nubert nupro X-3000 + nubert nusub XW-700
Wieder einmal hat uns Nubert überrumpelt. Brutal sogar. Ein Set von zwei aktiven Kompaktboxen plus Subwoofer spielt in unser Herz. Ganz großes High-end, zum verwirrend kleinen Preis.
Wir outen uns. Wir sind Fans von Nubert. Das ist nicht einfach nur so dahingesagt. Das kommt in unseren Zeiten einem Glaubensbekenntnis gleich. Fast wie im Mittelalter. Da musste man sich auch erklären, ob man auf der Seite der Katholiken oder der Protestanten stand. Nubert polarisiert in gleicher Form. Nun ist Günther Nubert mit Sicherheit nicht der wiederauferstandene Martin Luther. Aber er hat vergleichbare Unruhe in die Kirche namens High-end gebracht. Seit über vierzig Jahren predigt er einen anderen Weg: Direkt geht es zu den Kunden. Kein Zwischenhändler preist die
Lautsprecher an, umgekehrt bezieht der Zwischenhändler auch keinen Gewinn aus dem Geschäft. Alles wird direkt von Mann zu Mann (Frauen sind in der Unterzahl) erledigt.
Die Ideale des Chefs
Doch es gibt persönliche Noten. Denn Nubert folgt noch immer dem Hörideal des Chefs. Günther Nubert hat zwar längst das gepflegte Rentenalter erreicht, doch er segnet noch heute jeden Lautsprecher persönlich ab. In unserem Labor misst sich das mehr als anständig. Aber es gibt immer einen individuellen Mix aus Drive und Auflösung – den wir bei Nubert selbst tief in der Nacht und blind erkennen würden. Langer Rede, direkter Sinn: Hier stellen wir eine wunderbare Kombi zum typischen Nubert-preis und im typischen Nubert-klang vor.
Wir sind Profis und kritisch bei Blendern. Keine Gefahr bei der nupro X-3000. Das ist ein grundehrlicher Lautsprecher mit spannender Preisgestaltung, 1170 Euro kostet das Paar. Vor uns steht ein potenter Zweiwegler – mit einem aktiven Herz. Zwei Digitalverstärker mit jeweils 220 Watt bedienen den Hoch- und Tiefmitteltonbereich. In der Höhe tönt eine Kalotte mit 2,5 Zentimetern im Durchmesser. Die hat Nubert recht frisch entwickelt, hier schwingt ein Gewebemix. In den Mitten und Tiefen wird ein Chassis mit 15 Zentimetern bedient. Das ist ein Polypropylenmaterial, das erstaunlichen Hub zaubern kann. Eigentlich braucht die X-3000 keine Gehhilfe. Nominell liegt die untere Grenzfrequenz bei 40 Hertz. Doch das Bisschen Schub mehr in der Tiefe macht die eigentliche Kunst aus.
Deshalb haben wir den nusub XW-700 zur besseren Bodenhaftung hinzubestellt. Äußerlich ist das eine erstaunlich kompakte Kiste. Eher ein Vertreter der dezenten Art. Ein 20-Zentimeter-chassis feuert gen Boden. Und wieder wird die Antriebsenergie von einem Digital-verstärker bereitgestellt. Hier sind es mehr als ausreichende 180 Watt.
Wie das Nubert-trio vereinen? Hier haben die Schwaben natürlich vorgedacht. Es gibt mehrere Szenarien und dazu noch eine App, wie so häufig in der Gegenwart. Alles wird über das Display des Smartphones abgefrühstückt.
„X-room Calibration“strömt ein Weißes Rauschen an die Membranen. Dann geht es an den digitalen Signalprozessor zurück – der Subwoofer misst sich auf sein ideales Einsatzgebiet ein. Nichts wird überzogen, nichts unterdrückt. So elegant kann High-end heute funktionieren. Nur kein Stress. Kein Servicetechniker muss eingreifen, alles liegt in der Hand des Besitzers, der selbstverständlich auch noch individuell nachjustieren kann.
Wobei allerdings eine Kernfrage offen bleibt: Alle Lautsprecher sind vollaktiv – doch woher nehmen wir die Signale? Hier hat – natürlich – Nubert auch eine familieninterne Lösung.
Erst kürzlich haben wir den nuconnect ampx vorgestellt. Das ist ein kleines Kistlein, gerade einmal 2,5 Kilo schwer. Es könnte ein Aufbewahrer für edle Zigarren aus Havanna sein. 690 Euro ruft Nubert als Preis auf. Das klingt nicht nach viel, ist es aber doch. Da wir einen Großteil der Potenz verschwenden. Denn die aktiven Lautsprecherklemmen interessieren uns nicht. Wir wollen keine Kraft aus dem nuconnect ampx saugen. Schließlich spielen uns drei vollaktive Lautsprecher zu. Aber die Wandlung und die Vorstufe haben es uns angetan. Wir können mit zwei optischen oder koaxialen Signalen hinein, dazu per USB. Also einfach unseren Cd-player anhängen oder ganz direkt den Computer auf unserem
Schreibtisch. Oder gar eine externe Festplatte mit MusikFiles? Alles möglich. Spannend wird es bei den Cinch-zugängen. Hier kann natürlich jedweder Player angeschlossen werden, aber auch ein Plattenspieler – sogar wahlweise mit MM- oder Mc-system. Meine Güte, hier lehnt sich Nubert weit aus dem Fenster. Dazu gibt es eine kompakte Fernbedienung, die uns die volle Kontrolle sichert, aber nicht überladen wirkt. Wer mehr will, lädt sich die passende App auf sein iphone oder Android-smartphone. Die Nubert X-remoteSoftware bietet dann die Option auf umfassende Feineinstellungen. Wir können einen Equalizer anwerfen oder die Grenzfrequenz bestimmen.
