Sphärenklänge mit Rock-appeal
Bruce Soord macht gerne mal alles alleine. Er hat ja auch Bands wie The Pineapple Thief, bei der ihm genügend kompetente Kollegen zur Seite stehen und mit der er bereits ein gutes Dutzend bemerkenswerter Platten veröffentlicht hat. Er ist außerdem lange genug im Geschäft, um ein Gespür dafür zu entwickeln, wie prog-rockige Klangräume zu wirken haben. Und so hat sich der Sänger, Gitarrist und Multiinstrumentalist im Frühjahr 2019 ans Werk gemacht, ohne Zeitdruck, und Stück für Stück sein zweites Solo-album „All This Will Be Yours“eingespielt. Inspirieren ließ er sich von der Geburt seines dritten Kindes, ein biographisches Ereignis, das ihm manche versöhnliche Stimmung zugespielt hat. Denn die neun Songs sind von grundlegender Ausgewogenheit des Kompositorischen geprägt, die Wert auf eine Balance der gestalterischen Mittel legt. Pathos gehört dazu, ebenso das Agieren in großen, halligen Räumen, die der Musik Weite verleihen. Die Arrangements sind anspruchsvoll, aber nicht überladen, und spielen mit den dramaturgischen Kontrasten von fragilen Steigerungen bis hin zu akustischer Wucht. Stellenweise fügen sich
Samples in das Ganze, die Soord gerne selbst mit tragbarem Rekorder aufnimmt, insgesamt aber dominiert ein ausgetüftelter Studiosound, der die Lieder zugleich offen und eingängig wirken lässt. Glaskar abgenommene akustische Gitarren, souverän dynamisch austarierte Schlagzeugsounds, durchzogen von sphärischen, aber nicht übertrieben atmosphärischen Keyboards, dazu Soords getragene Stimme – das ist eine Mixtur, die auch gut zu dem Edel-rock-label Kscope passt. Denn deren Chef Steven Wilson ist Perfektionist und hat im Hintergrund ein Auge darauf, dass in der Familie seiner Künstler ein akustischer Soundstandard eingehalten wird. Und so macht „All Thiswill Beyours“auch all denen Spaß, die den Regler mal ein wenig lauter drehen dürfen, um die Details der Produktion zu hören.