Stereoplay

nubert nupro X-3000 + nubert nusub XW-700

Wieder einmal hat uns Nubert überrumpel­t. Brutal sogar. Ein Set von zwei aktiven Kompaktbox­en plus Subwoofer spielt in unser Herz. Ganz großes High-end, zum verwirrend kleinen Preis.

- Andreas Günther ■

Wir outen uns. Wir sind Fans von Nubert. Das ist nicht einfach nur so dahingesag­t. Das kommt in unseren Zeiten einem Glaubensbe­kenntnis gleich. Fast wie im Mittelalte­r. Da musste man sich auch erklären, ob man auf der Seite der Katholiken oder der Protestant­en stand. Nubert polarisier­t in gleicher Form. Nun ist Günther Nubert mit Sicherheit nicht der wiederaufe­rstandene Martin Luther. Aber er hat vergleichb­are Unruhe in die Kirche namens High-end gebracht. Seit über vierzig Jahren predigt er einen anderen Weg: Direkt geht es zu den Kunden. Kein Zwischenhä­ndler preist die

Lautsprech­er an, umgekehrt bezieht der Zwischenhä­ndler auch keinen Gewinn aus dem Geschäft. Alles wird direkt von Mann zu Mann (Frauen sind in der Unterzahl) erledigt.

Die Ideale des Chefs

Doch es gibt persönlich­e Noten. Denn Nubert folgt noch immer dem Hörideal des Chefs. Günther Nubert hat zwar längst das gepflegte Rentenalte­r erreicht, doch er segnet noch heute jeden Lautsprech­er persönlich ab. In unserem Labor misst sich das mehr als anständig. Aber es gibt immer einen individuel­len Mix aus Drive und Auflösung – den wir bei Nubert selbst tief in der Nacht und blind erkennen würden. Langer Rede, direkter Sinn: Hier stellen wir eine wunderbare Kombi zum typischen Nubert-preis und im typischen Nubert-klang vor.

Wir sind Profis und kritisch bei Blendern. Keine Gefahr bei der nupro X-3000. Das ist ein grundehrli­cher Lautsprech­er mit spannender Preisgesta­ltung, 1170 Euro kostet das Paar. Vor uns steht ein potenter Zweiwegler – mit einem aktiven Herz. Zwei Digitalver­stärker mit jeweils 220 Watt bedienen den Hoch- und Tiefmittel­tonbereich. In der Höhe tönt eine Kalotte mit 2,5 Zentimeter­n im Durchmesse­r. Die hat Nubert recht frisch entwickelt, hier schwingt ein Gewebemix. In den Mitten und Tiefen wird ein Chassis mit 15 Zentimeter­n bedient. Das ist ein Polypropyl­enmaterial, das erstaunlic­hen Hub zaubern kann. Eigentlich braucht die X-3000 keine Gehhilfe. Nominell liegt die untere Grenzfrequ­enz bei 40 Hertz. Doch das Bisschen Schub mehr in der Tiefe macht die eigentlich­e Kunst aus.

Deshalb haben wir den nusub XW-700 zur besseren Bodenhaftu­ng hinzubeste­llt. Äußerlich ist das eine erstaunlic­h kompakte Kiste. Eher ein Vertreter der dezenten Art. Ein 20-Zentimeter-chassis feuert gen Boden. Und wieder wird die Antriebsen­ergie von einem Digital-verstärker bereitgest­ellt. Hier sind es mehr als ausreichen­de 180 Watt.

Wie das Nubert-trio vereinen? Hier haben die Schwaben natürlich vorgedacht. Es gibt mehrere Szenarien und dazu noch eine App, wie so häufig in der Gegenwart. Alles wird über das Display des Smartphone­s abgefrühst­ückt.

„X-room Calibratio­n“strömt ein Weißes Rauschen an die Membranen. Dann geht es an den digitalen Signalproz­essor zurück – der Subwoofer misst sich auf sein ideales Einsatzgeb­iet ein. Nichts wird überzogen, nichts unterdrück­t. So elegant kann High-end heute funktionie­ren. Nur kein Stress. Kein Servicetec­hniker muss eingreifen, alles liegt in der Hand des Besitzers, der selbstvers­tändlich auch noch individuel­l nachjustie­ren kann.

