Zurück im kreativen Fokus
Im Laufe der Jahre hat Prince einige Kämpfe ausgefochten, nicht immer im Einklang mit den Meinungen des Zeitgeistes, ihm aber stellenweise voraus. Die Neunziger etwa waren die Phase seines strukturellen und merkantilen Protests, wo er mit der Plattenfirmawarner um die Selbstständigkeit als Künstler stritt und seinen Markennamen ablegte. Nach dem Millennium hingegen fand er wieder zu einem vermittelbaren Zentrum und probierte mit seiner Plattenfirma NPG Records vieles aus, was erst Jahre später Usus werden sollte: Alben als Download, Subscription mit Mitglieder-boni, bezahlte Exklusivität besonderer Leistungen, etwa der Zugang zu den Soundchecks seiner „One Night Alone“-tournee 2002, die er übrigens trotztitel mit großer Band spielte.wenn jetzt das Prince Estate die Aufnahmen dieser Phase, die mit „The Rainbow Children“(2001) begann, Stück für Stück wieder auf Cd,vinyl und in verschiedenen Formaten mit Dvd-ergänzung zugänglich macht, kann beispielsweise auch auf viele Statements von Fans und (heute würde man sagen) Followern zurückgegriffen werden, die die Inlays der Plattenfassung etwa des opulenten
Live-mitschnitts zieren. Überhaupt lernt man einiges, zum Beispiel dass der Prince dieser Phase eine Begeisterung für swingende Rhythmen entwickelte, Arrangements auf der Bühne präsentierte, die auch in ein Zappa-konzert gepasst hätten, mit Gästen wie Candy Dulfer und Maceo Parker unterwegs war, weiterhin enorm lässig sich selbst vermarktete und überhaupt ein Künstlertum zwischen Vision, Ethos und Narzissmus kultivierte, das für die Ära kurz nach Nine-eleven einfach zu komplex war. Die Edition auf farbigem oder durchsichtigem Vinyl der Regenbogenkinder, des Studioprogramms „One Night Alone“, der Live-aufnahme als Zentrum und der Doppel-lp mit den Aftershow-jams ist daher Stoff zum Entdecken und außerdem klangtechnisch ausgezeichnet gearbeitet.
Chanda Rule & Sweet Emma Band