Vor zehn Jahren wäre so eine Opulenz nur einem Big-player geglückt – vielleicht Sony oder Samsung. Es fühlt sich gut an, dass das Know-how in der gehobenen deutschen Mittelklasse angekommen ist.
Aber wir brauchen Zeit. Für unseren Testaufbau haben wir den Hörraum einen kompletten Vormittag belegt. Es dauert, die
Komponenten auszupacken, Es dauert, die Kontaktwege zu definieren. Wirkliche Geduld und Spieltrieb sollte man für die Apps und die Anpassung an den Raum reservieren. Die gute Botschaft: Das alles muss man nur einmal erledigen. Und: Es gibt die Nubert-hotline, hier helfen freundliche Profis und erklären alles Step für Step. Ist das Set justiert, sollte man die Finger davon lassen und sich einfach nur über die Klangpracht freuen.
Zwerchfell-kitzel
Wie gut versteht sich das Nubert-set auf Bass und Atmosphäre? Die Kritiker überschlagen sich geradezu beim aktuellen Album von Halsey – „Manic“ist feinster Elektro-pop. Der erste Track schon treibt die Membranen in Grenzsituationen. Da wird hart geschnitten, gesäuselt, ein fetter Plub-bass darunter. Richtig anspruchsvoll servierte uns das die Nubertfamilie. Das kitzelte unser Zwerchfell aufs Schönste. Doch nicht nur der Sub jubilierte, auch die tiefen Membranen der Zweiwegler – alles erschien edel-gesättigt, frei und souverän. Dazu die hellen Impulse, das Klatschen im Hochtöner. Wir behaupten: Der Toningenieur im Studio hat dieses Album nicht fulminanter erlebt, als wir hier vor den versammelten Nubert-wandlern – wirklich überzeugend.
Schalten wir einen Gang herunter und verirren wir uns in der Klassik. Da muss doch das Aufgebot der Nubert-membra
Die ultimative Show: Schöner kann es nicht sein, selbst live im Stadion nicht.
nen übertrieben und dicklich klingen. Von wegen. Ganz frisch hat Sheku Kanneh-mason das Cello-konzert von Elgar eingespielt, Sir Simon Rattle begleitet dazu mit dem London Symphony Orchestra (Decca). Den Solisten kennt man nicht? Oh doch: Er hatte die Ehre, bei
der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle ein Solo zu spielen. Doch er ist keineswegs ein Pop-star. Der Junge wagt sich mit dem Elgar-konzert an die Kronjuwelen. Die Paradeeinspielung hat noch immer die legendäre Jacqueline du Pré vorgelegt. Sheku Kanneh-mason hält mit, übertrifft das Ideal sogar. Das ist ein gesättigter, feiner Klang, jede Phrase sitzt. Lautsprecher und Elektronik müssen dem Ereignis folgen – jede showhafte Betonung wäre falsch, alles ist ehrlich. Wir waren erstaunt, wie großformatig und zugleich sensibel diese Kette aufzuspielen vermochte. Wir waren aufs Schönste emotional berührt. Lauter Klangtipp für diese Aufnahme und für die Nubert-kombination.
Zum Finale holen wir den Hammer heraus. Die Pet Shop Boys haben ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin verlegt. Interessant – zwei Briten in der deutschen Hauptstadt. Zum Lebensgefühl gibt es ein neues Album – „Hotspot“. Die alten Herren haben sich ihre Jugendlichkeit bewahrt. Das klingt noch immer so melodisch wie einst, kombiniert mit breitgefächertem Synthesizer und unfassbar mächtigen Bässen. So manche Standlautsprecher würden da tot nach hinten umfallen und aufgeben. Doch die Nuberts zeigten selbst bei extremen Pegeln noch ungebrochene Spiellaune. Was für ein erstaunlicher Bass stand da in unserem Hörraum.
Die Augen wollten den Ohren nicht trauen. Vor der Netzhaut sieht das alles aufgeräumt, fast minimalistisch aus. Doch die Trommelfelle sendeten eine andere Wahrheit an unser Hirn: Das war die ultimativ-dicke Pop-show. Schöner kann es nicht sein, selbst live im Stadion nicht.
Unbedingt ausprobieren
Versuchen wir uns an einem Fazit. Mal wieder hat uns Nubert überrascht. Die Membranen harmonieren perfekt. Zwischen dem Sub und den Satelliten gibt es keinen Einbruch, alles spielt auf bester, audiophiler Line. Doch die Preisgestaltung treibt uns um. Denn Nubert ruft nur Bruchteile dessen auf, was andere Hersteller für diesen großartigen Klangeindruck auf die Rechnung schreiben würden. Dazu ist die Verarbeitung gehoben und das Gesamtkonzept wirklich geglückt. Sie haben etwas gespart und wollen Ihren kleinen bis mittleren Raum audiophil aufwerten? Dann probieren Sie dieses Trio unbedingt aus!