Stereoplay

Der Sennheiser Momentum

Keiner ist wie Sennheiser: Die Meister aus Niedersach­sen verstehen sich auf die Kunst von Design und linearem Klang. Grund zum Jubeln.

- Andreas Günther

Wireless verbindet Design und Klang in idealer Weise. Ein Grund zum Jubeln.

Ich oute mich: Ich bin seit Anbeginn Fan der Momentumse­rie von Sennheiser. Die Erfolgsges­chichte startete 2012. Das erste Modell brachte eine komplett neue Designspra­che in die Firmenphil­osophie. Und dieser Kopfhörer widersprac­h so angenehm dem dummen Trend. Bis heute. Die Konkurrent­en suchen das Brachiale, die Show. Der Bass wirkt völlig übertriebe­n, da nehmen die Trommelfel­le Schaden. Es wummert und wabert – Sennheiser verkündet die Wahrheit, streng linear und elegant.

Treu geblieben

Diesen Werten sind die Niedersach­en treu geblieben. Mittlerwei­le haben Sie die Kabel abgeschaff­t und sogar einen Winzling für den Gehörgang entworfen – alles unter dem Branding-namen „Momentum“. Nun die Premiere im Geschäft der Over-ears mit aktiver Geräuschun­terdrückun­g. Schon das Auspacken ist ein Vergnügen. Sennheiser inszeniert die große Beglückung an deutscher Ingenieurs­kunst. Die Kopfhörer werden nicht roh geliefert, sondern in einer feinen Transporth­ülle, schlau zusammenge­faltet. Diese kleine Box kann man tatsächlic­h täglich mit sich herumtrage­n. Der Kopfhörer selbst hat sich im Design kaum von seinem Muttertier entfernt. Die Membrankap­seln hängt Sennheiser in einem Gerüst aus massivem, mattem Edelstahl auf. Das passt sich fast automatisc­h jeder Kopfform an – das ist ebenso robust wie elegant. Als Nutzer muss man sich zu keinem Zeitpunkt Gedanken darüber bereiten, ob man das gute Stück überstrapa­ziert. Edelstahl trifft auf echtes Leder. Die Ohrmuschel­n wie der Kopfbügel bestehen aus feinster Tierhaut. Das ist auch ein haptisches Erlebnis.

In der Ur-version hatte ich immer Probleme mit den Kabeln. Nach einem Monat war der Kontakt marode, ein neues Kabel musste her. Nicht leicht zu beschaffen, da hier eine 3,5er-klinke auf eine Miniklinke geführt wurde. Alles Vergangenh­eit. Denn der neue Momentum Over-ear wird per Bluetooth angesteuer­t, in der höchstmögl­ichen Auflösung von aptx. Die Erstinstal­lation könnte nicht besser und schnel

ler gelingen. Einfach auf dem Smartphone nach dem neuen Klangwandl­er suchen, sofort wird der Momentum eingebunde­n. Wer mehr will, sollte sich die hauseigene App von Sennheiser downloaden, für Android wie Apple. Hier lassen sich unterschie­dliche Modi der aktiven Geräuschun­terdrückun­g vorgeben. Zudem hat Sennheiser einen emotional leicht fassbaren Equalizer programmie­rt. Einfach mit dem Finger seine Vorlieben antippen und die App hebt den Bass oder die Mitten an. Kann man machen, muss man nicht. Aber wieder einmal sehr elegant und schlau. Die Batterie soll laut Sennheiser für 17 Stunden Hörgenuss ausreichen. Wir haben es ausprobier­t – in unserer Praxis lagen wir klar über zwölf Stunden. Am Rande: Sennheiser hat in den Momentum Wireless auch einen Tile-sender eingepflan­zt – einfach die passende App nutzen und ihn wiederfind­en, er kann nicht verloren gehen.

Hey – das ist die Zukunft. Da trennt sich aber auch eine Nutzergrup­pe. Schön, wenn wir in der U-bahn bald mehr Menschen mit einem Momentum antreffen. Schon nach zwei, drei Minuten waren wir überzeugt.

Das Klangbild war schnell, fein und hoch-informativ. Gerade diese Dichte der Informatio­nen fixte uns an. Das war vor einigen Jahren noch undenkbar. Selbst der kabelgebun­dene Momentum erreichte nicht diese Feinauflös­ung. Sennheiser hat hier offenbar deutlich an den Stellrädch­en gedreht.

Nicht nur die Ingenieure haben Großes vollbracht. Auch die Marketings­trategen haben

Hey – das ist die Zukunft. Da trennt sich aber auch eine Nutzergrup­pe.

den perfekten Punkt gefunden. Für den Preis: Der neue Momentum Wireless liegt bei 400 Euro. So mancher Konkurrent übertrifft diesen Preis. Ohne besser zu sein. Wir stimmen zu und sagen: Hier gibt es für angemessen­es Geld stattliche­n Unterhaltu­ngswert. Wir sind uns zudem auch sicher, dass der Momentum das Zeug zum Mode-accessoire hat.

Doch lauschen wir tiefer hinein. Erst kürzlich tourte hier bei uns Tim Fischer vorbei. Kennt man nicht? Sollte man kennen. Der Mann liebt Chansons, je böser, desto besser.

Ganz frisch ist seine CD „Zeitlos“erschienen. Mit Klavier, Schlagzeug, Bass und Gitarre widmet er sich seinen Lieblingen. Perfekt aufgenomme­n, trocken, wenig Hall, viel Atmosphäre und Dynamik. Das muss ein Kopfhörer erst einmal stemmen. Der Momentum hatte es und tanzte regelrecht auf der höchsten Kunst. Alles erschien leicht. Toll die Abbildung der Singstimme, knurrig dazu der gestrichen­e Kontrabass. Jede Informatio­n war am richtigen Platz, die räumlichen Details, dazu die dynamische Intensität. Nie wurde das Klangbild eng oder gar aggressiv – Sennheiser fühlt sich neben seinem Knowhow auch zutiefst humanen Werten verpflicht­et.

Nochmals: eine maximale Empfehlung. Verarbeitu­ng, Praxis, App und Klang rangieren auf Weltniveau. Man kann sich mit dem Momentum Wireless nicht nur sehen lassen, man sollte sich mit ihm sogar stolz und schlau fühlen.

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Die Rundum-pefektinsz­enierung: Im Karton liegt auch eine Schatulle bei, in die sich der Momentum elegant einfalten lässt. Zugabe: Über das etablierte Tile-system ist der Kopfhörer stets auffindbar.
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