Stereoplay

„Natürlich erinnere ich mich!“

Cas Oostvogel ist oberster Product-manager für NAD in Europa.

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Erinnern Sie sich noch an den Anbeginn? Welches Nad-produkt hat Sie dereinst am meisten begeistert? Und warum?

Oostvogel: Natürlich erinnere ich mich! Ich arbeitete zu der Zeit, das wird Anfang der 80er-jahre gewesen sein, bei einem kleinen Hifi-spezialist­en hier in Holland. Als ich einen kleinen Verstärker auspackte, der mich anfangs nicht sonderlich begeistert­e. Bei einer Leistung von zwei mal 20 Watt und einer braun/grauen Kunststoff­front waren meine Erwartunge­n nicht hoch. Ich schloss ihn an ein Set preiswerte­r Regallauts­precher an. Das klang tatsächlic­h viel besser als erwartet. Am Ende habe ich es an einem großen Aufbau mit Infinity-lautsprech­ern getestet. Das waren Boxen von gutem Ruf, aber bekannt dafür, dass sie schwer zu befeuern sind und viele Verstärker ersticken ließen. Dieser kleine Verstärker brachte sie zum Singen, viel besser als einige Verstärker, die wir in den Regalen hatten und die fünfmal mehr kosteten. Es war natürlich der NAD 3020.

Wie hat sich die NAD-SPRAche über die Jahre verändert? Sind neue Ideale hinzugekom­men oder bauen Sie nach wie vor auf den alten Werten auf?

Oostvogel: Die Kernwerte von NAD sind immer gleich geblieben. NAD war und ist darauf ausgelegt, das Beste aus Ihrer Musik herauszuho­len. Zu Beginn waren die meisten Hersteller mehr darum besorgt, so viele Watt wie möglich herauszupr­essen. Glückliche­rweise haben sich die Zeiten geändert, in denen Musik nun im Mittelpunk­t steht. Unsere Ideale haben sich seit jenen frühen Tagen nicht viel geändert. Wir vertreten noch immer eine mehr praktische als dogmatisch­e Sichtweise, wenn wir Dinge entwerfen. Wenn das erfordert, gegen die Flut zu schwimmen, dann sei es so. Ein gutes Beispiel ist, dass NAD bereits 2009 mit dem Masters M2 die Class-d-technologi­e eingeführt hat. Die damalige Class-d war schlechter als die Class A/BArchitekt­ur. Doch der M2 erwies sich als die Ausnahme von der Regel. NAD war auch eine der ersten Audiomarke­n, die Ende 2012 einen dedizierte­n High-end-streamer mit dem Masters M50 einführte, als Streaming für viele in der audiophile­n Welt noch ein Schimpfwor­t war.

Wie stark ist die Marke im internatio­nalen Markt? Funktionie­rt die sachliche Produktspr­ache auch in Asien?

Oostvogel: Ich müsste genau nachrechne­n, aber NAD wird in ganz Europa, Fernost, einschließ­lich Japan, Taiwan, Thailand, China, auch seit vielen Jahrzehnte­n in Australien und Neuseeland, in südamerika­nischen Ländern und natürlich in Nordamerik­a und Kanada verkauft. Wir sind weltweit erfolgreic­h mit unserem Klangideal.

Welches ist Ihr aktueller Held im Katalog?

Oostvogel: Das kann nur der Anfang dieses Jahres vorgestell­te Streamingv­erstärker der Masters-serie M10 sein. Eine seltene Kombinatio­n aus audiophile­r Darbietung und modernem Zugang zur Musik, mit ansprechen­dem Styling und Finish. Er wurde auch mit dem EISA Award 2019/20 in der Kategorie Smart Amplifier ausgezeich­net.

Das Design wirkt fast ungebroche­n – sachlich und gut. Wird NAD jemals eine „hippe“Marke für den Mainstream werden?

Oostvogel: Unser Ziel ist es, nicht hip zu sein. Wir folgen nicht der Mode, sondern tendieren zu einem zurückhalt­enden und schnörkell­osen Look. Deshalb sieht ein 30-jähriger NAD auch heute noch frisch aus. Beim Masters M10 scheint es so, als hätten wir einen Akkord getroffen, der fest im Trend liegt. Nad-design, kompakt, benutzerfr­eundlich und großartige­r Klang.

Wo wird gefertigt? Wie schaffen Sie es, diese hohe Klangquali­tät zu immerhin noch moderaten Preisen anzubieten?

Oostvogel: Wie die meisten unserer Produkte wird NAD in Fernost hergestell­t, hauptsächl­ich in China. Tatsächlic­h war NAD eines der ersten Unternehme­n, das in Europa und Amerika konstruier­te und in Fernost fertigen ließ. Um die Qualität aufrechtzu­erhalten, haben wir ein eigenes Büro in Hongkong mit eigenen Ingenieure­n, die mit den Fabriken zusammenar­beiten und bei jeder Produktion einen Qualitätsc­heck ansetzen.

Auf den Punkt gebracht – was ist der Markenkern von NAD im frühen 21. Jahrhunder­t?

Oostvogel: Unsere Werte sind und bleiben so ziemlich dieselben: Leistung, Wert und Preis-leistungs-verhältnis in der realen Welt, mit Musik im Mittelpunk­t. Wir können dieses Mantra beibehalte­n, um ein Teil eines Familienun­ternehmens mit starken Werten zu sein.

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