naim Uniti atom HDMI + Focal Chora 806
Die Atom-kraft erlebt ein Comeback. Dank Ergänzung durch HDMI passt Naim seinen kleinen Uniti Amp dem Zeitgeist an. Gemeinsam mit der neuen Focal Chora 806 bildet er ein Dream-team: klein, schwarz, stark.
Bereits im Oktober 2017 trat der Naim Uniti Atom zum Test an. Er sammelte Pluspunkte mit einem Namen, der in Deutschland nicht nur für Kernspaltung steht, sondern an dem sich auch die Geister scheiden. Und während sich angeheizt von der Erderwärmung und neuen Technologien wie dem Dual-fluid-reaktor (DFR) eine Diskussion um ein Comeback der Kernkraft entwickelt, feiert der Uniti Atom durch ein Update bereits ein Revival. Dafür musste Naim nur vorhandene Technologien miteinander verschmelzen. Der neue Uniti besitzt jetzt einen Hdmi-ausgang mit Audio-rückkanal (ARC)
Diese Kompaktanlage genügt höchsten Ansprüchen. Streaming-amp und Box fahren ein Maximum an Technik auf.
zum Anschluss an den Fernseher. Ein kleiner Schritt für die Entwickler, der jedoch einen großen Fortschritt für Nutzer verheißt.
Das Update animierte uns, mit der neuen Focal Chora 806 eine Ketten-reaktion herbeizuführen. Die 2-Wege-box ist ebenfalls kantig, schwarz wie Kohle und sehr sauber verarbeitet. Mit ihren kompakten Abmessungen sorgt sie gleichzeitig dafür, dass mit dieser
Kombination nicht die kritische Masse für kompakte Anlagen überschritten wird.
Was das Budget betrifft, trägt die Französin ebenfalls erheblich zur Deeskalation bei. Immerhin schlägt der kleine britische Vollverstärker mit 2760 Euro zu Buche, während die
Regal-box dagegen mit 600 Euro pro Paar glatt als Schnäppchen durchgeht. Trotzdem geizt die in drei Ausführungen lieferbare Chora 806 nicht mit Reizen.
Das beginnt schon bei den hochwertigen Folien-furnieren, von denen die an gebürstetes Metall erinnernde schwarze Ausführung für den Uniti Atom wie geschaffen erscheint. Die beiden braunen Varianten mit Holzmaserung setzten mit farblich abgesetzten Schallwänden frische Akzente. Was allerdings bei der Kombination mit einem kleinen, aber extrem feinen Vollverstärker wie dem Uniti Atom noch mehr zählt, ist die anspruchsvolle Treibertechnik.
Hier hat Focal zudem einen Ruf zu wahren. Dessen sind sich die Franzosen offensichtlich bewusst. Deshalb setzen sie nicht nur beim 2,5-cm-tnf-hochtöner auf einen leichten, steifen Materialmix aus Aluminium und Magnesium mit PoronSicke. Sie ließen sich über die inverse Kalotte hinaus auch beim Tief-mitteltöner etwas Ausgefallenes einfallen, verpassten dem 6-Zöller einen Schieferfaser-konus. Nicht nur der Name klingt spannend. Die 2019 enthüllte Technologie ist es ebenfalls. Vor allem ist sie auch irgendwie öko. Das zweilagige thermoplastische Polymer wird versteift durch recycelte, ungewobene Karbonfiber. Focal sieht sich als Vorreiter im Audio-bereich, was die Wiederverwendung dieser auch in Windenergierotoren verwendeten Kunstfasern betrifft. Wer weiß, vielleicht spielt demnächst in Ihrem Wohnzimmer das erste atomgetriebene Windrad-überbleibsel?
Recycling klingt besser
Die ungleiche Ausrichtung der Karbonfasern soll die Steifigkeit gegenüber üblichem Gewebe erhöhen. Die Bauweise soll zudem, nicht zuletzt durch Thermoplastik zwischen den einzelnen Fasern, die innere Dämpfung optimieren. Selbstredend profitiert der Konus von der Leichtigkeit des Kohlefaserwerkstoffs, was gerade bei schnellen Bewegungen im Mitteltonbereich Vorteile verspricht. Mit Stolz verweist Focal darauf, dass die Membrane am Stammsitz in Saintétienne hergestellt wird. Naim setzt in der Fertigung des Uniti auf Made in Britain mit reichlich Handarbeit. Verabschiedet
haben sie sich in der UnitiSerie allerdings nicht erst beim aktuellen Update von den traditionellen Din-anschlüssen. Der einzige Analog-eingang des Atom verfügt über vergoldete Cinch-buchsen. Ein weiteres Cinch-paar dient als Vorverstärkerausgang für Erweiterungen. Dafür wuchs die digitale Konnektivität durch HDMI auf ein anständiges Level: Es gibt drei S/PDIF-EINgänge (zwei Toslink, ein Koax),
Bluetooth-schnittstelle (Aptx HD), USB hinten und vorne plus Netzwerk (LAN/ WLAN), um den Uniti als StreamingClient für Musik von der NAS mit Upnp-server, Airplay 2 oder Internetradio zu nutzen. Gerade beim Streamen macht sich das große Farbdisplay bezahlt, auf dem auch die Albumcover oder Senderlogos angezeigt werden. Das verheißt nicht nur mit der App (IOS und Android), sondern auch mit der
Infrarotfernbedienung intuitive Benutzung.
Ganz intuitiv wirkte auch die ausgesprochen präzise, plastische und dynamische Wiedergabe nach perfekter Harmonie. Hier stimmten nicht nur der scharfe Fokus und die vorbildliche Homogenität. Selbst die Basswiedergabe gelang der Kompaktanlage äußerst souverän. Die unteren Oktaven kamen trocken, kraftvoll und bemerkenswert differenziert aus den
Regalboxen. Die einzige Einschränkung: Exzessive elektrische Beats wirkten überaus satt, konnten jedoch nicht so laut abgespielt werden wie akustische Drums in der Rockmusik. Attacke, Timing und Dynamik waren aber auf jeden Fall sehr überzeugend. Das Duo machte ohne Frage riesig Spaß.