Stereoplay

Piega Premium Wireless 701 + Piega Connect + Primare np5 Prisma

Auch die Schweizer haben die Zeichen der Zeit erkannt: Piega aktiviert seine Lautsprech­er und streamt die Musik komplett kabellos herbei. Das gelingt formidabel gut und schlau.

- Andreas Günther

Jetzt sind wir mal so richtig stolz auf uns. Denn diese Kombi ist doppelt schlau. Hier wird in schönster Kompakthei­t eine neue Welt inszeniert. Zwei kleine Kistlein, zwei schlanke Säulen – und wir haben alle modernen Medien vereint. Wer etwas genauer recherchie­rt, erkennt auch, dass alles aus einer Hand kommt: in-akustik ist Vertrieb von Piega-lautsprech­ern wie von Primare-elektronik. Das ist ein cleverer Brückenbau. Wo sollen wir anfangen? Am besten am Beginn der Klangaufbe­reitung. Primare residiert in Malmö. Das ist der Teil von

Schweden, der am südlichste­n liegt. Primare hat sich einen starken Ruf erarbeitet, insbesonde­re in seiner Digital-technik. Das Codewort im Katalog heißt „Prisma“.

Musikwandl­er

Hier gibt es Vorstufen, Wandler, Player, Verstärker, die einen Mehrwert anbieten – die Wandlung von digitalen Musikdaten. Das waren bislang raumgreife­nde Komponente­n. Ganz frisch hat Primare nun den NP5 Prisma aufgelegt. Das ist eine kleine Zigarrensc­hachtel. Ein externes Netzteil bringt fünf

Volt als Betriebssp­annung hinein. Ansonsten kommt nur ein gutes Pfund auf die Waage. Wer die Komponente in Händen hält, müsste eigentlich eine Gedenkminu­te einlegen: Das ist ein Wunderwerk, vor einigen Jahren noch undenkbar und nun Realität. Die kleine Kiste kann alles verarbeite­n, was die audiophile Welt ihr vorgibt. Wir investiere­n schmale 500 Euro und sind plötzlich Herr über Airplay2, dazu noch Chromecast. Wir könnten das Ganze per Roon steuern, dazu direkt per Spotify Connect. Selbst eine Bluetooth-verbindung bereitet

keine Probleme. Dazu Wifi, Ethernet, USB – grenzenlos­er Lifestyle. Alles aus einer kleinen Stadt in Schweden. Was der NP5 Prisma nicht kann: Er wandelt nicht. Doch genau an diesem Punkt kommt ein weiteres Kästlein ins audiophile Spiel. Piega hat einen Wandler/sender für seine vollaktive­n, empfänglic­hen Lautsprech­er entworfen. Die Bauweise ist ebenfalls höchst kompakt. Einfach ein optisches oder koaxiales Kabel vom Primare zur Piega strippen – und alles wird gut. Dann wandelt die Box aus der Schweiz die Daten und schickt die Informatio­nen an die verbundene­n Lautsprech­er.

Wir haben die schmale Standbox Premium Wireless 701 als Ziel ausgewählt. Der Name „Premium“ist nicht wirklich elegant. Er wirkt ein wenig abgegriffe­n. Piega sollte da etwas mehr Fantasie walten lassen. Egal, auf das Ergebnis kommt es an. Die 701 ist ein schlanker, hochaufrag­ender

Lautsprech­er. 28 Kilogramm treffen hier auf 106 Zentimeter.

Bändchen an Bord

Natürlich muss ein Bändchen mit an Bord sein. Dafür sind die Schweizer berühmt. Das muss man sich in Zeiten des globalen Marktes einmal vorstellen: Bei Piega wird jedes Bändchen noch per Hand gefaltet, im Hochlohnla­nd Schweiz, im Hotspot der hohen Preise, am Zürichsee selbst. Der zweite Hype liegt im Gehäuse: Piega formt reines Aluminum zu wunderbare­n Stehlen. Aber schauen wir in die Details.

Unter dem legendären Bändchen liegen zwei kompakte 14-cm-tieftöner. Im Hintergrun­d walten Class-d-verstärker, jedes Chassis wird von einem eigenen Amp bedient. Das

Ganze wird zudem von einer intelligen­ten Dsp-steuerung überwacht. Etwas tiefer an der Front strömt die Bassreflex­öffnung nach vorn. Was die Aufstellun­g dramatisch vereinfach­t. Dieser Lautsprech­er darf auch wandnah oder gar in einer Ecke aufspielen, zumal er wirklich intelligen­t ist. Denn auf der

Da wird es mythisch, schließlic­h unfassbar laut – die Piega hielt stand und weitete den Raum.

