Piega Premium Wireless 701 + Piega Connect + Primare np5 Prisma
Auch die Schweizer haben die Zeichen der Zeit erkannt: Piega aktiviert seine Lautsprecher und streamt die Musik komplett kabellos herbei. Das gelingt formidabel gut und schlau.
Jetzt sind wir mal so richtig stolz auf uns. Denn diese Kombi ist doppelt schlau. Hier wird in schönster Kompaktheit eine neue Welt inszeniert. Zwei kleine Kistlein, zwei schlanke Säulen – und wir haben alle modernen Medien vereint. Wer etwas genauer recherchiert, erkennt auch, dass alles aus einer Hand kommt: in-akustik ist Vertrieb von Piega-lautsprechern wie von Primare-elektronik. Das ist ein cleverer Brückenbau. Wo sollen wir anfangen? Am besten am Beginn der Klangaufbereitung. Primare residiert in Malmö. Das ist der Teil von
Schweden, der am südlichsten liegt. Primare hat sich einen starken Ruf erarbeitet, insbesondere in seiner Digital-technik. Das Codewort im Katalog heißt „Prisma“.
Musikwandler
Hier gibt es Vorstufen, Wandler, Player, Verstärker, die einen Mehrwert anbieten – die Wandlung von digitalen Musikdaten. Das waren bislang raumgreifende Komponenten. Ganz frisch hat Primare nun den NP5 Prisma aufgelegt. Das ist eine kleine Zigarrenschachtel. Ein externes Netzteil bringt fünf
Volt als Betriebsspannung hinein. Ansonsten kommt nur ein gutes Pfund auf die Waage. Wer die Komponente in Händen hält, müsste eigentlich eine Gedenkminute einlegen: Das ist ein Wunderwerk, vor einigen Jahren noch undenkbar und nun Realität. Die kleine Kiste kann alles verarbeiten, was die audiophile Welt ihr vorgibt. Wir investieren schmale 500 Euro und sind plötzlich Herr über Airplay2, dazu noch Chromecast. Wir könnten das Ganze per Roon steuern, dazu direkt per Spotify Connect. Selbst eine Bluetooth-verbindung bereitet
keine Probleme. Dazu Wifi, Ethernet, USB – grenzenloser Lifestyle. Alles aus einer kleinen Stadt in Schweden. Was der NP5 Prisma nicht kann: Er wandelt nicht. Doch genau an diesem Punkt kommt ein weiteres Kästlein ins audiophile Spiel. Piega hat einen Wandler/sender für seine vollaktiven, empfänglichen Lautsprecher entworfen. Die Bauweise ist ebenfalls höchst kompakt. Einfach ein optisches oder koaxiales Kabel vom Primare zur Piega strippen – und alles wird gut. Dann wandelt die Box aus der Schweiz die Daten und schickt die Informationen an die verbundenen Lautsprecher.
Wir haben die schmale Standbox Premium Wireless 701 als Ziel ausgewählt. Der Name „Premium“ist nicht wirklich elegant. Er wirkt ein wenig abgegriffen. Piega sollte da etwas mehr Fantasie walten lassen. Egal, auf das Ergebnis kommt es an. Die 701 ist ein schlanker, hochaufragender
Lautsprecher. 28 Kilogramm treffen hier auf 106 Zentimeter.
Bändchen an Bord
Natürlich muss ein Bändchen mit an Bord sein. Dafür sind die Schweizer berühmt. Das muss man sich in Zeiten des globalen Marktes einmal vorstellen: Bei Piega wird jedes Bändchen noch per Hand gefaltet, im Hochlohnland Schweiz, im Hotspot der hohen Preise, am Zürichsee selbst. Der zweite Hype liegt im Gehäuse: Piega formt reines Aluminum zu wunderbaren Stehlen. Aber schauen wir in die Details.
Unter dem legendären Bändchen liegen zwei kompakte 14-cm-tieftöner. Im Hintergrund walten Class-d-verstärker, jedes Chassis wird von einem eigenen Amp bedient. Das
Ganze wird zudem von einer intelligenten Dsp-steuerung überwacht. Etwas tiefer an der Front strömt die Bassreflexöffnung nach vorn. Was die Aufstellung dramatisch vereinfacht. Dieser Lautsprecher darf auch wandnah oder gar in einer Ecke aufspielen, zumal er wirklich intelligent ist. Denn auf der
Da wird es mythisch, schließlich unfassbar laut – die Piega hielt stand und weitete den Raum.
Rückseite liegt ein aktives Feld mit Feineinstellungen. So lassen sich über kleine Schalter die Aufstellungsdetails vorgeben, dazu der Frequenzweg zur zentralen Steuerbox. Vermittelt wird der Codec mit 24 Bit und 96 Kilohertz. Zwischen drei farbig markierten Frequenzen können wir wählen – sollte sich beispielsweise eine Störfrequenz im Haushalt befinden. Zudem müssen wir den Lautsprechern noch sagen, ob sie
links oder rechts aufspielen. Fertig. Der Aufbau der Komplettkombination hat tatsächlich weniger als zehn Minuten gebraucht. Subtext: Man muss keine Angst vor dieser Vielfalt und Moderne haben.
Charme, Raum, Eleganz
Lauschen wir hinein. Ganz feinsinnig: Nils Landgren und Jan Lundgren wärmen unser Herz mit gefühlvollem Jazz. Das Album „Kristallen“ist recht frisch erschienen. Mit „Blekinge“tasten wir uns sanft in die
Klangwelt hinein. Hier muss die Kombi vor allem souverän und ruhevoll erscheinen. Die abgewandte Seite der Show. Das gelang der Piega/primarekombi vollkommen. Das hatte Charme, weiten Raum und schönste Eleganz. Dann der heitere Schwung im Beatles-song „Norwegian Wood“. Das zeigte uns, dass hier auch viel Musizierlaune möglich ist. Wir sind sicher: Die Schweden und die Schweizer erschaffen wunderbar entspannte Hörabende. Doch wenn die Dynamik tobt?
Die Deutsche Grammophon Gesellschaft hat überraschenderweise mal wieder Geld in die Hand genommen. Ihr neuer Superstar unter den Dirigenten, Yannick Nézet-séguin, durfte mit dem Philadelphia Orchestra die Achte Symphonie von Gustav Mahler einspielen. Auf der Klangbühne sitzen und stehen Aberhunderte Musiker, das ist die größte Besetzung, die je ein Komponist gewagt hat. Mit der Folge, dass es im Finale wirklich extrem dynamisch wird. Der Chor flüstert die letzten Worte von Goethes „Faust“– „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.“Da wird es mythisch, schließlich unfassbar laut – alle spielen im Fortissimo und die Orgel strömt einen mächtigen Bass hinzu. Die Piega organisierte das erstaunlich gut. Wieder einmal überzeugte uns das Bändchen mit seiner leichten doch reichen Auflösung. Stramm dazu der Bass. Nirgends ein Moment der Überanstrengung. Vielleicht hätten wir uns noch mehr Drive auf den Hörplatzen gewünscht. Doch die innere Harmonie dieser Kette hätte nicht schöner sein können.
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