Ibrahim maalouf
S3ns
ten stilistisch Ausschau hält und ihr Fundament dabei in einer Mischung aus orientalischer Phrasierungskunst, fusion-rockiger Heftigkeit und postmoderner Melancholie hat. Dafür aber müssen Handel und Tourneegeschäft erst ein neues Etikett erfinden.
Und so kommt es, dass ein Album wie „S3NS“hierzulande beinahe durch das Raster der Wahrnehmung gefallen wäre, obwohl es mit künstlerischer Wucht und politischer Nachdrücklichkeit ein zentrales Statement des Jazzherbstes formuliert. Denn zum einen ist Ibrahim Maalouf mit seiner Vierteltontrompete und immensen Virtuosität einer der prägnanten Klangerzähler der Gegenwart. Sein 11. Album bringt darüber hinaus Kuba, Frankreich und den Orient zusammen, mit Gästen wie den Pianisten Harold Lopez-nussa, Roberto Fonseca oder Alfredo Rodriguez neben seiner eigenen, wuchtig jazzrockig agierenden Band. Maalouf integriert Soundsamples wie Barack Obamas Versöhnungsgeste an den langjährigen politischen Feind in seine Musik oder gestaltet eine pathetische Collage mit Verweisen auf südamerikanische Unabhängigkeitsinitiativen wie in „Radio Magallanes“. Vor allem aber gelingt es ihm, kreative Energie auf eigenwillige Art zu bündeln und in eine Musik umzusetzen, die die Botschaft der selbstbewussten Toleranz in der kraftvollen Vielfalt der Impulse in die Welt bläst. Und das nahezu ohne Worte, mit einer Trompete, die zu den Hörern spricht.
mister i.b.e. / h'art (45:59)