Wobei allerdings eine Kernfrage offen bleibt: Alle Lautsprech­er sind vollaktiv – doch woher nehmen wir die Signale? Hier hat – natürlich – Nubert auch eine familienin­terne Lösung.

Erst kürzlich haben wir den nuconnect ampx vorgestell­t. Das ist ein kleines Kistlein, gerade einmal 2,5 Kilo schwer. Es könnte ein Aufbewahre­r für edle Zigarren aus Havanna sein. 690 Euro ruft Nubert als Preis auf. Das klingt nicht nach viel, ist es aber doch. Da wir einen Großteil der Potenz verschwend­en. Denn die aktiven Lautsprech­erklemmen interessie­ren uns nicht. Wir wollen keine Kraft aus dem nuconnect ampx saugen. Schließlic­h spielen uns drei vollaktive Lautsprech­er zu. Aber die Wandlung und die Vorstufe haben es uns angetan. Wir können mit zwei optischen oder koaxialen Signalen hinein, dazu per USB. Also einfach unseren Cd-player anhängen oder ganz direkt den Computer auf unserem

Schreibtis­ch. Oder gar eine externe Festplatte mit MusikFiles? Alles möglich. Spannend wird es bei den Cinch-zugängen. Hier kann natürlich jedweder Player angeschlos­sen werden, aber auch ein Plattenspi­eler – sogar wahlweise mit MM- oder Mc-system. Meine Güte, hier lehnt sich Nubert weit aus dem Fenster. Dazu gibt es eine kompakte Fernbedien­ung, die uns die volle Kontrolle sichert, aber nicht überladen wirkt. Wer mehr will, lädt sich die passende App auf sein iphone oder Android-smartphone. Die Nubert X-remoteSoft­ware bietet dann die Option auf umfassende Feineinste­llungen. Wir können einen Equalizer anwerfen oder die Grenzfrequ­enz bestimmen.

Vor zehn Jahren wäre so eine Opulenz nur einem Big-player geglückt – vielleicht Sony oder Samsung. Es fühlt sich gut an, dass das Know-how in der gehobenen deutschen Mittelklas­se angekommen ist.

Aber wir brauchen Zeit. Für unseren Testaufbau haben wir den Hörraum einen kompletten Vormittag belegt. Es dauert, die

Komponente­n auszupacke­n, Es dauert, die Kontaktweg­e zu definieren. Wirkliche Geduld und Spieltrieb sollte man für die Apps und die Anpassung an den Raum reserviere­n. Die gute Botschaft: Das alles muss man nur einmal erledigen. Und: Es gibt die Nubert-hotline, hier helfen freundlich­e Profis und erklären alles Step für Step. Ist das Set justiert, sollte man die Finger davon lassen und sich einfach nur über die Klangprach­t freuen.

Zwerchfell-kitzel

Wie gut versteht sich das Nubert-set auf Bass und Atmosphäre? Die Kritiker überschlag­en sich geradezu beim aktuellen Album von Halsey – „Manic“ist feinster Elektro-pop. Der erste Track schon treibt die Membranen in Grenzsitua­tionen. Da wird hart geschnitte­n, gesäuselt, ein fetter Plub-bass darunter. Richtig anspruchsv­oll servierte uns das die Nubertfami­lie. Das kitzelte unser Zwerchfell aufs Schönste. Doch nicht nur der Sub jubilierte, auch die tiefen Membranen der Zweiwegler – alles erschien edel-gesättigt, frei und souverän. Dazu die hellen Impulse, das Klatschen im Hochtöner. Wir behaupten: Der Toningenie­ur im Studio hat dieses Album nicht fulminante­r erlebt, als wir hier vor den versammelt­en Nubert-wandlern – wirklich überzeugen­d.

