Hoher Suchtfaktor
Manuel de Falla ist der bedeutendstevertreter der spanischen Moderne. Inspiriert durch die revolutionären
Ballettmusiken Strawinskys und Ravels schuf er mit dem
„Dreispitz“und „El amor brujo“vor 100 Jahren zwei
Meisterwerke des Bühnentanzes auf der Basis der alten spanischen Musiktraditionen. Leider hört man im
Konzertsaal meistens nur Bruchstücke oder einzelne Tanzsätze aus den ohnehin nur etwa 30 Minuten langen Partituren. Dabei hat de Falla seine neue hochvirtuose Orchestersprache in kurzen spektakulären Tanznummern auf knappstem Raum unglaublich verdichtet.
Jetzt hat Pablo Heras-casado, der vielseitigste und aufregendste Dirigent der iberischen Halbinsel, endlich einmal beide Ballette vollständig in der endgültigen Uraufführungsversion von 1919 bzw. 1925 eingespielt und neben dem exzellenten Mahler Chamber Orchester zwei Vokalsolistinnen,
darunter eine bekannte Flamenco-sängerin für den im Zigeunermilieu spielenden „Liebeszauber“, verpflichtet. Mit historischorientierter, kompromissloser Klarheit und Prägnanz, spanischem Temperament, und einer für de Fallas Musik unerlässlichen südlich-trockenen Farbenpracht befreit HerasCasado dessen hochkomplexe Klangmixturen von jeglicher Schwere und Opulenz, und befeuert das kammermusikalisch präzise, perfekt eingestellte MCO zu wahrlich elektrisierendem rhythmischem Drive und einem entfesselten Farbenspiel, das immer auch die archaische Kraft, den Duft und die Magie dieser alten spanischentanztypen und Vokal-traditionen aufleben lässt. Selten klangen diese Ballette so frisch, so mitreißend, so authentisch „spanisch“: Eine perfekte Aufnahme mit hohem Suchtfaktor und audiophilem Klangzauber.