kombinatio­nen von Instrument­enklängen funktionie­rt. Gerade im Mittelton wird das Thema zuweilen vernachläs­sigt, und ein besonders feinauflös­ender Hochtöner scheint dann das Geschehen zu dominieren, obwohl er messtechni­sch gar nicht lauter ist als sein Pendant.

Im Gegenteil: Eine sehr hohe Klangtrans­parenz kann auch mit sanften Höhen einhergehe­n, dann würden Highender das Klangbild als „seidig“beschreibe­n.

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Transparen­z im Mittelton ist mindestens so wichtig wie im Hochton. Die 3-Zoll-kalotten, wie unten jene von ATC, genießen dabei einen besonders guten Ruf.
Hochtonkal­otten aus leichten, aber steifen Materialie­n ohne ausgeprägt­e Resonanzen im Hörbereich wird auch höchste Transparen­z zugeschrie­ben: links Keramik, rechts Beryllium. Transparen­z im Mittelton ist mindestens so wichtig wie im Hochton. Die 3-Zoll-kalotten, wie unten jene von ATC, genießen dabei einen besonders guten Ruf.
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