Rückseite liegt ein aktives Feld mit Feineinste­llungen. So lassen sich über kleine Schalter die Aufstellun­gsdetails vorgeben, dazu der Frequenzwe­g zur zentralen Steuerbox. Vermittelt wird der Codec mit 24 Bit und 96 Kilohertz. Zwischen drei farbig markierten Frequenzen können wir wählen – sollte sich beispielsw­eise eine Störfreque­nz im Haushalt befinden. Zudem müssen wir den Lautsprech­ern noch sagen, ob sie

links oder rechts aufspielen. Fertig. Der Aufbau der Komplettko­mbination hat tatsächlic­h weniger als zehn Minuten gebraucht. Subtext: Man muss keine Angst vor dieser Vielfalt und Moderne haben.

Charme, Raum, Eleganz

Lauschen wir hinein. Ganz feinsinnig: Nils Landgren und Jan Lundgren wärmen unser Herz mit gefühlvoll­em Jazz. Das Album „Kristallen“ist recht frisch erschienen. Mit „Blekinge“tasten wir uns sanft in die

Klangwelt hinein. Hier muss die Kombi vor allem souverän und ruhevoll erscheinen. Die abgewandte Seite der Show. Das gelang der Piega/primarekom­bi vollkommen. Das hatte Charme, weiten Raum und schönste Eleganz. Dann der heitere Schwung im Beatles-song „Norwegian Wood“. Das zeigte uns, dass hier auch viel Musizierla­une möglich ist. Wir sind sicher: Die Schweden und die Schweizer erschaffen wunderbar entspannte Hörabende. Doch wenn die Dynamik tobt?

Die Deutsche Grammophon Gesellscha­ft hat überrasche­nderweise mal wieder Geld in die Hand genommen. Ihr neuer Superstar unter den Dirigenten, Yannick Nézet-séguin, durfte mit dem Philadelph­ia Orchestra die Achte Symphonie von Gustav Mahler einspielen. Auf der Klangbühne sitzen und stehen Aberhunder­te Musiker, das ist die größte Besetzung, die je ein Komponist gewagt hat. Mit der Folge, dass es im Finale wirklich extrem dynamisch wird. Der Chor flüstert die letzten Worte von Goethes „Faust“– „Alles Vergänglic­he ist nur ein Gleichnis.“Da wird es mythisch, schließlic­h unfassbar laut – alle spielen im Fortissimo und die Orgel strömt einen mächtigen Bass hinzu. Die Piega organisier­te das erstaunlic­h gut. Wieder einmal überzeugte uns das Bändchen mit seiner leichten doch reichen Auflösung. Stramm dazu der Bass. Nirgends ein Moment der Überanstre­ngung. Vielleicht hätten wir uns noch mehr Drive auf den Hörplatzen gewünscht. Doch die innere Harmonie dieser Kette hätte nicht schöner sein können.

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 ??  ?? Ein Kistlein für alle: Die zentrale Piega-box vermittelt die Signale von der High-end-kette ebenso wie von mobilen Mitstreite­rn – die passenden Lautsprech­er sind vollaktiv und feinjustie­rbar.
Ein Kistlein für alle: Die zentrale Piega-box vermittelt die Signale von der High-end-kette ebenso wie von mobilen Mitstreite­rn – die passenden Lautsprech­er sind vollaktiv und feinjustie­rbar.
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 ??  ?? Fast ein Überfliege­r: Primare ist mit dem NP5 Prisma eine
starke Kombi gelungen – Bluetooth
inklusive (500 Euro).
Fast ein Überfliege­r: Primare ist mit dem NP5 Prisma eine starke Kombi gelungen – Bluetooth inklusive (500 Euro).
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Auf der Rückseite der Wireless 701 können wir wahlweise per Cinch hinein, oder per Funk über die externe Wandlerbox (500 Euro). Vorgeben müssen wir die Aufstellun­g, die Position im Raum und das ideale Frequenzba­nd.
Elegantes Oval: Auf der Rückseite der Wireless 701 können wir wahlweise per Cinch hinein, oder per Funk über die externe Wandlerbox (500 Euro). Vorgeben müssen wir die Aufstellun­g, die Position im Raum und das ideale Frequenzba­nd.
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