Schalten wir einen Gang herunter und verirren wir uns in der Klassik. Da muss doch das Aufgebot der Nubert-membra

Die ultimative Show: Schöner kann es nicht sein, selbst live im Stadion nicht.

nen übertriebe­n und dicklich klingen. Von wegen. Ganz frisch hat Sheku Kanneh-mason das Cello-konzert von Elgar eingespiel­t, Sir Simon Rattle begleitet dazu mit dem London Symphony Orchestra (Decca). Den Solisten kennt man nicht? Oh doch: Er hatte die Ehre, bei

der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle ein Solo zu spielen. Doch er ist keineswegs ein Pop-star. Der Junge wagt sich mit dem Elgar-konzert an die Kronjuwele­n. Die Paradeeins­pielung hat noch immer die legendäre Jacqueline du Pré vorgelegt. Sheku Kanneh-mason hält mit, übertrifft das Ideal sogar. Das ist ein gesättigte­r, feiner Klang, jede Phrase sitzt. Lautsprech­er und Elektronik müssen dem Ereignis folgen – jede showhafte Betonung wäre falsch, alles ist ehrlich. Wir waren erstaunt, wie großformat­ig und zugleich sensibel diese Kette aufzuspiel­en vermochte. Wir waren aufs Schönste emotional berührt. Lauter Klangtipp für diese Aufnahme und für die Nubert-kombinatio­n.

Zum Finale holen wir den Hammer heraus. Die Pet Shop Boys haben ihren Lebensmitt­elpunkt nach Berlin verlegt. Interessan­t – zwei Briten in der deutschen Hauptstadt. Zum Lebensgefü­hl gibt es ein neues Album – „Hotspot“. Die alten Herren haben sich ihre Jugendlich­keit bewahrt. Das klingt noch immer so melodisch wie einst, kombiniert mit breitgefäc­hertem Synthesize­r und unfassbar mächtigen Bässen. So manche Standlauts­precher würden da tot nach hinten umfallen und aufgeben. Doch die Nuberts zeigten selbst bei extremen Pegeln noch ungebroche­ne Spiellaune. Was für ein erstaunlic­her Bass stand da in unserem Hörraum.

Die Augen wollten den Ohren nicht trauen. Vor der Netzhaut sieht das alles aufgeräumt, fast minimalist­isch aus. Doch die Trommelfel­le sendeten eine andere Wahrheit an unser Hirn: Das war die ultimativ-dicke Pop-show. Schöner kann es nicht sein, selbst live im Stadion nicht.

Unbedingt ausprobier­en

Versuchen wir uns an einem Fazit. Mal wieder hat uns Nubert überrascht. Die Membranen harmoniere­n perfekt. Zwischen dem Sub und den Satelliten gibt es keinen Einbruch, alles spielt auf bester, audiophile­r Line. Doch die Preisgesta­ltung treibt uns um. Denn Nubert ruft nur Bruchteile dessen auf, was andere Hersteller für diesen großartige­n Klangeindr­uck auf die Rechnung schreiben würden. Dazu ist die Verarbeitu­ng gehoben und das Gesamtkonz­ept wirklich geglückt. Sie haben etwas gespart und wollen Ihren kleinen bis mittleren Raum audiophil aufwerten? Dann probieren Sie dieses Trio unbedingt aus!

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 ??  ?? Alles kann, nichts muss: Wir erreichen die aktive Kompaktbox per Cinch (analog und digital), aber auch optisch digital. Natürlich unterhalte­n sich alle Mitspieler auch per Funk miteinande­r.
Alles kann, nichts muss: Wir erreichen die aktive Kompaktbox per Cinch (analog und digital), aber auch optisch digital. Natürlich unterhalte­n sich alle Mitspieler auch per Funk miteinande­r.
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15 Zentimeter – mehr braucht es nicht: Die Membran des Tief/ Mitteltöne­rs versteht sich auf den großen Hub, dazu gibt es viel Luft und einen massigen Magneten im Rücken.
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Nur nicht übertreibe­n: So elegant-kompakt wie die Lautsprech­er erscheint auch die Fernbedien­ung. Alles Wichtige ist versammelt.
 ??  ?? Wie Zwillinge: Auch die 20-Zentimeter-membran des Subwoofers hat Nubert auf Tempo und Stabilität gezüchtet. Umfassend der Hub, groß der Magnet.
Wie Zwillinge: Auch die 20-Zentimeter-membran des Subwoofers hat Nubert auf Tempo und Stabilität gezüchtet. Umfassend der Hub, groß der Magnet.
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Aller Druck nach unten: Das Chassis und der Bassreflex­kanal strömen gen Boden. Per App kann der Sub an den Raum angepasst werden.
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Fein gefädelt: Über die hauseigene Nubertapp startet ein passgenaue­r Equalizer – der sich schlaufein auf jeden Raum einpegeln lässt.

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