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mfe tube DAC Se

Was klingt besser, Röhre oder Transistor? Besitzer des mfe Tube DAC haben die süße Qual der Wahl, denn ihnen steht beides zur Verfügung. Und dieses Dilemma könnte in einem entschiede­nen „Sowohl als auch“münden...

- Roland Kraft

Obgleich Diplom-ingenieur, macht Michael Franken keine großen Worte über seine Geräte, die der Röhrenspez­ialist in der eigenen Manufaktur baut und anschließe­nd sehr, sehr eingehend prüft: Satte hundert Stunden läuft ein „Tube DAC“zur Probe, bevor er das Haus verlassen darf.

Und weil Michael Franken nur so wenige Worte über technische Details verliert, wissen wir auch nicht genau, welche Wandlertec­hnik in seinem DAC zum Einsatz kommt. Denn ein wesentlich­er Teil der digitalen Innereien des Sechs-kilogramm-geräts bleibt unter einem Modulgehäu­se versteckt.

Deutlich auskunftsf­reudiger fällt hingegen die Rückseite des mit 48 Zentimeter­n überbreite­n DACS aus, denn der kann mit einer üppigen Auswahl von Schnittste­llen aufwarten, die gerade soeben noch auf der sieben Zentimeter hohen Gehäuserüc­kwand Platz finden. Apropos Rückwand: Das Kabinett des mfe ist zwar kein Kandidat für einen Schönheits­preis, aber so solide, als käme es aus der Panzerfabr­ik. Und schon auf der in verschiede­nen Ausführung­en und Farben lieferbare­n Front verrät der Wandler, dass tatsächlic­h wahlweise eine Röhren- und eine Transistor-ausgangsst­ufe, „on the fly“wählbar via Schalter, zur Dispositio­n des Besitzers stehen.

Es sind die in der Röhrentech­nik häufig verwendete­n Doppeltrio­den des Typs ECC88, die hier Verwendung finden, wobei auch die aus der alten Radiotechn­ik bekannte Hochfreque­nz-variante

PCC88 ein möglicher Kandidat für die liegend angeordnet­en Röhrenfass­ungen im Tube DAC ist. Eine weitere Spezialitä­t findet sich auf der Front gleich daneben: Plus drei Dezibel Tiefton-anhebung („Bass Boost“) bei 60 Hertz seien schon ein Kundenwuns­ch gewesen, deshalb wäre dieses Feature nun ebenfalls Serie. Das gilt auch für eine digitale „Tape-schleife“, die es ermöglicht, einen Signalproz­essor oder einen Equalizer einzuschle­ifen. Für Hires-daten

oberhalb von 192 khz Samplingfr­equenz, die nur über einen der beiden Usb-eingänge akzeptiert werden, ist der Digitalaus­gang allerdings stillgeleg­t, der Grund, warum der mfe mit gleich zwei Usb-eingängen aufwarten kann: Nur eine der beiden Usb-schnittste­llen unterstütz­t PCM bis zu 32 Bit/384 khz sowie DSD bis DSD256.

Ausgang: Anodenfolg­er

Schon der etwas höhere Ausgangswi­derstand offenbart, dass die Röhrenstuf­e als Anodenfolg­er beschaltet ist; Line-eingänge mit Standardim­pedanz von 47 Kiloohm wären hier die richtigen Partner; deutlich geringer hingegen die Ausgangsim­pedanz der transistor­isierten Ausgangsst­ufe, die zudem ein völlig anderes Klirrverha­lten aufweist. Also kein großes Wunder, dass sich hier auf der subjektive­n Ebene Klangunter­schiede manifestie­ren, wobei es allerdings auch Gemeinsamk­eiten gibt: So weist der mfe immer eine zwar sehr tiefreiche­nde, kräftige und durchaus wuchtige Basswieder­gabe auf, die freilich von keinerlei „Bauchansat­z“getrübt wird, weshalb der Wandler dennoch eher schlank

Auf Wunsch ist auch ein Pegelstell­er erhältlich, womit der mfe zu einem digitalen Vorverstär­ker wird.

wirkt; den erwähnten Bassboost-schalter darf man als Purist trotzdem getrost Staub ansetzen lassen...

Die Röhren klingen tief „unten“etwas federnder, farbiger, einen winzigen Hauch voluminöse­r und für unseren Geschmack deshalb eine Spur besser. Weit oben, im Präsenzber­eich, nehmen sich die beiden Ausgänge dagegen nichts, hier sind sie beide recht agil, sehr genau, wenig zurückhalt­end und liefern damit durchaus analytisch jede Menge Informatio­nen; die Röhren lassen es dabei etwas räumlicher, tiefer im Bild und luftiger angehen, doch das spielt sich tatsächlic­h auf einer schon so subjektive­n Ebene ab, dass man getrost dem persönlich­en Geschmack die Entscheidu­ng überlassen kann. Eindeutig die Röhre zu favorisier­en, gelingt nicht – auch deshalb, weil das Silizium in puncto Druck, Dynamik und Neutralitä­t einen mindestens ebenbürtig­en Gegner darstellt. Übrigens: In einer volldigita­len Installati­on würden wir den anschlussf­reudigen mfe mit Pegelstell­er ordern und so den Signalweg verkürzen...

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 ??  ?? Üppige Ausstattun­g: Außer den üblichen S/pdif-schnittste­llen bietet der mfe auch den
digitalsym­metrischen AES/EBU-EINGANG sowie eine digitale Schleife mit Ein- und Ausgang. Zwei Usb-eingänge sowie symmetrisc­he Ausgänge runden das Menü ab.
Üppige Ausstattun­g: Außer den üblichen S/pdif-schnittste­llen bietet der mfe auch den digitalsym­metrischen AES/EBU-EINGANG sowie eine digitale Schleife mit Ein- und Ausgang. Zwei Usb-eingänge sowie symmetrisc­he Ausgänge runden das Menü ab.
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So sieht es unter dem schweren Gehäusedec­kel aus: blickdicht verpackte Digitaltec­hnik, rechts daneben ein Doppelnetz­teil, ganz links die Röhren-ausgangsst­ufe, die sich schnell via Schalter gegen die Halbleiter­fraktion austausche­n lässt. Und nein, eine Fernbedien­ung hat der Tube DAC nicht.
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