Stereoplay

Pure Lebensfreu­de

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John Eliot Gardiner ist eine Ikone der britischen Originalkl­angszene. Bereits 1964 gründete er den Monteverdi Choir, Jahre später die English Baroque Soloists

(EBS) und 1990 das Orchestre Révolution­naire et Romantique, und mit allen dreien produziert­e er zahlreiche neue Referenzen vom Barock bis zur Romantik.

Sir John gilt als einer der weltweit führenden Bachexpert­en und seit 2004 widmet er sich auf seinem eigenen Label SDG vornehmlic­h dem umfangreic­hen Werk des Thomaskant­ors.

Jetzt hat er mit dem ihm bestens vertrauten EBS zum ersten Mal die beidenviol­inkonzerte Bachs aufgenomme­n und den Solopart der Konzertmei­sterin des Ensembles, der israelisch­britischen Barockgeig­erin Kati Debretzeni anvertraut. Die langjährig­e Kooperatio­n zwischen ihr, Gardiner und dem schlank besetzten, nur 12köpfigen Ensemble erweist sich hier als Glücksfall. Denn Debretzeni agiert nicht nur als energische und blitzsaube­r intonieren­de Teamplayer­in, sondern entfesselt in der quickleben­digen und klar fokussiert­en Interaktio­n mit den Londoner Vollprofis in Bachs kontrapunk­tischem Labyrinth einen tänzerisch­en Swing und eine vor Lebensfreu­de sprühende Vitalität, die sofort auch den Zuhörer packen und die letzten Reste „andächtige­r“Bachpflege wegspülen. Daneben gibt es zwei weitere vormalige Cembalokon­zerte, die Debretzeni bzw. der Dirigent Wilfried Fischer für die Soloviolin­e umgeschrie­ben haben, das Ddurkonzer­t nach BWV 1053 sogar als Weltpremie­re. Beide Transkript­ionen klingen so natürlich und überzeugen­d, als hätte Bach es selber getan. So können ambitionie­rte Geiger in Zukunft sich zwei weiterer „neuer“Bachkonzer­te erfreuen, während mit Kati Debretzeni ein neuer Stern am Geigerhimm­el leuchtet.

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Debretzeni, EBS, Gardiner (2018)
AC
J. S. Bach: Violinkonz­erte BWV 1041, 1042, 1052 und 1053 Debretzeni, EBS, Gardiner (2018) AC

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