Der Sennheiser Momentum
Keiner ist wie Sennheiser: Die Meister aus Niedersachsen verstehen sich auf die Kunst von Design und linearem Klang. Grund zum Jubeln.
Wireless verbindet Design und Klang in idealer Weise. Ein Grund zum Jubeln.
Ich oute mich: Ich bin seit Anbeginn Fan der Momentumserie von Sennheiser. Die Erfolgsgeschichte startete 2012. Das erste Modell brachte eine komplett neue Designsprache in die Firmenphilosophie. Und dieser Kopfhörer widersprach so angenehm dem dummen Trend. Bis heute. Die Konkurrenten suchen das Brachiale, die Show. Der Bass wirkt völlig übertrieben, da nehmen die Trommelfelle Schaden. Es wummert und wabert – Sennheiser verkündet die Wahrheit, streng linear und elegant.
Treu geblieben
Diesen Werten sind die Niedersachen treu geblieben. Mittlerweile haben Sie die Kabel abgeschafft und sogar einen Winzling für den Gehörgang entworfen – alles unter dem Branding-namen „Momentum“. Nun die Premiere im Geschäft der Over-ears mit aktiver Geräuschunterdrückung. Schon das Auspacken ist ein Vergnügen. Sennheiser inszeniert die große Beglückung an deutscher Ingenieurskunst. Die Kopfhörer werden nicht roh geliefert, sondern in einer feinen Transporthülle, schlau zusammengefaltet. Diese kleine Box kann man tatsächlich täglich mit sich herumtragen. Der Kopfhörer selbst hat sich im Design kaum von seinem Muttertier entfernt. Die Membrankapseln hängt Sennheiser in einem Gerüst aus massivem, mattem Edelstahl auf. Das passt sich fast automatisch jeder Kopfform an – das ist ebenso robust wie elegant. Als Nutzer muss man sich zu keinem Zeitpunkt Gedanken darüber bereiten, ob man das gute Stück überstrapaziert. Edelstahl trifft auf echtes Leder. Die Ohrmuscheln wie der Kopfbügel bestehen aus feinster Tierhaut. Das ist auch ein haptisches Erlebnis.
In der Ur-version hatte ich immer Probleme mit den Kabeln. Nach einem Monat war der Kontakt marode, ein neues Kabel musste her. Nicht leicht zu beschaffen, da hier eine 3,5er-klinke auf eine Miniklinke geführt wurde. Alles Vergangenheit. Denn der neue Momentum Over-ear wird per Bluetooth angesteuert, in der höchstmöglichen Auflösung von aptx. Die Erstinstallation könnte nicht besser und schnel
ler gelingen. Einfach auf dem Smartphone nach dem neuen Klangwandler suchen, sofort wird der Momentum eingebunden. Wer mehr will, sollte sich die hauseigene App von Sennheiser downloaden, für Android wie Apple. Hier lassen sich unterschiedliche Modi der aktiven Geräuschunterdrückung vorgeben. Zudem hat Sennheiser einen emotional leicht fassbaren Equalizer programmiert. Einfach mit dem Finger seine Vorlieben antippen und die App hebt den Bass oder die Mitten an. Kann man machen, muss man nicht. Aber wieder einmal sehr elegant und schlau. Die Batterie soll laut Sennheiser für 17 Stunden Hörgenuss ausreichen. Wir haben es ausprobiert – in unserer Praxis lagen wir klar über zwölf Stunden. Am Rande: Sennheiser hat in den Momentum Wireless auch einen Tile-sender eingepflanzt – einfach die passende App nutzen und ihn wiederfinden, er kann nicht verloren gehen.
Hey – das ist die Zukunft. Da trennt sich aber auch eine Nutzergruppe. Schön, wenn wir in der U-bahn bald mehr Menschen mit einem Momentum antreffen. Schon nach zwei, drei Minuten waren wir überzeugt.
Das Klangbild war schnell, fein und hoch-informativ. Gerade diese Dichte der Informationen fixte uns an. Das war vor einigen Jahren noch undenkbar. Selbst der kabelgebundene Momentum erreichte nicht diese Feinauflösung. Sennheiser hat hier offenbar deutlich an den Stellrädchen gedreht.
Nicht nur die Ingenieure haben Großes vollbracht. Auch die Marketingstrategen haben
Hey – das ist die Zukunft. Da trennt sich aber auch eine Nutzergruppe.
den perfekten Punkt gefunden. Für den Preis: Der neue Momentum Wireless liegt bei 400 Euro. So mancher Konkurrent übertrifft diesen Preis. Ohne besser zu sein. Wir stimmen zu und sagen: Hier gibt es für angemessenes Geld stattlichen Unterhaltungswert. Wir sind uns zudem auch sicher, dass der Momentum das Zeug zum Mode-accessoire hat.
Doch lauschen wir tiefer hinein. Erst kürzlich tourte hier bei uns Tim Fischer vorbei. Kennt man nicht? Sollte man kennen. Der Mann liebt Chansons, je böser, desto besser.
Ganz frisch ist seine CD „Zeitlos“erschienen. Mit Klavier, Schlagzeug, Bass und Gitarre widmet er sich seinen Lieblingen. Perfekt aufgenommen, trocken, wenig Hall, viel Atmosphäre und Dynamik. Das muss ein Kopfhörer erst einmal stemmen. Der Momentum hatte es und tanzte regelrecht auf der höchsten Kunst. Alles erschien leicht. Toll die Abbildung der Singstimme, knurrig dazu der gestrichene Kontrabass. Jede Information war am richtigen Platz, die räumlichen Details, dazu die dynamische Intensität. Nie wurde das Klangbild eng oder gar aggressiv – Sennheiser fühlt sich neben seinem Knowhow auch zutiefst humanen Werten verpflichtet.
Nochmals: eine maximale Empfehlung. Verarbeitung, Praxis, App und Klang rangieren auf Weltniveau. Man kann sich mit dem Momentum Wireless nicht nur sehen lassen, man sollte sich mit ihm sogar stolz und schlau fühlen.